Welt

Briten weigern sich, heute Insel zurückzugeben

Heute Redaktion
Teilen

Am Freitag soll Großbritannien nach einem UNO-Dekret die Chagos Islands an Mauritius zurückgeben. Doch man weigert sich – aus einem bestimmten Grund.

Selbst Geographie-Lehrer werden Probleme haben, die Chagos Islands auf der Karte zu finden – wenn sie überhaupt von ihnen gehört haben. Man würde meinen, der letzte von Großbritannien besetzte Teil Afrikas mitten im indischen Ozean wäre kaum die Aufregung wert, die nicht nur Einwohner sondern auch die UNO und den Internationalen Strafgerichtshof beschäftigt.

Doch eine Insel – das größte der sieben Atolle, die teils Hunderte Kilometer auseinander liegen – wird vielen Menschen ein Begriff sein: Diego Garcia. Denn dort betreiben die USA eine ihrer strategisch am wichtigsten lokalisierten Militärstützpunkte, von denen etwa im Zweiten Golfkrieg (1991) und im Dritten Golfkrieg (2003) Bombenangriffe auf den Irak geflogen wurden.

Ein Hafen für Atom-U-Boote, eine CIA-Abhörstation sowie ein ehemals geheimes Gefangenenlager für mutmaßliche Terroristen nach dem Vorbild von Guantanamo Bay existierten dort ebenfalls. Denn von der Basis, die die USA derzeit noch bis 2036 von Großbritannien gemietet haben, lassen sich Afrika, Südasien, die arabische Halbinsel erreichen.

Diego Garcia liegt 733 Kilometer südlich der Malediven und 1.863 Kilometer östlich der Seychellen, und hat nur eine Fläche von 27 Quadratkilometern. Als Großbritannien Mauritius 1968 in die Unabhängigkeit entließ, kapselte man zuvor 1965 die Chagos Islands ab, deportierte später 1,500 Einwohner und verpachtete schließlich Diego Garcia an die USA.

Doch im Mai stimmten 116 zu 6 UNO-Länder für eine Rückgabe der Inselgruppe an Mauritius. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag war zuvor um eine rechtliche Einschätzung gebeten worden: Darin wurde festgestellt, dass die Abtrennung der Chagos Islands von Mauritius illegal war.

Doch Großbritannien sieht weder die UNO-Abstimmung noch die Meinung des Internationalen Strafgerichtshofs als bindend an und weigert sich. So wird auch die heutige Deadline, die die UNO gesetzt hatte, verstreichen. Wie es weiter geht, ist unklar. Mauritius wird weiterhin auf eine Rückgabe bestehen, während die damals deportierten Einwohner und ihre Angehörige darum kämpfen, zurück in ihre Heimat zu dürfen.

Mehr zum Thema