Österreich

Bringt Besoldungsreform neuen Pflegenotstand?

Heute Redaktion
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Der Ärger der KAV-Pfleger über das neue Gehaltsschema der Stadt Wien bleibt groß. Im AKH soll es bereits zu einer "Kündigungswelle" gekommen sein. Auf "Heute"-Rückfrage weist das Spital das aber zurück.
Der Ärger der KAV-Pfleger über das neue Gehaltsschema der Stadt Wien bleibt groß. Im AKH soll es bereits zu einer "Kündigungswelle" gekommen sein. Auf "Heute"-Rückfrage weist das Spital das aber zurück.
Bild: picturedesk.com

Der Ärger der KAV-Pfleger über das neue Gehaltsschema der Stadt Wien geht weiter. Im AKH soll es bereits zu Kündigungen gekommen sein, das Spital weist das zurück.

Die Proteste der KAV-Mitarbeiter gegen die Besoldungsreform reißt nicht ab. Statt Menschen für den Pflegeberuf zu interessieren und so den drohenden Pflegenotstand abzuwehren, könnte sie sich nun als politischer Bumerang erweisen.

Denn: Seit Inkrafttreten der Besoldungsreform bekommen neue Mitarbeiter mehr Einstiegsgehalt, dafür später eine flachere Gehaltskurve. Das stößt vielen langgedienten Pflegemitarbeitern sauer auf. Sie fühlen sich unfair behandelt und kritisieren, dass sie unterm Strich nun deutlich weniger verdienen als die "Neuen".

Pfleger fordern Umstiegsmöglichkeit auf neues Schema

Via Online-Petition fordern Betroffene daher die Möglichkeit, bei Wunsch auf das neue System umsteigen zu können. Denn von "gleichem Lohn für gleiche Arbeit" könne hier nicht die Rede sein.

Bei der Stadt betont man, dass das neue Besoldungssystem, das mit 1. Jänner 2018 in Kraft trat, das Ergebnis "intensiver sozialpartnerschaftlicher Verhandlungen" sei und für alle Bediensteten der Stadt Wien gelte. "Der gesamte Bereich der Personalverwaltung, insbesondere die Bezugsverrechnung, musste an die neuen dienstrechtlichen Bestimmungen und an die neue Besoldungssystematik angepasst werden. Vor diesem Hintergrund wurde der Anwendungsbereich des Wiener Bedienstetengesetzes bewusst auf neue (also Arbeitsverhältnisse, die ab 1. Jänner 2018 abgeschlossen wurden, Anm.) beginnende Dienstverhältnisse beschränkt", heißt es.



Insgesamt würden die dienst- und besoldungsrechtlichen Bestimmungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vor dem 1.1.2018 in den Dienst der Stadt Wien eingetreten sind, aber kontinuierlich und "behutsam im Rahmen der bestehenden Systematik" weiterentwickelt.

Angeblich bereits Kündigungen im AKH

Erst am vergangenen Mittwoch gingen erneut hunderte Pflegemitarbeiter der Wiener Gemeindespitäler auf die Straße, um gegen das neue Gehaltsschema zu protestieren – "Heute" hat berichtet. Wie die Tageszeitung "Die Presse" in der Montagsausgabe berichtet, soll es im AKH Wien gar zu einer "regelrechten Kündigungswelle" gekommen sein.

Das Spital weist das aber zurück: "Stimmt nicht. Der Personalstand im Pflegebereich ist nahezu gleichgeblieben. Es gibt keinen Anstieg an Kündigungen", erklärt eine AKH-Sprecherin auf "Heute"- Anfrage.

Auch in anderen Spitälern sei dies nicht der Fall, wie der KAV in einer Stellungnahme betont: "Im Wiener Krankenanstaltenverbund sind derzeit keine vermehrten Kündigungen im Pflegebereich beobachtbar. Um auch in Zukunft ausreichend Pflegepersonal zur Verfügung zu haben, bietet der KAV das komplette Ausbildungsspektrum der Gesundheits- und Krankenpflege an. Jährlich stehen rund 700 Ausbildungsplätze für Einsteiger in der Pflegeassistenz, der Pflegefachassistenz und im Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege zur Verfügung".

Auch in der Klinik Floridsdorf, besser bekannt als Krankenhaus Nord, seien bereits alle Pflegestellen besetzt. "Wir haben mittlerweile sogar eine Warteliste", heißt es beim KAV.

Matura als neue Hürde bei der Pflegeausbildung?

Doch auch die Neugestaltung der Pflegeausbildung sorgte bereits für Kritik: Bisher war dafür der zweijährige Besuch einer Diplomkrankenpflegeschule notwendig. Doch das wurde durch das neue Fachhochschulstudium "Gesundheits- und Krankenpflege" ersetzt. Für den erfolgreichen Abschluss als Bachelor muss hier drei Jahre lang die Schulbank gedrückt werden. Und: Um das Studium überhaupt erst beginnen zu können, müssen Bewerber die Matura haben. Bisher war das für die Ausbildung zum KAV-Pfleger nicht notwendig.

Im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) betont man, dass durch die Akademisierung der Ausbildung kein Rückgang an Bewerbern zu erwarten sei: "Das Interesse an der Ausbildung ist ebenso hoch wie in den letzten Jahren". (lok)