Wirtschaft

Börsen-Sturz nach Zyperns irrem Sparpaket

Heute Redaktion
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Zehn Stunden dauerte der Poker um das Rettungspaket für den überschuldeten Inselstaat Zypern, etwa zehn Milliarden Euro beträgt der Umfang der Hilfe. Der große Schock für die Zyprioten kam aber, als bekannt wurde, dass Bankkunden an der Rettungsaktion beteiligt werden. Guthaben über 100.000 Euro werden automatisch mit einer "Solidarabgabe" von 9,9 Prozent belastet. Europas Börsenkurse gingen auf Talfahrt. Die Abstimmung wurde auf Dienstag verschoben.

Zehn Stunden dauerte der Poker um das Rettungspaket für den überschuldeten Inselstaat Zypern, etwa zehn Milliarden Euro beträgt der Umfang der Hilfe. Der große Schock für die Zyprioten kam aber, als bekannt wurde, dass Bankkunden an der Rettungsaktion beteiligt werden. Guthaben über 100.000 Euro werden einmalig mit einer "Solidarabgabe" von 9,9 Prozent belastet. Europas Börsenkurse gingen am Montag auf Talfahrt. Die Abstimmung wurde auf Dienstag verschoben.

Das Hilfspaket für Zypern sieht vor, dass die Inselrepublik Hilfskredite des Euro-Rettungsschirms von zehn Milliarden Euro erhält, um seine Probleme im Bankensektor und im Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. Weil eine höhere Summe den Schuldenberg untragbar vergrößert hätte, werden alle Kontoinhaber zur Kasse gebeten.

Börsen stürzen ab

Nachdem am Wochenende das Rettungspaket für Zypern beschlossen wurde - Guthaben von unter 100.000 Euro wird einmalig ein Betrag von 6,75 % abgezogen - stürzten Europas Börsen am Montag ab. Der ATX stürzte um 1,8 Prozent ab, der Deutsche Aktienindex notierte 1,48 Prozent unter dem Schlussniveau vom Freitag. In lOndon gab der Leitindex um 1,5 % nach.

Der Euro ist wegen der Unsicherheit im Zusammenhang mit der geplanten Zwangsabgabe auf Bankeinlagen im Euro-Krisenland Zypern kräftig unter Druck geraten. Nach zum Teil scharfer Kritik von Experten an den jüngsten Rettungsplänen für Zypern rutschte die Gemeinschaftswährung am Montag zeitweise auf 1,2883 Dollar ab und erreichte damit tiefsten Stand seit drei Monaten. Im weiteren Handel konnte sich der Euro wieder etwas erholen und stand zuletzt bei 1,2951 Dollar.

Abstimmung verschoben

Präsident Nikos Anastasiades verschob am Sonntag die Abstimmung der Abgeordneten um einen Tag auf Montag - ob das Eilgesetz eine Mehrheit bekommt, war offen. Auch am Montag wurde die Abstimmung verschoben - auf Dienstag.

Empörung bei Bevölkerung

Bei der Bevölkerung löste die Zwangsabgabe Empörung aus. Wer versuchte, sein Geld in Sicherheit zu bringen, hatte dazu keine Chance mehr: So war auch Online-Banking nicht mehr möglich. Bis Dienstag soll der Konten-Zugriff abgewickelt sein, am Montag sollten die Banken wegen eines Feiertags geschlossen bleiben. Wegen der Sorge eines Banken-Runs könnten die Banken auch am Dienstag geschlossen bleiben, hieß es.

Die Abgabe soll dem Staat zusätzliche 5,8 Milliarden Euro bringen. Auch Russen oder andere Ausländer, die ihr Geld auf der Insel haben, sind betroffen. Der Mittelmeerstaat Zypern gilt schon lange als Zufluchtsort für Oligarchen und Steuerflüchtlinge. Mehr als 40.000 Briefkastenfirmen sind dort registriert. Trotz der Verschwiegenheit dringen immer wieder Informationen über Prominente durch, die sich der Dienste des Finanzsystems der Insel bedienen - manche legal, manche illegal.

Bankensystem eingefroren

Um einem massenhaften Ansturm auf die Konten angesichts der Angst der Einleger vor der Zwangsabgabe zuvorzukommen, hat die Zentralbank Zyperns das gesamte Bankensystem quasi lahmgelegt. Über ein entsprechendes Schreiben von Zentralbankchef Panicos Demetreades von Samstag berichteten am Sonntag griechischsprachige Medien.

Demetreades verbietet demnach darin "vorläufig und bis auf weiteres" sämtliche Transaktionen wie Auszahlungen oder Überweisungen innerhalb und außerhalb Zyperns, sogar innerhalb derselben Bank. Bereits erteilte Aufträge seien auszusetzen, heißt es weiter in dem Schreiben.

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