Österreich

Brutales Gamsjagdvideo erschüttert Österreich

Heute Redaktion
14.09.2021, 02:55

Schockierende Szenen zeigt ein Video von einer Gamsjagd in Tirol, das am 15. August von einem Amateurfilmer aufgenommen wurde. Eine Gruppe Männer schießt nahe dem Scharnitzjoch in der Leutschach erst eine Gämse an, zieht das blutende und schreiende Tier hinter sich über spitze Steine und tötet es erst nach langer Zeit mit einem Messer. Tirols Landesjägermeister zeigte sich entsetzt und will rechtlich gegen die Verantwortlichen vorgehen. Das Video wurde am späten Montagnachmittag gesperrt.

Schockierende Szenen zeigt ein Video von einer Gamsjagd in Tirol, das am 15. August von einem Amateurfilmer aufgenommen wurde. Eine Gruppe Männer schießt nahe dem Scharnitzjoch in der Leutschach erst eine Gämse an, zieht das blutende und schreiende Tier hinter sich über spitze Steine und tötet es erst nach langer Zeit mit einem Messer. Tirols Landesjägermeister zeigte sich entsetzt und will rechtlich gegen die Verantwortlichen vorgehen. Das Video wurde am späten Montagnachmittag gesperrt.

Dieses Video, das ein holländischer Tourist von einer Gruppe sich unbeobachtet fühlenden Jägern gefilmt hat, ist nichts für schwache Nerven! Auf dem Amateurfilm ist zu sehen, wie eine Gämse nach einem nicht tödlichen Schuss zu Boden geht und dann von einem Jäger rund eine Minute lang brutal über Felsen und Steine gezogen wird. Das stark blutende Tier schreit vor Schmerzen.

Das scheint dem Jäger anscheinend wenig auszumachen. Nach einer endlos erscheinenden Sequenz kommt ein weiterer Mann ins Bild, der das Tier mit einem Messer "erlöst" und dem Schützen den blutigen Gamsbart als schockierende Trophäe überreicht. Danach macht sich die Jagdgruppe fröhlich auf den Weg ins Tal - zurück bleiben blutverschmierte Felsen und Vögel, die sich über die Überreste hermachen.

Schwere Strafen drohen

Tirols Landesjägermeister Anton Larcher zeigt sich entsetzt und kündigte rechtliche Schritte an: "Wir propagieren, dass wir den Tierschutz großschreiben. Das wird in diesem Video nicht präsentiert." Das Tier hätte mit einem Schuss in den Hals erlegt oder sofort mit einem Stich ins Genick getötet werden müssen. Am liebsten würde er den betroffenen Personen ihre Jagdlizenzen lebenslang entziehen, meinte Tirols oberster Jäger.

Gegen die Jäger ist noch am Montag ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Ihnen droht nun der befristete Entzug der Jagderlaubnis. Zudem wolle Larcher wegen Tierquälerei eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft einbringen: "Wir gehen nämlich davon aus, dass es sich bei dem Vorfall auch um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz handelte".

Derzeit sei man vonseiten des Jägerverbandes dabei, die handelnden Personen auszuforschen. Jener Mann, der das schwer verletzte Tier über die Steine schleifte, sei zumindest einem Bezirksjägermeister bekannt, erklärte Larcher. Das Video wurde am späten Montagnachmittag gesperrt.

"Läuft einem kalt über den Rücken"

Nach der am Montag bekannt gewordene Videoaufnahme von einer Gamsjagd in Tirol hat auch Kritik aus der Politik gegeben. Der Klubobmann der ÖVP im Tiroler Landtag, LAbg. Jakob Wolf, sprach in einer Aussendung von einer "reinen Tierquälerei". "Wenn man diese Bilder sieht, läuft es einem kalt über den Rücken", erklärte Wolf, der laut eigenen Angaben selbst aktiver Jäger ist. Die Tiroler Jägerschaft werde mit derartigen Methoden in ein "Tierquälereck" gestellt und erleide dadurch einen "großen Imageschaden".

Die betroffenen Jäger hätten den hunderten Tiroler Jägern, die waidgerecht jagen, einen "Bärendienst" erwiesen, meinte der ÖVP-Klubobmann. Personen, die "so barbarisch in Tirol jagen", sei sofort die Jagdkarte zu entziehen, forderte Wolf. Der ÖVP-Politiker verlangte zudem, unter anderem eine Anzeige wegen Tierquälerei zu erstatten.

Beteiligte offenbar identifiziert

Laut Angaben des Tiroler Jägerverbandes konnten mittlerweile einige der Beteiligten identifiziert werden. Der Jagdpächter des betroffenen Jagdgebietes sowie jener Mann, der die Gams schließlich mit dem Messer tötete, seien dem Jägerverband bekannt, sagte Landesjägermeister Anton Larcher der APA. Jene Person, die die schwer verletzte, zappelnde Gams rund zwei Minuten an den Beinen über spitze Steine talwärts schleifte, sei hingegen noch nicht ausgeforscht, erklärte Larcher.

Ursprünglich hatte man geglaubt, auch diesen Mann identifiziert zu haben. Vermutlich handle es sich um einen ausländischen Jagdgast. "Ich nehme an, dass er auch der Schütze war", sagte der Landesjägermeister. Der Jäger soll in den nächsten Tagen identifiziert werden. "Ich werde jedenfalls alles in meiner Macht stehende tun, dass jemand, der so agiert, nie mehr wieder in Tirol jagen wird“, meinte Larcher. Den Jagdpächter habe er bis dato "nicht persönlich zur Rede stellen" können.

"Null-Toleranz und keinen Pardon"  

Tirols oberster Jäger kündigte an, dass sich der Jägerverband mit den weiteren beteiligten Behörden eng abstimmen und für volle Aufklärung sorgen werde. „Wir werden auch innerhalb der Jägerschaft dieses Problem aufarbeiten. Für so etwas gibt es für mich Null-Toleranz und keinen Pardon bei der rechtlichen Verfolgung", erklärte Larcher. Er gehe davon aus, dass das Ergebnis des eingeleiteten Disziplinarverfahrens nur der Entzug der Jagdkarte sein werde.

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