"Als wir die 'Music Of The Spheres Tour' im Jahr 2021 erstmals ankündigten, verpflichteten wir uns, unsere direkten CO2-Emissionen (Showproduktion, Fracht, Reisen der Band und Crew) um mindestens 50 Prozent zu reduzieren", so Coldplay vollmundig auf ihrer Website.
"Wir freuen uns, berichten zu können, dass die direkten CO2-Emissionen der ersten beiden Jahre dieser Tour im Vergleich der einzelnen Shows um 59 Prozent niedriger sind als bei unserer vorherigen Stadiontour (2016 bis 2017)", so das Resümee. Was ist dran an den Jubelmeldungen?
Das Problem: Für die Tournee über die Kontinente liefert der finnische Ölkonzern Neste das Agrokerosin - also Flugbenzin, das auf Basis landwirtschaftlicher Produkte erzeugt wird anstatt aus fossilem Erdöl. Doch Umweltschützer sind mehr als skeptisch.
"Neste benutzt Coldplay zynisch, um den eigenen Ruf grünzufärben", so Carlos Calvo Ambel von der Brüsseler Umweltorganisation "Transport & Environment". Die Ernsthaftigkeit der Musiker beim Klimaschutz stellt er dabei nicht infrage - er geht davon aus, dass sie hereingelegt wurden.
"Neste ist ein Unternehmen, das bekannt für die Nutzung von Palmöl ist, was das Ergebnis schlechter macht als die fossilen Kraftstoffe, wenn man an die damit verbundene Abholzung denkt."
Laut einer Studie sollen Palmölzulieferer von Neste in Indonesien und Malaysia mehr als 10.000 Hektar Wald gerodet haben. Das heißt, dass für das Agrokerosin ein wichtiger natürlicher CO2-Speicher sterben musste - der positive Klimaeffekt des Produkts wäre dahin.
Die einzig "wirklich saubere Lösung" fürs Fliegen sei demnach synthetisches Kerosin, das mithilfe von grünem Wasserstoff und aus der Luft gefiltertem CO2 hergestellt wird.
"Letztlich dürfte es für den CO2-Fußabdruck der Coldplay-Tournee gar nicht so entscheidend sein, wie die Bandmitglieder sich nun fortbewegen", meint Dietrich Brockhagen vom CO2-Kompensationsunternehmen Atmosfair.
„Keiner hat gesagt, dass es einfach werden würde.“Coldplay-Sänger Chris Martinim Song "The Scientist"
"Das Wichtige sind die Fans", so der Experte. Von denen reisten schließlich Millionen zu den Auftritten der Band. Die Veranstaltungsbranche brauche da unbedingt klimafreundliche Standards, fordert Brockhagen.
"Zum Beispiel sollte sie für Mitfahrbörsen sorgen oder für Kombi-Tickets für Konzert und öffentlichen Verkehr." Eine weitere Stellschraube sei der Ökostrom vor Ort. "Das ist für den einzelnen Künstler schwer einzurichten, denn nicht jede Konzerthalle hat einen Ökostrom-Vertrag."
"Wir haben versucht, Nachhaltigkeit ins Zentrum dieser Tournee zu stellen, eine andere Option gibt es für uns nicht", sagt Coldplay-Sänger Chris Martin zu den Diskussionen.
Fakt ist: Das Engagement der Band in Sachen Nachhaltigkeit ist glaubwürdig, allerdings sollte man seine Kooperationspartner genauer unter die Lupe nehmen. Doch wie sagt Coldplay-Frontman Chris Martin im Song "The Scienist"? "Keiner hat gesagt, dass es einfach werden würde."