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Buh-Rufe statt Jubel bei George-Clooney-Premiere

Heute Redaktion
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Bild: Axel Schmidt (AP)

Hollywood-Star George Clooney hat mit seinen "Monuments Men" bei der 64. Berlinale enttäuscht. Was manche US-Kritiken bereits befürchten ließen, bestätigte sich am Samstag bei der Pressevorführung der Kunstrettungstragikomödie: Das hochkarätige Ensemble spielt meistens ins Leere, Clooney trifft als Regisseur kaum einmal den richtigen Ton und erntete dafür keinen Applaus, nur vereinzelte Buhrufe.

Hollywood-Star George Clooney hat mit seinen "Monuments Men" bei der 64. Berlinale enttäuscht. Was manche US-Kritiken bereits befürchten ließen, bestätigte sich am Samstag bei der Pressevorführung der Kunstrettungstragikomödie: Das hochkarätige Ensemble spielt meistens ins Leere, Clooney trifft als Regisseur kaum einmal den richtigen Ton und erntete dafür keinen Applaus, nur vereinzelte Buhrufe.

Dabei wäre eigentlich alles für eine glorreiche Premiere am Abend in Berlin bereit gestanden: Große Stars wie Matt Damon und Bill Murray vor der Kamera, gedreht zu großen Teilen in Deutschland, und ein heißes Thema, das nicht zuletzt nach dem Fall des Münchner Kunstsammlers Cornelius Gurlitt aktuell in aller Munde ist. Schließlich widmet sich der Film jener internationalen Eingreiftruppe, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von den Nazis geraubte Kunstwerke suchen und vor der Zerstörung retten sollte - und damit auch in vielen Fällen Erfolg hatte.

Statt Würdigung wurde es Karikatur

Doch Clooney konnte sich offensichtlich nicht entscheiden, welche Art von Film ihm vorschwebte. Die Stimmung wechselt teils unvermittelt zwischen leichter Unterhaltung und großer Geste, die Männer, die er würdigen will, geraten zur Gänze zu Karikaturen. Der Regisseur und Mitautor des Drehbuchs vereinfacht und verharmlost, obwohl ihm offenbar daran gelegen war, die absurde Mission der als Soldaten völlig ungeeigneten Kunsthistoriker nicht nur als Kuriosität, sondern auch als wichtigen Einsatz im Dienste der Menschheit darzustellen.

Gut gemeint bedeutet nicht gut

Letzten Endes ist der Film zwar gut gemeint, aber alles andere als gut. "Das A-Team auf der Jagd nach Nazibeute", fasste die "New York Times" zusammen - und traf den Nagel damit ziemlich auf den Kopf. Wenn der Film am 20. Februar in den heimischen Kinos startet, bleibt aber zumindest die Gelegenheit, auch die Österreichbezüge der Mission zu studieren - vom Modell des Führermuseums, das Hitler für Linz plante, über den Katalog der Linzer Gemäldegalerie bis hin zum Salzbergwerk Altaussee, in dem viele der gefundenen Kunstwerke lagerten.

Lesen Sie weiter: Das sagt Clooney zu seinem Film

Berlin im George-Clooney-Fieber: Der Megastar präsentierte am Samstag bei der Berlinale die Europapremiere seines Raubkunst-Thrillers „The Monuments Men“. Auch seine Co-Stars Matt Damon, Bill Murray und John Goodman wurden auf dem Roten Teppich erwartet. Zuvor stellten sich Clooney & Co den Fragen der internationalen Presse. Der Film hat betrüblicherweise schwere Schwächen.

 

"Wer die großen Meisterwerke der Kunst zerstört, der zerstört auch das Fundament der modernen Gesellschaft", sagt George Clooney sinngemäß  in „The Monuments Men“ (Österreich-Kinostart: 20. Februar). Der Star ist Regisseur und Hauptdarsteller des Kunstraub-Krimis aus dem Zweiten Weltkrieg. Als Kunsthistoriker und Offizier führt er einen kleinen alliierten Trupp von sieben Kunstspezialisten an, die jene Schätze zurückerobern wollen, welche von den Nazis gestohlen wurden.

Der Showdown des Films, der auf wahren Ereignissen beruht, führt ins Salzbergwerk von Altaussee. Dort hatten die Nazis Kunst im Milliardenwert gelagert. Clooneys Männer holen die Meisterwerke aus dem Stollen. Aber der Film verhehlt nicht, dass es die Bergwerks-Leute aus dem Salzkammergut waren, die in den letzten Kriegstagen die von den Nazis befohlene Zerstörung der Kulturgüter verhinderten.

"Ein schwieriges Metier"

"Ich las vor drei Jahren das Buch über die echten Monuments Men und fand, das ist eine tolle Story für einen Film", sagte Clooney am Samstag Nachmittag in Berlin. "Filme über Kunst sind zwar generell ein schwieriges Metier, aber dies ist eine ungewöhnliche Geschichte über die Leistung einzigartiger Männer, über die man im Kino noch nie etwas gehört hat."

Der Plot um die Kunst-Soldaten, die vor ihrem Einsatz nie eine Waffe trugen, ist in der Tat spektakulär. George Clooney, der als Regisseur bisher stets anspruchsvolle Arthaus-Filme drehte, versucht sich hier erstmals am Blockbuster-Kino: Mit einem „altmodischen Film voller Stars“, wie er selbst sagt.

Hochklassige Darsteller, Regisseur verzettelt sich

Erster Eindruck vom Film: Der Hauptdarsteller Clooney und seine Mitstreiter (auch die Oscar-Preisträger Cate Blanchett und Jean Dujardin spielen große Rollen) agieren hochklassig wie immer. Doch der Regisseur Clooney verzettelt sich bei „The Monuments Men“ total. Anstatt geradlinig die Thriller-Story zu bedienen, wechselt er zwischen den Stilen von Militär-Klamotte, Satire, Komödie, keuscher Romanze und schmalzigem Drama hin und her. So bleibt – bei aller Bewunderung für die Heldentaten der „Monuments Men“ – ein schaler Nachgeschmack.

Gunther Baumann, Berlin

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