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Boston Attentäter droht Todesstrafe

Heute Redaktion
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Bild: AP

Nach dem spektakulären Ende der Terroristen-Jagd auf zwei Brüder aus Tschetschenien konnte der schwer verletzte Dzokhar Tsarnaev in Boston noch nicht einvernommen werden. Offenbar hat er vor seiner Festnahme versucht, Selbstmord zu verüben. Inzwischen hat die Familie der beiden Terror-Brüder zu den Anschlägen Stellung genommen. Dem mutmaßlichen Boston-Attentäter Dzhokhar Zarnajew (Tsarnaev) droht unter Umständen die Todesstrafe.

konnte der schwer verletzte Dzokhar Tsarnaev in Boston noch nicht einvernommen werden. Offenbar hat er vor seiner Festnahme versucht, Selbstmord zu verüben. Inzwischen hat die Familie der beiden Terror-Brüder zu den Anschlägen Stellung genommen. Dem mutmaßlichen Boston-Attentäter Dzhokhar Zarnajew (Tsarnaev) droht unter Umständen die Todesstrafe.

 Dem mutmaßlichen Boston-Attentäter Dzhokhar Zarnajew (Tsarnaev) droht unter Umständen die Todesstrafe. Auch, wenn diese im betroffenen Bundesstaat Massachusetts abgeschafft ist, könnte ein Bundesgericht einem entsprechenden Antrag der Staatsanwaltschaft nachkommen. Nach dem Bundesgesetz kann Generalstaatsanwalt Eric Holder die Entscheidung fällen, nachdem das Justizministerium sämtliche Aspekte der Tat und des Hintergrunds des Verdächtigen sorgfältig analysiert hat.

Familie spricht

Nach der spektakulären Festnahme von Dzokhar Tsarnaev (19) und dem Tod seines Bruders Tamerlan (26) spricht nun auch die Familie der beiden mutmaßlichen Bomben-Attentäter. Vater Anzor Tsarnaev will seinen getöteten Sohn in der Heimat, im russischen Konfliktgebiet Dagestan im Nordkaukasus, beerdigen lassen. "Natürlich würde ich gerne meinen Sohn abholen, falls seine Leiche freigegeben wird und ihn hier begraben."

Mutter Subeidat Tsarnaeva, sagte dem englischsprachigen Staatsfernsehen Russia Today, ihr Sohn Tamerlan habe sich seit etwa fünf Jahren stark für den Islam interessiert. "Aber er hat nie gesagt, dass er den Weg des Jihads einschlagen will."

Einer der Attentäter hatte Familie

Tamerlan hinterließ seine Frau Katherine Russell (24) und die dreijährige Tochter Zahara. Russel wollte dazu nicht Stellung nehmen. Allerdings sprach Schwester Alina mit den Medien und nahm ihn in Schutz: "Er war eine tolle Person. Ich dachte ihn zu kennen. Ich hätte so etwas niemals von ihm erwartet. Er ist ein netter und liebender Mann. Die Polizei hat auf dieselbe Art und Weise sein Leben genommen wie er das anderer Menschen. Am Ende des Tages kennt niemand die Wahrheit."

Noch keine Befragung möglich, Selbstmord?

Der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick, hofft stark, dass Dzokhar Tsarnaev überlebt. "Ich habe viele Fragen an ihn", sagte er der Zeitung "Boston Globe". Derzeit kann er nicht kommunizieren, der Gesundheitszustand des 19-Jährigen ist ernst, aber stabil.

Der jüngere der Terror-Brüder soll einem Fernsehbericht zufolge einen Selbstmordversuch unternommen haben. Laut CBS gehen die Ermittler davon aus, dass sich Dzhokhar Tsarnaev eine Pistole in den Mund gesteckt und abgedrückt haben könnte. Das hätte die Analyse seiner Wunden ergeben.

Das Krankenhaus, in dem er liegt, wird schwer bewacht. Die Polizei hat dem Festgenommenen bisher nicht seine Rechte vorgelesen. Welche Höchststrafe Dzhokhar droht, hängt davon ab, ob er nach Landes- oder Bundesrecht angeklagt wird: Massachusetts kennt keine Todesstrafe, die USA aber schon.

US-Präsident Barack Obama lobte nach der Festnahme in einer kurzen Rede im Weißen Haus die Arbeit der Sicherheitsbehörden und kündigte lückenlose Aufklärung an. Bei dem Anschlag auf den Boston-Marathon waren am Montag drei Menschen getötet und 180 verletzt worden.

 
Der letzte Tag der Attentäter-Jagd

Am Freitag wurde am Gelände des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zunächst ein Wachmann erschossen. Die Polizei verhängte eine Ausgangssperre über den Großraum Boston. Bei einer Verfolgungsjagd wurde Tamerlan angeschossen und .

Tausende Polizisten und Mitarbeiter von Spezialeinheiten jagten danach den jüngeren Bruder Dzokhar, durckämmten jeden Winkel des Bostoner Vororts Watertown. Der entscheidende Hinweis kam aber von Bürger David Henneberry. Als er in seinen Garten ging, entdeckte er, dass die Plane seines abgestellten Bootes im Wind flatterte. Er sah nach und entdeckte eine zusammengekauerte Person. Daraufhin wählte er den Notruf 911 und alarmierte die Polizei.

Henneberry und seine Frau wurden in Sicherheit gebracht, dann rückten die Einsatzkräfte an. Mit einer Wärmebildkamera sahen die Sicherheitskräfte in das Innere des Bootes. Sie nahmen Kontakt mit Tsarnaev auf, der aber um sich schoss. Nach 20 Minuten zäher Verhandlung stand er dann wie befohlen auf und streckte die Hände in die Höhe. Um 20:58 Ortszeit bestätigte die Bostoner Polizei via Twitter, dass der Verdächtige gefasst wurde.

Sport als Ablenkung und Symbol des Zusammenhalts

Im Bostoner Baseballstadion der Red Sox wurde unterdessen in einer Schweigeminute der Opfer der Bombenanschläge und des am Donnerstag erschossenen Polizisten gedacht. Statt ihres traditionellen Trikots trug die Mannschaft T-Shirts mit dem Aufdruck Boston. Starspieler David Ortiz zollte in einer kurzen Ansprache der Stadt, dem Gouverneur und der Polizei seine Anerkennung für ihre "großartige Arbeit". Die Fans stimmten zusammen mit dem 72-jährigen Sänger Neil Diamond "Sweet Caroline" an und sangen gemeinsam die Nationalhymne.