Welt

Bricht der Euro zusammen? Das sagt der Chefökonom

Der schwache Euro bewegt die Bevölkerung. Das sagt Brian Mandt, der Chefökonom der Luzerner Kantonalbank, zum angeblichen Kollaps.

20 Minuten
Ein Euro kostet aktuell rund einen Schweizer Franken oder einen US-Dollar.
Ein Euro kostet aktuell rund einen Schweizer Franken oder einen US-Dollar.
REUTERS

Ein Euro kostet aktuell rund einen Schweizer Franken oder einen US-Dollar. Damit ist der Euro gegenüber dem Dollar so schwach wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das Tauschverhältnis von eins zu eins, das man auch Parität (siehe Box) nennt, bewegt nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Bürger.

Warum ist der Euro so schwach und der Franken so stark?
Bereits in den vergangenen zwei Corona-Jahren hat sich der Franken zusehends in Richtung Parität aufgewertet. Nun sorgt der Ukraine-Krieg für zusätzliche Verunsicherung. "Da der Franken traditionell als sicherer Hafen angesehen wird, fließen die Geldströme relativ schnell zu uns", sagt Matthias Geissbühler, Investment-Chef von Raiffeisen Schweiz. Zudem wiegen die Sanktionen gegen Russland für den Euroraum schwer: Die EU ist wegen Öl und Gas stärker von Russland abhängig als die Schweiz. "Der Schaden für die EU wird ausgeprägter sein", so Geissbühler. Darunter leide der Euro, was wiederum den Franken stärke.

Im folgenden einige Leser-Kommentare und die jeweilige Reaktion des Chefökonomen der Luzerner Kantonalbank, Brian Mandt:

"Leider ist das noch nicht das Ende des Euro-Absturzes. Diese Währung wird uns wegen ihrer Schwäche bald Sorgen bereiten"

"Auf- und Abwertungen von Währungen sind in einer modernen Volkswirtschaft normal. Der Euro könnte gegenüber dem Franken tatsächlich noch an Wert einbüßen, denn die Rezessionsängste für die Euroraum-Wirtschaft steigen. Des einen Freud, des anderen Leid: Schweizer Exporteure, die hauptsächlich in den Euroraum liefern, können unter dem starken Franken leiden. Unternehmen und Schweizer Touristen, die Waren oder Dienstleistungen aus der Eurozone importieren, freuen sich hingegen über den schwachen Euro."

"Der Euro wird zusammenbrechen. Die Schweizerische Nationalbank muss ihre Euros jetzt loswerden"

"Totgesagte leben länger! Der Euroraum hat schon einige Krisen durchlebt, ohne dass er zusammengebrochen ist. Diese Krisen waren auch immer eine Chance zur Verbesserung, wie etwa die Schuldenkrise Anfang der 2010er-Jahre. Damals haben die Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission beispielsweise den ESM, den Europäischen Stabilitätsmechanismus, eingerichtet, der als eine Art Rettungsschirm fungiert."

"Wer braucht denn schon den Euro? Jedes Land sollte seine eigene Währung haben"

"Es braucht den Euro. Auch wenn wir es angesichts der Euro-Schwäche nicht glauben wollen, doch sie macht den Euroraum attraktiv für Geschäftstätigkeiten aus Drittländern und fördert damit Handel und Investitionen. Der Euro ist die zweitbeliebteste Reservewährung der Welt."

"Der Euro fällt im Vergleich zum Dollar, weil die US-Zentralbank die Zinsen stärker erhöht hat als die Europäische Zentralbank"

"Diese Aussage ist richtig. Zudem gewinnt der US-Dollar, weil er in Krisenzeiten als 'safe haven' (sicherer Hafen) gefragt ist."

"Bin gespannt, wie Griechenland und Co. die höheren Zinsen bezahlen. Wenn der freie Markt spielen würde, so wie im Stabilitätspakt vorgeschrieben, würde die EU kollabieren."

"Das Aufflammen einer Schuldenkrise im Euroraum ist ein reales Szenario. Die Europäische Zentralbank hat in einer Sondersitzung ein dauerhaftes Anti-Fragmentierungsprogramm avisiert. Es soll helfen, die Zinsdifferenzen, die hochverschuldeten Mitgliedsstaaten schaden könnten, in den Griff zu bekommen. Einen Kollaps erwarte ich nicht, denn die EU hat in den letzten Jahren einige Instrumente entwickelt, um mit Schuldenkrisen umzugehen."

"Je billiger der Euro, desto teurer der Export in den EU-Raum. Ohne ihn überlebt die Schweiz nicht. Darum müssen wir möglichst eng mit der EU kooperieren."

"Das stimmt. Für die Schweiz ist der Euroraum der anteilsmäßig größte Handelspartner. Ein schwacher Euro beziehungsweise ein starker Franken beeinträchtigt tendenziell die Exportaussichten der Schweiz. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Struktur der Schweizer Wirtschaft jedoch dahingehend gewandelt, dass sie besser mit einem starken Franken umgehen kann. Beispielsweise hat der chemisch-pharmazeutische Sektor einen hohen Anteil an der Schweizer Industrie. Er bezieht den größten Teil seiner Vorprodukte aus dem Euroraum und profitiert daher auch von einem schwächeren Euro."

"Warum sollte die Schweiz in die EU? Die Euro-Schwäche zeigt doch nur den Zustand der EU."

"Ob die Schweiz in die EU soll, steht gar nicht zur Debatte. Darüber hinaus sollte man diese Entscheidung nicht vom Wechselkurs abhängig machen. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die den Wechselkurs bestimmen, etwa die Inflationsdifferenzen, die momentan zugunsten des Frankens laufen."

"Die ganze Welt ist zu einem Casino geworden. Es geht nur noch darum, der Inflation zu entkommen, indem man mit Immobilien, Aktien oder Kryptos spekuliert."

"Die Welt lässt sich sicherlich nicht auf einen Ort – zum Beispiel ein Casino – reduzieren. In inflationären Zeiten sind Realwerte gefragt, die als Schutz vor Inflation gesehen werden. Klassischerweise zählen dazu unter anderem Immobilien. Ob Kryptos der geeignete Zufluchtsort vor Inflation sind, muss sich erst noch weisen."

    <strong>29.03.2024: BMW weg – neue Hiobsbotschaft für verzweifelten Raser.</strong> Ein Schweizer war in OÖ mit 230 km/h unterwegs. Während sich der Mann wortreich dafür rechtfertigt, <a data-li-document-ref="120028108" href="https://www.heute.at/s/bmw-weg-neue-hiobsbotschaft-fuer-verzweifelten-raser-120028108">gibt es eine neue schlechte Nachricht für ihn &gt;&gt;&gt;</a>
    29.03.2024: BMW weg – neue Hiobsbotschaft für verzweifelten Raser. Ein Schweizer war in OÖ mit 230 km/h unterwegs. Während sich der Mann wortreich dafür rechtfertigt, gibt es eine neue schlechte Nachricht für ihn >>>
    Mike Wolf
    Mehr zum Thema
    ;