Fussball
Boss Bruckner rechnet ab: "Rapid ist nicht führbar"
Martin Bruckner nimmt als Rapid-Präsident den Hut. Vor seinem Abschied spricht der 57-Jährige Klartext und übt Kritik am Verein.
Eigentlich wollte Bruckner für eine zweite Amtszeit als Rapid-Präsident kandidieren. Doch nach dem blamablen Europacup-Aus gegen Vaduz und heftiger Kritik der Fans zog er seine Kandidatur zurück. Auf die Grün-Weißen sieht er in Zukunft Probleme zukommen und findet eindringliche Worte. "Dieser Mitgliederverein muss im dritten Jahrtausend ankommen. Der Mitgliederverein, so wie er im Moment ist, ist nicht führbar", warnt Bruckner.
Seiner Meinung nach seien die Strukturen bei Rapid zu kompliziert. Er erklärt: "Ich kann nicht in hunderttausend Gremien irgendwas machen. Wir sind im Wettbewerb mit einer Mannschaft wie Red Bull Salzburg, dem LASK, die auch eine wahnsinnig breite Mitgliederbasis haben, und da gibt es noch ein paar andere Mannschaften. Aber dort sind die Entscheidungswege sehr viel kürzer."
Dennoch glaubt er an eine erfolgreiche Zukunft für Rapid: "Ich glaube an den Mitgliederverein, das sage ich ganz offen. Aber nicht in dieser Form, wo man sich gegenseitig lähmt und so viel Kraft nach innen geht." Die Zukunft wird allerdings ohne Bruckner stattfinden. Der hätte laut eigenen Angaben für die Zeit von 2022 bis 2025 Struktur-Reformen eingeleitet. "Ohne dem wird es für den SK Rapid ganz schwer werden, im Konzert der Großen in diesem Land weiterhin mitzuspielen", warnt er.
Außerdem attestiert er klubintern "sehr, sehr negative Stimmung". Er habe versucht, Gräben zuzuschütten, aber "wenn du in Permanenz erkennst, dass du mit all deinen Aktivitäten an die Wand läufst, muss man einmal die Konsequenzen ziehen." Reibereien mit den Ultras, die ihn erst bei seiner Wahl unterstützten, ihn nun aber kritisierten, sieht er zumindest offiziell entspannt: "Wir sind der größte Mitgliederverein in diesem Land, daher sind alle Aktivitäten, die hier geschehen, ein bisschen eine Solitärsache. Aber in Deutschland ist es nicht ganz unüblich, bei den anderen großen Mitgliedervereinen, dass man sich mit den führenden Köpfen in der Fanszene austauscht."
Die Bilanz seiner Amtszeit fällt für Bruckner jedenfalls positiv aus: "Wir werden am Ende dieses Geschäftsjahres ein Eigenkapital von über 20 Millionen haben. Wir waren zweimal Vizemeister, wir sind halt leider einmal Fünfter geworden." Titel gab es allerdings zuletzt in der Meistersaison 2007/08 zu bejubeln. So wie es aussieht, müssen die Rapid-Fans auf weitere Trophäen länger warten.