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Die Welt könnte bald einen Staat mehr haben

98 Prozent der Einwohner von Bougainville haben für eine Unabhängigkeit von Papua-Neuguinea ausgesprochen. Und die ist nicht unwahrscheinlich.

Heute Redaktion
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Beamte sammeln die Stimmzettel für die Auszählung ein.
Beamte sammeln die Stimmzettel für die Auszählung ein.
Bild: Reuters

Mit überwältigender Mehrheit von 98,31 Prozent stimmten die Einwohner der Insel Bougainville für die Unabhängigkeit von Papua-Neuguinea und die Gründung eines eigenes Staates. Das Referendum ist Teil des Friedensprozesses nach einem zehn Jahre andauernden Bürgerkrieg mit 20.000 Toten, der mit der Autonomie der Insel endete. Die Unabhängigkeit soll nun der nächste Schritt sein.

Rund 235.000 Menschen leben in Bougainville im Osten Papua-Neuguineas. Laut Behörden stimmten 176.928 für eine Unabhängigkeit und nur 3.043 für einen Verbleib, allerdings mit erweiterter Autonomie.

Die Insel wird aber nicht sofort in die Unabhängigkeit entlassen. Papua-Neuguineas Parlament muss das Ergebnis der Abstimmung erst ratifizieren, allerdings gibt es Widerstand. Zu groß ist die Angst, dass in Folge weitere Regionen die Unabhängigkeit verlangen können. Andrerseits könnte ein Ignorieren des Referendums zu einem neuen Aufflammen der Gewalt führen. Zumal der Wunsch der Einwohner nach Unabhängigkeit mit 98 Prozent Befürwortern eindeutig ist.

Wechselnde "Besitzer"

Die Insel ist nach dem französischen Entdecker Louis de Bougainville benannt, der 1768 kam. Er war aber nicht der erste Europäer auf der Insel: Der spanische Kapitän Alvara de Mendana betrat sie bereits 1568, doch dann gab es 200 Jahre lang keinen Kontakt mehr mit Weißen. Erste Spuren von Menschen auf der Insel sind jedoch bereits 28.000 Jahre alt.

1886 wurde Bougainville Teil des deutschen Schutzgebietes in der Südsee; nach Ende des ersten Weltkrieges 1918 wurde die Insel entgegen dem Wunsch der Stammeshäuptlinge nicht an die Salomon-Inseln übergeben sondern Teil des von Australien verwalteten Mandatsgebiets Neuguinea. Geographisch wird Bougainville allerdings zu den Salomonen gezählt.

Im Zweiten Weltkrieg besetzte Japan 1942 die Insel und baute Flugplätze; die USA eroberte sie schließlich 1945. Danach kam Bougainville als Teil Neuguineas wieder zurück zu Australien. 1975 erhielt Neuguinea, mittlerweile mit Papua vereint, die Unabhängigkeit. Bereits damals wollte Bougainville ein eigener Staat werden, was aber international nicht anerkannt wurde.

Unabhängigkeit in Sicht

1988 begann der Bürgerkrieg gegen die Regierung von Papua-Neuguinea, der erst 1998 auf Vermittlung Neuseelands endete. Ein Friedensvertrag im Jahr 2001 sicherte der Insel mehr Autonomie und die Aussicht auf ein Unabhängigkeitsreferendum zu. Dieses fand nun, 18 Jahre später, endlich statt. Doch die seit Jahrzehnten angestrebte Eigenständigkeit liegt nun in den Händen des Parlaments von Papua-Neuguinea.

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