Niederösterreich

Bürgermeister stellt sich hinter Café-Projekt in Zwettl

Am Hauptplatz in Zwettl protestieren Anrainer gegen ein neues Lokal. Zu groß, zu klobig soll es sein - der Stadtchef verteidigt das Bauprojekt.

Erich Wessely
So soll das Stadtkaffeehaus aussehen.
So soll das Stadtkaffeehaus aussehen.
zVg

Eine Protestbewegung bildete sich gegen ein Bauprojekt in der Zwettler City. Am Hauptplatz soll ein Stadtkaffeehaus namens "Juwel" gebaut werden.

Einige Anrainer stören sich an dem Projekt, sehen eher einen "Schandfleck", einen klobigen Block bzw. ein überdimensionierte Projekt und verfassten kurz vor der Wahl noch einen Brief, adressiert an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (VP) - mehr dazu hier.

Auf "Heute"-Anfrage nimmt nun Zwettls Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Franz Mold (VP) zu dem umstrittenen Projekt Stellung. 

Zur Unterschriftenliste

"Der Stadtgemeinde Zwettl wurde am 23. Jänner eine Unterschriftenliste von Projektgegnern überreicht, lautend auf ,Für die Erhaltung des Hauptplatzes in der derzeitigen Form'. Auf dieser uns vorliegenden Liste haben 55 Personen unterschrieben", so der Bürgermeister. Laut Projektgegner seien es derzeit 70 Unterschriften.

Zum Brief an die Landeshauptfrau

"Ein Brief, wie er laut Medienberichten von Kritikern mit der Bitte um Intervention an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner übermittelt worden sein soll, liegt der Stadtgemeinde mittlerweile vor. Wichtig ist uns festzuhalten, dass der Gemeinderat in seiner Sitzung am 30. Juni 2022 unter Tagesordnungspunkt 36 einstimmig seine Zustimmung zur Errichtung eines Gastronomielokals auf einer Teilfläche des Hauptplatzes erteilt und den Abschluss eines Baurechtsvertrages mit Frau Julia Fidi-Weißenhofer genehmigt hat (in voller Länge auf der Gemeindehomepage nachzulesen). Das „Stadtcafe“ wurde von der Bezirkshauptmannschaft Zwettl sowohl bau- als auch gewerbebehördlich genehmigt. Somit erübrigt sich jede etwaige Diskussion über einen Baustopp durch den Bürgermeister als Baubehörde erster Instanz, da er eben nicht zuständige Baubehörde ist", so Franz Mold.

Zur Kritik einer Architektin

Auch eine Architektin hatte das Projekt kritisiert. Dazu der Bürgermeister: "Zur Frage, ob und bejahendenfalls in welchem Umfang der Hauptplatz in einer sich in das historische Stadtbild einfügenden Art und Weise überhaupt bebaut werden kann, wurde seitens der Stadtgemeinde Zwettl-Niederösterreich eine Bauberatung durch Niederösterreich GESTALTE(N) in Anspruch genommen. Alle weiteren Planungen zur Umsetzung der Projektidee „Stadtcafé“ basieren auf dem Ergebnis dieser Bauberatung vom März 2021 durch Frau Architektin DI Ebru Simsek-Lenk."

Die wichtigsten Kenndaten des von ihr erstellten städtebaulichen Konzepts würden wie folgt lauten: „40 Sitzplätze + 6 Stehplätze innen, 30 Sitzplätze außen, Raumhöhe ca. 2,80–3,00 m, Innenraum ca. 80 m², Dachfläche/Bodenfläche ca. 140 m².“

Die tatsächlichen Dimensionen laut genehmigtem Projekt würden betragen: „25 Sitzplätze innen, 10 Sitzplätze außen, Raumhöhe 2,80 m, Innenraum 85,57 m² (Nettogrundfläche), Dachfläche/Bodenfläche 131,35 m².“

