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Breivik spielte vor Attentaten "Call of Duty"

Heute Redaktion
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Bild: Hasan Jamali (AP)

Anders Behring Breivik wurde am Donnerstag zu den Vorbereitungen des Doppelanschlags befragt. Er gab an sich freigenommen zu haben, um ein Jahr lang Computerspiele zu spielen, darunter auch den Ego Shooter "Call of Duty 2: Modern Warfare".

Anders Behring Breivik wurde am Donnerstag zu den Vorbereitungen des Doppelanschlags befragt. Er gab an sich freigenommen zu haben, um ein Jahr lang Computerspiele zu spielen, darunter auch den Ego Shooter "Call of Duty 2: Modern Warfare". Er betonte zwar, dass die Spiele nichts mit den Anschlägen zu tun haben, sagte aber, damit das Schießen auf Menschen geübt zu haben. Außerdem hatte er mehrere Terrorziele im Visier.
Anders Breivik erklärte vor Gericht, sich vor den Anschlägen ein ganzes Jahr freigenommen zu haben, um das Computerspiel "World of Warcraft" zu spielen. Scheinbar zog sich der Attentäter in eine virtuelle Welt zurück. Er habe im Schnitt 16 Stunden am Tag vor dem Computer gesessen. "Das war aber reine Unterhaltung, ein Hobby, und hatte nichts mit dem 22. Juli zu tun", betonte er.

Virtuelle und reale Schießübungen

Für seinen Anschlag habe er mit echten Waffen trainiert. Er sei mehrmals beim Schießtraining eines Vereins gewesen. Ein anderes Computerspiel, den Ego-Shooter "Call of Duty: Modern Warfare", nutzte Breivik nach eigenen Angaben zur Vorbereitung seiner Taten. Den Anschlag im Regierungsviertel habe er simuliert und geübt, wieder herauszukommen, unter anderem mit dem Computerspiel.
Auf das Computerspiel-Hobby habe seine Umgebung mit Entsetzen und Schock reagiert. "Ich konnte ihnen ja nicht sagen, dass ich ein freies Jahr nehme, weil ich mich fünf Jahre später in die Luft sprengen wollte." Zuvor sei er immer recht sozial gewesen, betonte Breivik, der früher als Selbstständiger tätig war.
Mehrere Terrorziele waren in der engeren Wahl

Breivik gab zu, dass er neben dem Osloer Regierungsviertel mehrere andere Terrorziele in der engeren Wahl hatte. Der erste Plan sei gewesen, drei Autobomben zu bauen, sagte Breivik am Donnerstag vor Gericht in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Als Ziele habe er sowohl das Hauptquartier der Arbeiterpartei, das Regierungsgebäude Stortinget, das Osloer Rathaus und ein Gebäude nahe der Zeitung "Aftenposten" überdacht und verworfen. Hier wären zu viele unschuldige Menschen in der Nähe gewesen.
Er habe auch an das königliche Schloss gedacht, das von der Arbeiterpartei für Staatsbesuche genutzt werde. Wichtig sei ihm aber gewesen, der königlichen Familie keinen Schaden zuzufügen. "Ich bin Anhänger der Monarchie", sagte Breivik. Er habe es aber nicht geschafft, mehr als eine Bombe zu bauen. Daher habe er eines der Ziele auswählen müssen. Zusätzlich habe er sich für ein Massaker entschieden. "Das attraktivste Ziel wäre die internationale Journalisten-Konferenz Skup gewesen." Seinen Anschlag hier habe er aus Zeitgründen 2011 aber nicht realisieren können.

Breivik gab Waffen Namen
Wie der Attentäter erklärte, gab er seinen Waffen Namen aus der nordischen Mythologie. Vor Gericht in Oslo sagte der 33-Jährige am Donnerstag aus: "Das (halb-automatische) Gewehr hieß Gungnir, wie der magische Speer des Gottes Odin, der nach jedem Wurf zurückkehrt, während ich die Glock (halb-automatische Pistole) Mjölnir nannte, nach dem Hammer von Thor, dem Gott des Krieges."
Breivik stimmt eigenem Manifest nicht ganz zu

Breivik wurde am Donnerstag auch zu seinem 1.500 Seiten starken Manifest befragt. Er sei mit dem Dokument nicht ganz fertig geworden, es sei nur ein Entwurf, sagte der 33-Jährige am Donnerstag vor Gericht in Oslo. Auf die Frage von Staatsanwältin Inga Bejer Engh, ob er allem zustimme, was in dem Kompendium stehe, antwortete Breivik mit "Nein". "Sie haben 77 Menschen getötet, ohne ganz sicher über das zu sein, was im Manifest stand?", fragte Engh ungläubig. Breivik betonte, er stimme dem allermeisten zu.
Er habe beim Schreiben aber Rücksicht auf andere nehmen müssen. Das Manifest repräsentiere daher nicht seine Meinung, sondern die von vielen Europäern, sagte Breivik. Er hatte zuvor angegeben, von einem Netzwerk militanter Nationalisten mit dem Schreiben des Dokuments beauftragt worden zu sein. Nur Stunden vor den Terroranschlägen hatte der Massenmörder das Manifest mit dem Namen "2083 - Eine europäische Freiheitserklärung" per E-Mail an rund 1.000 Adressaten versandt.

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