Österreich
Bosnier nach mysteriösem Tod auf dem Weg nach NÖ
Der 21-jährige David Dragicevic wurde am Dienstag exhumiert. Er soll auf Wunsch der Eltern in Wiener Neustadt beigesetzt werden.
In den frühen Morgenstunden hoben mehrere Männer einen Sarg am Friedhof in Banja Luka aus. Der Grund: Suzana Radanovic und Davor Dragicevic wollten nicht, dass ihr Sohn in einem "Mafiastaat" begraben liegt. Aus diesem Grund fragten die Eltern des 21-Jährigen um eine Exhumierung an.
David soll in Wiener Neustadt begraben werden
Bei der Aushebung des Sarges waren zahlreiche Menschen anwesend, die schon seit fast einem Jahr nach "Gerechtigkeit für David" fordern. Während der Exhumierung tönte das Lied "Klinac u getu" (zu deutsch: Kind aus dem Ghetto) aus einem Lautsprecher. Dabei handelt es sich um einen Song von David. Dabei singt er Zeilen wie: "Ich warte nur, bis der Tod an meine Tür klopft" oder "Ich will nicht schlafen, weil ich nicht jung sterben will".
Am Friedhof war auch die Mutter Suzana, die derzeit in Wiener Neustadt lebt. Sie brach in Tränen aus, als der Sarg wieder ausgegraben wurde. Schließlich ging sie auch vor und küsste den Deckel. Am Freitag soll David dann in Niederösterreich beigesetzt werden, um "endlich Ruhe zu finden", heißt es von den Eltern.
Was war passiert?
David Dragicevics Leiche wurde Mitte März des vergangenen Jahres in einem Bach gefunden. Er sei ertrunken, sagt die Polizei. Seine Eltern, Freunde und Bekannte wollen dies aber nicht glauben. Sie behaupten er wurde eiskalt ermordet.
Davids Vater Davor verlangte einen zweiten Autopsiebericht, der ihnen recht zu geben scheint, denn die Leiche wies offenbar Spuren von massiver Gewalt auf. Die Familie des 21-Jährigen klagt eine korrupte Polizei und Polit-Elite an – und findet Gehör im ganzen Land. Aus dem mysteriösen Todesfall formierte sich eine landesweite Protestbewegung, in der Bosniaken, Serben und Kroaten die "Gerechtigkeit" einfordern.
Vater untergetaucht
Seit Monaten führt Davor Dragicevic Proteste in ganz Bosnien und Herzegowina an. Immer wieder gehen die Menschen auf die Straße und fordern "Gerechtigkeit für David". Dabei kommt es auch nicht selten zu Konfrontationen mit der Polizei.
Mittlerweile wurden die Demonstrationen untersagt. Auch wurde ein Haftbefehl gegen den Vater des 21-Jährigen erlassen. Er soll Drohungen gegen zwei serbische Politiker geäußert haben. Der Protest-Anführer tauchte daraufhin unter. (slo)