"Die Kritikpunkte von Simsek-Lenk zu Größe, Höhe und Dimension des Stadtcafés widersprechen daher eindeutig den Fakten und entbehren somit jeder objektiven fachlichen Grundlage. Ihre nunmehrige Forderung nach einem temporären, jederzeit abbaubaren Gebäude, findet sich in dem von ihr erstellten städtebaulichen Konzept mit keinem Wort. Simsek-Lenks Kritik kann eigentlich nur auf einer derzeit in den Medien kursierenden Visualisierung beruhen, deren Urheber nicht bekannt ist. Tatsache ist jedenfalls, dass diese nicht vom Planverfasser des Einreichprojektes erstellt wurde. Ob das Stadtcafé in der Visualisierung im Verhältnis zur Umgebung richtig dargestellt wurde, kann von der Stadtgemeinde Zwettl nicht beurteilt werden", wird Mold in der schriftlichen Stellungnahme gegenüber "Heute" zitiert.

Und weiter: "Auch Architekt DI Ewald Onzek, Vorsitzender des Gestaltungsbeirates der Stadt Zwettl, kommt in einem aktuellen Schreiben an die Stadtgemeinde Zwettl vom 26. Jänner 2023 zum Schluss: ,Die Größenordnung des zur Ausführung kommenden Gebäudes unterschreitet die städtebaulichen Vorgaben der Studie.' Er erinnert daran, dass das neue Stadtcafé ähnliche Aufregung im Vorfeld erfährt, wie seinerzeit das Brunnenprojekt von Hundertwasser. Sein Fazit: ,Das neu entstehende Ensemble (Brunnen und Café) ist eine wesentliche städtische Verbesserung am Zwettler Hauptplatz und wird durch die neue Verweilqualität für Menschen eine Belebung des Platzes bewirken.'"

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    Die Innenstadt von Zwettl
    Die Innenstadt von Zwettl
    "Heute"/Wessely

    Zur Kritik der mangelnden Kommunikation

    "Die Stadtgemeinde hat immer wieder alle ihr zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle dazu genutzt, um über das Projekt zu informieren. So gab es Beiträge in den Gemeindenachrichten, auf der Gemeindehomepage, dem Facebook-Kanal der Stadtgemeinde Zwettl sowie Information und Rückfragemöglichkeit bei einem Hausbesitzer-Stammtisch am 13. Juni 2022. Außerdem lud die Stadtgemeinde Zwettl in Kooperation mit Julia Fidi-Weißenhofer am 1. Juli 2022 zu einer Pressekonferenz. Alle Lokalmedien sowie auch teilweise überregionale Medien haben darüber berichtet. Außerdem gab es laufende Berichterstattung zum Projekt, ein erster Artikel dazu wurde etwa in der ,NÖN' bereits im Dezember 2021 (!) veröffentlicht."

    Zur Hundertwasser-Stiftung

    "Die Hundertwasser Gemeinnützige Privatstiftung wurde seitens der Stadtgemeinde per Mail am 15. Juni 2022 vom geplanten Café-Projekt informiert. Dabei wurden die konzeptionellen und architektonischen Überlegungen von Frau Architektin DI Ebru Simsek-Lenk zur Kenntnis gebracht sowie zwei Ansichten aus diesem städtebaulichen Konzept übermittelt. Alle weiteren Planungen zur Umsetzung der Projektidee ,Stadtcafé' basieren auf dem Ergebnis dieser Bauberatung vom März 2021 durch Frau Architektin DI Ebru Simsek-Lenk."

    Und abschließend heißt es in der Stellungnahme: "Der Hundertwasser Gemeinnützigen Privatstiftung ist zu entgegnen, dass es hinsichtlich Dimension, Volumen und Lage des Stadtcafés – wie bereits oben ausgeführt – keinerlei Änderungen zum städtebaulichen Konzept gegeben hat. Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass die Hundertwasser Gemeinnützige Privatstiftung ihre Stellungnahme vom 22. Juni 2022, ,nichts gegen das geplante Vorhaben einzuwenden zu haben', widerruft."