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Bosnien: Wütende Bürger blockierten Parlament

Heute Redaktion
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Bild: AP

In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo protestieren am Donnerstag und Freitag Hunderte Menschen gegen die Behörden, die seit Monaten nicht in der Lage sind, eine Lösung für die Personenregisternummern zu finden. Dadurch konnte ein schwer krankes Baby nicht im Ausland operiert werden.

Wütende Bürger, darunter auch viele Mütter mit Kinderwagen, hatten am Donnerstag das Parlament gut zwölf Stunden lang blockiert und Parlamentarier, Parlamentsangestellte sowie Teilnehmer eines internationalen Bankertreffens daran gehindert, das Gebäude zu verlassen. Nach Vermittlung des internationalen Bosnien-Beauftragten Valentin Inzko evakuierte die Polizei schließlich rund 800 Menschen aus dem Parlamentsgebäude.

Baby konnte nicht im Ausland operiert werden

Die Menschen machen ihrem Ärger über den politischen Streit um Ausweisnummern Luft, der seit Monaten die Politik in dem Balkan-Land beschäftigt. Die Kontroverse verhindert, dass neue Personenregisternummern erteilt werden, ohne die wiederum keine Reisepässe oder Krankenkassen-Karten ausgestellt werden können. Konkreter Anlass für die Eskalation war die dramatische Situation um ein vier Monate altes Baby, das dringend im Ausland operiert werden sollte. Das Kind konnte wegen fehlender Personenregisternummer keinen Reisepass bekommen, um auszureisen.
 
Der Streit um die Personenregisternummern dreht sich eigentlich um die Bezirksgrenzen. Vertreter des kleineren Landesteils, der Serbischen Republik, sind dagegen, dass bei der Vergabe der Personenregisternummern die Entitätsgrenzen überschritten werden. Ein konkretes Beispiel dafür ist die Hauptstadt Sarajevo. Serben widersetzen sich einheitlichen Personenregisternummern für das gesamte Stadtgebiet. Die Vororte, die zur Serbischen Republik (Republika Srpska) gehören, sollen ihrer Meinung nach ausgeklammert bleiben.

Fortsetzung am Freitag

Auch am Freitag äußerten die Menschen ihren Unmut. Nach einem von Studenten organisierten Protestmarsch durch die Stadt schlossen sich ihnen vor dem Parlament laut Medienberichten Demonstranten aus Tuzla an. Auch aus anderen Landesteilen wurden Kundgebungsteilnehmer erwartet. Die Kontroverse verhindert, dass neue Personenregisternummern erteilt werden, ohne die wiederum keine Reisepässe oder Krankenkassen-Karten ausgestellt werden können.

Laut Medienberichten gingen am Freitag bisher mehr als 2.500 Personen auf die Straße. Proteste hatte es am Vormittag auch in der herzegowinischen Stadt Mostar gegeben.