Österreich

Bub sagt gegen Vater aus: "Er ist einfach krank"

Heute Redaktion
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"Muss ich jetzt ins Gefängnis?" Die Frage eines Buben (11) rührte das Land. Am 16. April hatte er seiner Mama (34) in Wien das Leben gerettet. Bei einer zuvor gefilmten Vernehmung sagte der Schüler, dass er einen "schlimmen Papa" habe, der "einfach krank" ist, "weil er eifersüchtig ist".

"Muss ich jetzt ins Gefängnis?" Die Frage eines Buben (11) rührte das Land.  Nun steht Luka B. vor Gericht. Bei einer zuvor gefilmten Vernehmung sagte der Sohn, dass er einen "schlimmen Papa" habe, der "einfach krank" ist, "weil er eifersüchtig ist".

Rasend vor Eifersucht stach sein Vater, Luka B. (57), damals die Ehefrau nieder. Um die Mutter zu schützen, rammte der Sohn dem Papa ein Messer in den Rücken. Alle überlebten.

Der Knirps musste natürlich nicht in Haft. Aber Luka B. steht am Montag wegen Mordversuchs vor Gericht. Als Verteidiger steht ihm Staranwalt Rudi Mayer zur Seite: "Mein Mandant hat das erzählt wie es gewesen ist. Ich habe Stiche von der Frau bekommen und habe selber zugestochen.", fasst Mayer die ersten Stunden im Prozess zusammen.

Bub muss nicht vor Gericht aussagen

Der 11-Jährige hat seine Aussage bereits auf DVD gemacht, die den Geschworenen nach einer kurzen Prozesspause vorgespielt wurde. Er bezeichnete seinen Vater als "schlimmen Papa". Er habe ihm Geld gegeben, wenn er ihm auf die Nerven ging. Sein Papa sei "einfach krank, weil er eifersüchtig ist". Er habe die Mutter ständig nach einem anderen Mann gefragt. Warum er zugestochen hat? "Ich wollte nur, dass er aufhört."

Der Vater bekannte sich "nicht schuldig", dass die Frau als Erstes zugestochen haben soll, hat er bis jetzt nicht erwähnt, weil er glaubte, "sie versöhnt sich wieder". Auch gegen die 35-Jährige wurde anfangs ermittelt, die Erhebungen wurde jedoch eingestellt.

"Frau war auch zu hören"

Auf die Frage hin, dass alle Zeugen gegen seinen Mandanten wären, entgegnet Anwalt Mayer: "Die Zeugen sagen, dass es Streitigkeiten gegeben hat, aber sehr wohl auch die Frau zu hören gewesen war."

"Schlampige Polizeiarbeit"

Der Anwalt des Angeklagten kritisierte im Zuge des Prozesses auch die Polizei, seiner Meinung nach habe sie "schlampig" ermittelt. Er geht davon aus, dass das 35-jährige Opfer auf den Angeklagten eingestochen habe, was aber nicht in der Anklageschrift stehe.

Prozess vergessen

Die Verhandlung begann 35 Minuten später als geplant, da die Justizanstalt Josefstadt vergaß, den Angeklagten aus der U-Haft in den Verhandlungssaal zu bringen. Erst nachdem sich Richter Rudi Olschak nach ihm erkundigte, wurde der Mann überstellt.