Welt

"Bruder Putin" – Pro-Russische Demos spalten Serbien

In der ganzen Welt wird gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert. In Serbien gehen Hunderte pro-russische Demonstranten für Putin auf die Straße.

Jochen Dobnik
Teilen
1/4
Gehe zur Galerie
    Die Demonstrierenden in Belgrad forderten die serbische Regierung auf, sich nicht den Sanktionen gegen Russland anzuschließen, und drohten für diesen Fall mit weiteren Protesten.
    Die Demonstrierenden in Belgrad forderten die serbische Regierung auf, sich nicht den Sanktionen gegen Russland anzuschließen, und drohten für diesen Fall mit weiteren Protesten.
    ANDREJ ISAKOVIC / AFP / picturedesk.com

    Es war ein Ergebnis, mit dem selbst optimistische Diplomaten nicht gerechnet hatten. Die UN haben den russischen Einmarsch in die Ukraine in einer Resolution mit überwältigender Mehrheit verurteilt. Sogar Serbien, seit Langem ein Verbündeter Russlands, unterstützt die Haltung des Kremls nicht. Eine Entscheidung, die auf den Straßen des Balkanstaats für Tumulte sorgt.

    Ja zur UN, Nein zu Sanktionen

    Mehrere Hundert pro-russische Demonstranten marschierten am Freitagabend beim "Protest zur Unterstützung für das russische Volk" vor Serbiens Präsidentenpalast. "Serbien und Russland – auf ewig Brüder", skandierten die rechtsextremistischen Putin-Verehrer, die ihrem Ärger über Präsident Aleksandar Vučić lauthals Luft machten: "Vučić, Du hast Serbien verraten!"

    Erst am Sonntag sorgte auch eine Choreo von Belgrader Fußball-Anhängern für Entsetzen. Grabsteine in den blau-gelben Farben der Ukraine zeigten die Fans von Roter Stern Belgrad im Derby gegen Partizan in ihrer Kurve. Mehr dazu HIER >>

    Gefährlicher Drahtseilakt

    Fast eine Woche lang hatte der langjährige Putin-Freund Vučić über den "großen Druck" gejammert, dem er und sein Land ausgesetzt sei. Fast schon widerwillig verkündete der Chef der nationalpopulistischen SNS die offizielle Belgrader Position: Serbien gebe "der territorialen Integrität der Ukraine die volle Unterstützung", werde aber "keinerlei Sanktion gegen Russland" verhängen.

    Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und Kreml-Chef Wladimir Putin in Sochi 2019.
    Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und Kreml-Chef Wladimir Putin in Sochi 2019.
    SHAMIL ZHUMATOV / AFP / picturedesk.com

    In Brüssel beäugt man den serbischen Drahtseilakt vorsichtig. Das Ja zur UN-Resolution, jedoch das Nein zu Sanktionen, verstimmt immer mehr EU-Partner. Man darf also gespannt sein, wohin sich das serbische Staatsoberhaupt, dem am 4. April erneut Präsidentschafts- und Parlamentswahlen ins Haus stehen, künftig setzen wird. Zwischen den Stühlen sitzt man ja bekanntlich am unbequemsten.

    "Will Vučić etwa der einzige Staatsmann sein, der am 9. Mai bei der Siegesparade in Moskau neben Putin und Lukaschenko das Defilee der siegreichen Truppen aus der Ukraine abnimmt", fragt die Zeitung "nova" zynisch: "Eine Neutralität, wie sie sich Vučić vorstellt, ist nicht mehr möglich."

    1/10
    Gehe zur Galerie
      Einer der ältesten österreichischen Freunde Putins ist Skilegende Karl Schranz. Die beiden lernten sich 2001 bei der Ski-WM in St. Anton kennen. Den Einmarsch in die Ukraine hat Schranz öffentlich verurteilt. Man müsse die "Unabhängigkeit der Ukraine als eigenständigen Staat" respektieren.
      Einer der ältesten österreichischen Freunde Putins ist Skilegende Karl Schranz. Die beiden lernten sich 2001 bei der Ski-WM in St. Anton kennen. Den Einmarsch in die Ukraine hat Schranz öffentlich verurteilt. Man müsse die "Unabhängigkeit der Ukraine als eigenständigen Staat" respektieren.
      Tirol Werbung / OTS