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Bub überlebt Italien-Tragödie, aber ganze Familie tot

14 Menschen verloren bei einem Seilbahnunglück in Norditalien ihr Leben. Ein Kind liegt schwer verletzt im Spital – der Rest seiner Familie ist tot.

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Biran, seine Frau Tal (27) und Söhnchen Tom (2) starben beim Lago Maggiore, ihr ältester Bub überlebte.
Biran, seine Frau Tal (27) und Söhnchen Tom (2) starben beim Lago Maggiore, ihr ältester Bub überlebte.
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Es sollte ein Ausflug vor malerischer Kulisse werden, doch er endete in einer Tragödie. Mindestens 14 Menschen fanden am Samstag – wie berichtet – beim Lago Maggiore den Tod, ein fünfjähriges Kind verlor seine ganze Familie. Die Gondel einer Seilbahn bei Stresa stürzte hunderte Meter in die Tiefe. Es gibt 14 Tote. Erst seit kurzem sind die Bahnen in der beliebten Urlaubsgegend wieder in Betrieb. 

Suche nach der Ursache läuft

Die Staatsanwaltschaft der Gemeinde Verbania hat nach der Seilbahn-Tragödie die Ermittlungen übernommen, um die Unglücksursache zu klären. Vermutlich könnte ein Kabelriss der Grund für die Tragödie sein. Der Präsident der Region Piemont, Alberto Cirio, forderte bei "Rainews 24" die Aufklärung des Unglücks. Italien sei ein Land der Sicherheit. Erst seit Samstag dürfen in Italien die Seilbahnen wieder nach Monaten der Schliessung wegen der Corona-Pandemie ihren Betrieb für Ausflügler aufnehmen. Das hatte die Regierung kürzlich beschlossen.

Augenzeugin: "Wir hörten einen lauten Knall."

Grazie Aguzi war in der Nähe, als das Unglück passierte. Zu "La Repubblica" sagt sie: "Wir hörten einen lauten Knall, dann nochmal einen und man konnte sehen, wie Bäume einknickten. Dann war plötzlich alles ruhig." Feuerwehr und Polizei seien kurze Zeit später eingetroffen, aber es handle es sich um sehr unwegsames Gelände.

Während langsam die Aufarbeitung des entsetzlichen Unglücks anläuft, werden nun auch Details zu den Lebensgeschichten der 14 Opfer bekannt. "Heute" hat sie aufgeschrieben:

Ganze Familie aus Israel ausgelöscht

Eine ganze israelische Familie kam beim Seilbahnunglück von Stresa ums Leben: Der junge Vater Amit Biran mit seiner Frau Tal P. (27) und Söhnchen Tom (2), der im italienischen Pavia geboren wurde, starben. Auch seine Mutter Barbara K.-C. (71) und Vater Tshak C. (83), die aus Israel zu Besuch gekommen waren, befinden sich unter den Toten. Das junge Paar lebte seit einigen Jahren in Italien: Amit Biran studierte Medizin an der Mailänder Uni und engagierte sich in seiner Freizeit für die jüdische Gemeinde in Mailand. Das verletzte Kind im Kinderspital von Turin ist laut einem Facebook-Eintrag des Parteichefs der rechten Partei Lega, Matteo Salvini, der älteste Sohn von Amit und Tal.

Der Bub wird derzeit im Spital von Turin wegen seiner schweren Verletzungen behandelt. Wie "Corriere della Sera" berichtet hat der Fünfjährige ein besorgniserregenden Brust- und Schädeltrauma sowie Beinbrüche erlitten. Er ist aber bei Bewusstsein. Das Kind sei sehr erschrocken, schreibt die italienische Zeitung. "Fasst mich nicht an, ich habe Angst", sagte es auf Italienisch bei seiner Ankunft in der Notaufnahme. Das verletzte Kind ließ zunächst nicht zu, dass Ärzte oder Krankenschwestern es berührten. Inzwischen wurde das Kind sediert. Es spreche gut auf die Behandlung an, teilte ein Arzt mit.

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    Beim Absturz einer Seilbahn-Kabine im italienischen Piemont sind am 23. Mai 2021 mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Zwei Kinder konnten schwerst verletzt geborgen und in ein Spital geflogen werden.
    Beim Absturz einer Seilbahn-Kabine im italienischen Piemont sind am 23. Mai 2021 mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Zwei Kinder konnten schwerst verletzt geborgen und in ein Spital geflogen werden.
    Handout / Vigili del Fuoco / AFP / picturedesk.com

    Silvia und Alessandro

    Silvia M. (27) und Alessandro M. (29) waren seit drei Jahren verlobt. Erst kürzlich waren sie in Varese zusammengezogen, in eine Wohnung direkt über der seiner Eltern. Nachbarin Rosa erzählt "La Reppublic" unter Tränen: "Silvia war immer fröhlich. Vor drei Tagen habe ich sie zuletzt gesehen, da begrüsste sie mich mit einem Lächeln auf den Lippen." Silvia arbeitete als Büroangestellte, Alessandro studierte Medizin.

    Angelo und Roberta

    Angelo G. (45) und Roberta P. (40) aus Bari waren vor einiger Zeit nach Mailand gezogen, weil es ihnen in Norditalien besser gefiel. Früher arbeitete Roberta als Ärztin, in letzter Zeit war sie in einem Impfzentrum tätig. Mit dem Seilbahn-Ausflug wollten die beiden Robertas runden Geburtstag feiern.

    Vittorio, Elisabetta und Söhnchen Mattia

    Vittorio Z. (55), seine Partnerin Elisabetta P. (38) und der gemeinsame Sohn Mattia (5) kamen beim Unglück ums Leben. Die Familie stammt aus Vedano Olona, einer Gemeinde südöstlich von Varese.Wie "Varese News" berichtet, wollten Mattias Eltern am kommenden 24. Juni heiraten. In Vedano Olona ist der Schock gross: "Das ist eine große Tragödie", sagt Bürgermeister Cristiano Citterio. Die Nachricht vom Unfall am Sonntagmittag schockierte ihn. "Zu wissen, dass eine ganze Familie zerstört wurde, bricht mir das Herz."

    Serena und Mohammadreza

    Auch Serena C. und Mohammadreza S. haben ihr Leben in der Tragödie verloren. Die 27-jährige Serena ist ursprünglich aus Diamante, in Süditalien, arbeitete aber zuletzt in einem Wasserforschungsinstitut in Verbania, in der Nähe des Unglücksorts. Sie war erst vor wenigen Monaten in den Norden des Landes gezogen. Ihr Verlobter Mohammadreza, der in Rom studierte, aber auch aus ihrem Heimatort kam, besuchte sie für ein Wochenende.

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