Österreich

Brennstoffzellen erzeugen aus Pipi Strom

Heute Redaktion
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Ein internationales Forscherteam hat Brennstoffzellen entwickelt, die aus Urin Strom erzeugen. Gezeigt wird die Innovation in einer "Mondfähre".

Bei der Vienna Design Week, die noch bis 7. Oktober zu sehen ist, dreht sich alles um wegweisende Zukunftsprojekte, die Industrie, Kunst, Keramik und nachhaltiges Design auf kreative Weise verbinden.

Besonders Highlight ist heuer die Installation "Pee Power", die im rund 600 Quadratmeter großen "Laufen Innovation Hub" am Salzgries 21 (City) zu bestaunen ist. "Pee Power" ist eine Kooperation von Laufen, EOOS Design und dem Bristol Robotics Lab der University of West England (Großbritannien) und zeigt vor, wie aus Urin Strom entsteht.

Mit dem "Lunar Lander" in die Zukunft

Die Installation in Form einer Weltraumfahre dient als Metapher fur einen zukunftsfahigen Designzugang, denn Weltraummissionen mussen mit Ressourcen besonders sparsam umgehen, heißt es von Laufen.

Betreten wird die Raumkapsel über eine Leiter. Das Urinal ist genderneutral und kann gleichermaßen von Mannern wie Frauen verwendet werden. Die vom Bristol Robotics Laboratory entwickelten Brennstoffzellen erzeugen aus hier aus Urin wertvollen Strom. Zunächst wird das "Abwasser" vorgereinigt und gefahrliche Patogene abgebaut.

Eine Baueinheit besteht aus 22 Brennstoffzellen, die jeweils aus einem keramischen Zylinder und zwei Kohlenstoffelektroden bestehen und von Urin umspult werden. Mittels zugesetzten Mikroorganismen werden die im Urin enhaltenen Kohlehydrate zersetzt, wodurch Elektronen abgespalten werden. Dadurch entsteht Strom, der durch eine elektronische Schaltung in einem Akku gespeichert wird.

Pipi lässt Glühbirne 30 Minuten lang leuchten

Aus den 22 Brennstoffzellen kann genug Energie gewonnen werden, dass eine LED Lampe (8 Watt = Gluhbirne 60 Watt) zirka 30 Minuten leuchten kann. Die Designs für das Urinal sowie die Mondlandefähre stammen von der Wiener Designfirma Eoos. Die Zylinder der Brennstoffzellen wurden vom Sanitärkeramik-Hersteller Laufen entwickelt.

Anwendungsgebiete reichen von Flüchtlingslagern bis zu Mikrorobotern

Die transformative Technologie wird auch bereits im Feld getestet. Die moglichen Anwendungsgebiete reichen vom Antrieb von Mikrorobotern uber die Beleuchtung von Toilettenanlagen in Fluchtlingslagern bis zu Musikfestivals. Die Firma Laufen unterstutzt dieses innovative Projekt auch durch die Produktion der keramischen Zylinder aus SaphirKeramik. Sie sind das Herzstuck der mikrobiellen Brennstoffzelle, da sie als elektrochemische Brucke die Stromerzeugung ermoglichen.

"Bei uns steht die Zukunftsorientierung mit neuen Denkmustern, neuen Formen und neuen Technologien im Vordergrund", erklärt der Managing Director der Laufen Business Unit Central Europe, Marc Viardot. Das Ergebnis seien spannende Projekte auf der ganzen Welt, zum Beispiel fur die Bill and Melinda Gates Foundation und wegweisende eigene Patente, wie sind nun im "Lunar Lander" zu sehen sind.

"Reinvent the Toilet"

Die Brennstoffzellen des "Lunar Lander" sind Teil des

"Reinvent the toilets"-Programms der "Bill & Melinda Gates Foundation". Hier geht es um die Entwicklung von Toiletten fur Entwicklungslander, die autark funktionieren. Die Betriebskosten durfen nicht mehr als 5 Dollarcent pro Kopf und Tag betragen. Die Wiener Designfirma EOOS entwickelte im Rahmen dieses Programms eine Toilette, die verschiedene Stoffstrome (Wasser, Fakalien, Urin) trennt und so eine optimale Grundlage fur Aufbereitungstechnologien schafft. Die University of West England wiederum erforschte eine Technologie, bei der aus Urin Strom erzeugt wird. (lok)