Die Vereinten Nationen haben Israel in einem Bericht vorgeworfen, während des Gaza-Kriegs inhaftierte Palästinenser in einigen Fällen gefoltert zu haben. Den Inhaftierten sei meist kein Grund für ihre Festnahme gegeben oder kein Zugang zu Anwälten gewährt worden, heißt es in dem Bericht.
Vom Büro des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) und von anderen Stellen gesammelte Zeugenaussagen deuteten "auf eine Reihe entsetzlicher Handlungen wie Waterboarding und das Loslassen von Hunden auf Häftlinge hin", erklärte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk am Mittwoch.
Seit dem Großangriff der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober sind laut OHCHR Tausende Palästinenser aus dem Gazastreifen nach Israel gebracht worden, "normalerweise gefesselt und mit verbundenen Augen". Tausende weitere seien im Westjordanland und Israel inhaftiert worden. Dem Bericht zufolge kamen seit Kriegsbeginn mindestens 53 Palästinenser aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland in israelischer Haft ums Leben.
Der Bericht "Inhaftierung im Kontext der Eskalation der Feindseligkeiten in Gaza" umfasst den Zeitraum vom 7. Oktober bis zum 30. Juni. Darin wird festgehalten, dass es "hinreichende Gründe für die Annahme" gebe, dass sich israelische und palästinensische bewaffnete Gruppen "grobe Verstöße und Missbräuche" gegen "das Recht auf Leben" zuschulden kommen lassen haben, darunter Folter und Vergewaltigungen, die möglicherweise Kriegsverbrechen darstellen könnten.
Die israelische Armee hatte am Montag nach einer mutmaßlichen Misshandlung eines palästinensischen Häftlings in einem israelischen Gefangenenlager mehrere Soldaten festgenommen und eine Untersuchung eingeleitet.
Nach der Festnahme der Soldaten stürmten zahlreiche Menschen zu dem Gefangenenlager in der Wüste Negev im Süden des Landes. Wie auf Live-Aufnahmen im israelischen Fernsehen zu sehen war, gelang es einigen, in die Einrichtung einzudringen. Sie wollten die gefangenen Soldaten befreien. Der Vorfall spaltete Israels Regierung, da einige Politiker und die Militärführung die Meute anprangerten, während andere, vor allem rechts-radikale Politiker, sich für die festgenommenen Soldaten aussprachen.