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Bolschoi-Ballettchef aus Neid mit Säure beschüttet

Heute Redaktion
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Bild: Wikipedia/Bolschoj-Ballett

Es ist das wahrscheinlich berühmteste Ballett der Welt und es dort bis an die Spitze zu schaffen ist fast unmöglich. Der Chef des Moskauer Bolschoi-Balletts musste am eigenen Leib erfahren, dass Tänzer bereit sind über Leichen zu gehen, um seinen Posten oder eine bestimmte Rolle zu bekommen.

Sergej Filin, der Leiter des Weltklasse-Balletts überlebte einen Säureanschlag schwer verletzt. Ärzte eines Moskauer Krankenhauses kämpften seit Freitag sogar um das Augenlicht des 42-jährigen Tänzers. Ein maskierter Unbekannter hatte Filin, der die größte und berühmteste Balletttruppe der Welt seit 2011 führt, am späten Donnerstagabend vor seiner Wohnung angegriffen und ihm Säure ins Gesicht geschüttet. Der Täter entkam. Ermittelt werde wegen schwerer Körperverletzung.

Augenlicht kehrt zurück - weitere Operationen

Der Familienvater trug schwere Verätzungen an den Augen und am Kopf davon. Der Chef des Moskauer Bolschoi-Balletts wird nach Einschätzung der Ärzte aber wieder sehen können. Der Zustand von Sergej Filin entwickle sich nach dem Säure-Angriff auf ihn "sehr positiv", sagte die Ärztin Larissa Maschetowa am Montag im russischen Fernsehen. "Er gewinnt seine Sehkraft auf einem Auge schnell zurück. Wir hoffen, dass sie am Ende auf beiden Augen zurückkehrt", sagte Maschetowa. Allerdings werde es "viel Zeit" benötigen, es seien noch mehrere Operationen nötig.

Filins Posten gilt als einer der einflussreichsten in der Welt des Tanzes - und als einer der umkämpftesten. Der in Moskau geborene Filin gilt als Tänzer von Weltrang.

Ständige Drohungen, viele Neider

"Es gab gegen Sergej ständig Drohungen, seit er diese Position übernommen hat", sagte die Sprecherin des Theaters, Katja Nowikowa. Filin hatte Medien zufolge viele Neider. Außerdem bestimmt Filin die Tänzer für Rollen, was immer wieder zu Konflikten innerhalb der Truppe führt. "Wir hätten nie gedacht, dass solch ein Krieg um Rollen - und nicht etwa um Immobilien oder um Öl - solch ein kriminelles Niveau erreichen kann."

"Keine Zugeständnisse"

Bolschoi-Intendant Anatoli Iksanow verurteilte den Anschlag. "Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass dies mit seiner beruflichen Tätigkeit zu tun hat", sagte Iksanow dem russischen Staatsfernsehen. "Er ist ein prinzipienfester Mensch und geht keine Zugeständnisse ein. Wenn er den einen oder anderen Künstler für nicht reif für eine Partie hält, verwehrt er ihm den Auftritt", sagte Iksanow. Der Ballettchef gilt als besonnener und diplomatischer Künstler.

Auch Cyber-Anschläge und Sachbeschädigung

Filins Kollegen berichteten, dass zuletzt etwa auch dessen Internetseite gehackt und mit Beleidigungen übersät worden sei. Zudem seien seine Autoreifen zerstochen worden. Den Berichten zufolge wird der Künstler von den besten Spezialisten in Moskau behandelt. Experten erwarten, dass Filin mindestens ein halbes Jahr für die Heilung benötigt.

Größte Balletttruppe der Welt

Die Geschichte des Bolschoi Theaters reicht rund 200 Jahre zurück.  2011 wurde der historische Säulenbau am Moskauer Theaterplatz nach sechsjähriger Totalsanierung im alten Zarenglanz wieder eröffnet . Das Bolschoi hat eine reiche Opernkultur. Und es gilt als Wiege des klassischen Balletts mit makellosem Spitzentanz, athletischer Sprungkraft und streng synchronen Bewegungen. Die Balletttruppe hat mehr als 200 Tänzer und damit so viele wie keine andere der Welt.