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Mythen-Check: Ist Billig-Brot minderwertiger?

Was tatsächlich das beste Brot ist und welche Brot-Mythen überholt sind und widerlegt wurden.

Heute Redaktion
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Ist Gluten-Unverträglichkeit eine Modeerscheinung? Gibt es echte Qualitätsunterschiede zwischen Backwaren aus der Bäckerei und jenen aus dem Supermarkt oder ist alles eine Vermarktungsstrategie?

Hans Hausner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin der TU München, analysierte diese und ähnliche Fragen und hartnäckige Brot-Mythen im Gespräch mit der Welt.

"Brot gehört mit zur Selbstinszenierung der Bessergestellten"

Die Inhaltsstoffe sind entscheidend, nicht woher das Brot stammt. Die meisten Bäckereien in Deutschland verwenden die gleichen Backmischungen der gleichen Erzeuger, die den ganzen Markt beliefern, wie auch Supermarkt-Ketten. Ähnlich ist die Lage auch in Österreich. Unterschiede gibt es nur im Einkaufspreis und im Geschmackserlebnis.

Für die identischen Produkte zahlt der Kunde, der es sich leisten kann und damit von der Masse abhebt, einen deutlich höheren Preis. Alle zugelassenen Zutaten sind gesundheitlich unbedenklich. Der billigere Preis kommt zustande, weil Supermarktketten vergleichsweise geringere Einkaufskosten zu tragen haben.

Das gesündeste Brot

Vor 100 Jahren wurde ein Großteil des Ballaststoffanteils in unserer Nahrung aus dem hohen Maß an pflanzlichen Lebensmitteln gewonnen. Damals nahmen wir durchschnittlich 100 Gramm Ballaststoffe pro Tag zu uns. Heute sind es noch 20 Gramm .

Vollkornbrot wäre die gesündeste Brotform, in den Regalen von Supermärkten und Bäckereien nimmt es jedoch nur einen geringen Prozentsatz von 15 Prozent ein. Eine Scheibe Vollkornbrot enthält doppelt bis dreimal so viele Ballaststoffe wie herkömmliches Brot. Eine Zugabe von Kartoffeln oder Karotten habe keine gesundheitlichen, lediglich geschmackliche Vorteile.

Um herauszufinden, ob es sich um echtes Vollkornbrot handelt, sollte man am besten den Bäcker fragen oder die Nummer des Mehls als Anhaltspunkt nehmen.

Von den Nährstoffen kommt Linsensuppe einem Vollkornbrot noch am nächsten. Dinkel ist hingegen nicht gesünder als Weizen und Roggen. Auch hier ist es nur eine Frage des Geschmacks.

Stichwort: "Gluten-Unverträglichkeitsepidemie"

Seit 2011 ist der Begriff des Gluten in Mode gekommen und damit auch der Irrglaube, dass Getreideeiweiß schädlich für die Gesundheit sei. Seither bezeichnen sich 30 Prozent der Menschen nach eigenen Angaben als an Gluten-Unverträglichkeit leidend.

Bei medizinischen Statistiken ist lediglich von 5 Prozent die Rede.

In Verdauungsstörungen, die völlig normal sind, wird gelegentlich etwas hineininterpretiert. Ein Hype, der den Unternehmen zugute kommt, die glutenfreie Ware anbieten.

(GA)