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Buben finden Hass-Posts lustig, Mädchen eher traurig

Mehr als jedes zweite Mädchen treffe im Internet auf Hass, sagt eine neue Studie. Drei Viertel geben an, dass sie das entsetzt und traurig macht.

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    Alleine vor dem Laptop ist ein hasserfüllter Kommentar schnell getippt – Hassrede ist im Internet allgegenwärtig.
    Alleine vor dem Laptop ist ein hasserfüllter Kommentar schnell getippt – Hassrede ist im Internet allgegenwärtig.
    20min/Michael Scherrer

    Jugendliche treffen im Web häufig auf Hassrede. Laut der neuen James-Studie gibt es in der Wahrnehmung von Hasskommentaren große Unterschiede zwischen Mädchen und Buben. Am häufigsten gibt es online eine Diskriminierung von Personen aufgrund ihres Aussehens.

    "Viele Jugendliche lernen fälschlicherweise, dass es in Ordnung ist, im Netz respektlos zu kommunizieren", kommentiert Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom, die Studie der ZHAW und Swisscom.

    Über die Hälfte der Mädchen von Hassrede betroffen

    Rund die Hälfte, der in der Studie befragten Jugendlichen, trifft mehrmals pro Woche oder häufiger auf Hasskommentare im Internet. Betroffen sind besonders die 16- bis 19-Jährigen. 53 Prozent der Mädchen treffen im Internet regelmäßig auf Hassrede, während dies nur bei 41 Prozent der Buben der Fall ist.

    Die befragten Jugendlichen sind sensibilisiert auf das Thema und nehmen Hasskommentare im Vergleich zu etwa Falschinformationen eher wahr. "Es ist jedoch schwierig zu beurteilen, ob Mädchen sich tatsächlich häufiger mit solchen Meldungen konfrontiert sehen oder ob es unterschiedliche Wahrnehmungen darüber gibt, was überhaupt als Hassrede empfunden wird", sagt ZHAW-Medienpsychologin Céline Külling.

    Tipps für den Umgang mit Hassrede
    Die Autoren der Studie geben folgende Tipps für den Umgang mit Hassrede:
    Zuerst überlegen, dann posten: Verhaltensregeln, die es offline gibt, gelten auch online.
    Für andere einstehen: Schweigen bei Hasskommentaren ist keine Lösung.
    Gegenrede: Widerspruch setzt ein Zeichen – mit Gegenhass zu reagieren, ist allerdings keine Lösung.
    Technische Hilfsmittel nutzen: Ein Beispiel dafür ist der "Bot Dog" des Verbands Alliance F.
    Inhalte melden: Wer Hassrede sieht, kann diese in verschiedenen sozialen Netzwerken beanstanden.
    Über Stereotypisierungen reden: Stereotypische Darstellungen sollte man stets kritisch reflektieren.

    Drei Viertel der Mädchen geben an, dass Hasskommentare sie entsetzen oder traurig machen. Bei den Buben sind es nur zwei Fünftel. Die Studienautoren vermuten, dass das mit Geschlechternormen zusammenhängt. Für Männer sei es gesellschaftlich gesehen unüblich, über ihre Gefühle zu sprechen, heißt es in der Studie.

    Ein Drittel der Buben gab an, Hasskommentare interessant oder unterhaltsam zu finden, während bei den Mädchen nur zehn Prozent bzw. 14 Prozent dieser Haltung zustimmen. Fast die Hälfte der Buben zeigte zudem Verständnis für manche Hasskommentare.

    Diskriminierung aufgrund des Aussehens

    71 Prozent der Jugendlichen geben an, dass Personen online vor allem aufgrund ihres Aussehens beleidigt werden. Rund die Hälfte beobachtet auch Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung, der Herkunft oder der Hautfarbe.

    81 Prozent der Mädchen stellen Beleidigungen und Diskriminierungen von Personen oder Gruppen aufgrund ihres Aussehens fest. Bei den Buben sind es nur 56 Prozent. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich Mädchen stärker mit Social Media wie Snapchat und Tiktok beschäftigen.

    "Auch wenn das Aussehen einer Person in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine große Rolle spielt, wird paradoxerweise dieser Form der Diskriminierung von institutioneller Seite bisher nur wenig entgegengewirkt", sagt Gregor Waller, Co-Autor der ZHAW-Studie. Gängiges Gleichstellungsmanagement zielt laut der Studie auf Merkmale wie Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung, religiöse Zugehörigkeit sowie Herkunft und vernachlässigt den Aspekt der physischen Attraktivität.