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Brauner: "Man muss Schulden machen dürfen!"

Heute Redaktion
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Schulen, Unis oder Kinderbetreuungseinrichtungen: Geht es nach der Wiener SPÖ-Finanzstadträtin Renate Brauner, soll es in Zukunft möglich sein, für Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation wieder Fremdmittel aufzunehmen. Sie wünscht sich für diese Bereiche eine Ausnahme aus dem derzeit geltenden Stabilitätspakt.

"Man muss wieder dürfen, wenn diesen auch konkrete Werte gegenüberstehen", betont Brauner. Etwa die Ausbildung von Menschen, die dann in Zukunft arbeiten und Steuern zahlen. Der einzige Haken an der Sache: Der österreichische Stabilitätspakt orientiert sich an den europäischen Maastricht- bzw. ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus)-Kriterien, ist also auf europäischer Ebene geregelt. Ein Alleingang Wiens bzw. Österreichs ist damit praktisch nicht möglich, ändern müsste sich das Gesetz in Brüssel.

Schulden gegen Arbeitslosigkeit

Dessen ist sich Brauner auch durchaus bewusst, den Stabilitätspakt will sie keinesfalls wieder aufschnüren. Vielmehr gehe es ihr um das Bewusstsein, wie wichtig Investitionen auch in Krisenzeiten seien - die Idee, Zukunftsinvestitionen von den strengen Regelungen auszunehmen, stamme auch nicht alleine von ihr. "Das ist eine europäische Diskussion, die in Österreich allerdings noch viel zu wenig angekommen ist", erklärt die Finanzstadträtin. Die derzeitige "kurzsichtige" Austeritätspolitik habe auch Langzeitfolgen - etwa die zunehmende Arbeitslosigkeit.

Für EU-Debatte

Der nächste Schritt führt für Brauner im Angesicht der bevorstehenden EU-Wahlen und der neuen Bundesregierung daher ins Bewusstsein der Menschen: "Man muss diese Botschaft auf mehreren Kanälen spielen, um Erfolg zu haben." Zudem stehe man mit dieser Ansicht nicht alleine da, verwies die Finanzstadträtin etwa auf den europäischen Kommissar für Wirtschaft und Währung, Olli Rehn. Dass auch das kleine Österreich manchmal große EU-Regelungen beeinflussen kann, habe man etwa an der Diskussion um europäische Atomkraftwerke gesehen.

Wie soll das gehen?

Für die Umsetzung dieser Idee gibt es laut Brauner gleich mehrere Modelle: Entweder man rechnet die Kosten komplett aus der Neuverschuldung oder es wird ermöglicht, große Investitionsposten wie etwa Gebäude über 30 Jahre hinweg abzuschreiben. Eine konkrete Summe, die sie gerne aus dem Pakt herausrechnen würde, nennt Brauner nicht. Das käme auf die noch genau festzulegende Definition der "Zukunftsinvestition" an.

Derzeit PPP-Modelle

Als Beispiel führt sie die derzeit laufende Schulsanierung um 600 Millionen Euro bzw. 770 Millionen für den Schulneubau an. "Wien ist eine wachsende Stadt", so Brauner. Wolle man den Qualitätsstandard halten, seien neue Investitionen unumgänglich. Als zweites Beispiel für eine Zukunftsinvestition nannte Brauner das Campus Vienna Biocenter in St. Marx. Derzeit müsse man sich bemühen, möglichst "Maastricht-schonend" zu bauen und gehe daher viele Public-Private-Partnerships ein.

Denn Österreich bzw. das Land Wien, das sich wie die anderen Länder zur Einhaltung des Stabilitätspaktes verpflichtet hat, darf nur ein gewisses strukturelles Defizit aufweisen, im Jahr . "Natürlich darf ich meinen laufenden Betrieb nicht mit Schulden finanzieren", so Brauner. Bei wichtigen Investitionen, die sich in Zukunft lohnen, sehe das aber ganz anders aus.