Szene

Buhrufe, Empörung und Zorn über Nazi-Tannhäuser

Heute Redaktion
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Bild: Hans Joerg Michel

Regisseur Burkhard C. Kosminski inszenierte Richard Wagners Oper "Tannhäuser" an der Düsseldorfer Oper als Nazi-Verbrecherspektakel. Die Reaktion des Publikums: Buh-Rufe, Türenknallen und Ärger. Der Zorn ging so weit, dass der Opernintendant die Gäste auf der Premierenfeier zur Ordnung rufen musste.

Regisseur Burkhard C. Kosminski inszenierte Richard Wagners Oper "Tannhäuser" an der Düsseldorfer Oper als Nazi-Verbrecherspektakel. Die Reaktion des Publikums: Buh-Rufe, Türenknallen und Ärger. Der Zorn ging so weit, dass der Opernintendant die Gäste auf der Premierenfeier zur Ordnung rufen musste.

Bei der drastischen Inszenierung wird in Gaskammern gemordet, Venus tritt in Nazi-Uniform auf und ihre SS-Schergen ermorden eine Familie und zwingen Tannhäuser dazu, ebenfalls zu töten. Während der berühmten Ouvertüre sinken nackte Darsteller in einem Kreuz aus gläsernen Würfeln, die sich mit Nebel füllen, zu Boden. Der Venusberg, bei Wagner Ort der hedonistischen Liebe, wird zum Schauplatz einer brutalen Erschießungsszene.

Nach 30 Minuten stürmten die ersten hinaus

Nach nur 30 Minuten gellten am Samstag empörte Buhrufe aus dem Publikum, verärgerte Zuschauer verließen ihre Plätze, einige knallten die Türen. Sänger und Chefdirigent Axel Kober hingegen bekam langen Applaus. Regisseur Kosminski aber erntete, kaum hatte er die Bühne betreten, wütende Buhrufe. "Beleidigung" und "Alptraum" waren nur einige Reaktionen. Sogar bei der anschließenden Premierenfeier wurde Kosminski noch Zielscheibe der Wut einiger Zuschauer, so dass Opernintendant Christoph Meyer die Gäste zur Ordnung rief.

"Albtraum deutscher Geschichte"

Die Inszenierung habe schon während der Probenzeit heftige Diskussionen ausgelöst, erzählen Beteiligte. Tannhäuser werde zu einem "Albtraum deutscher Geschichte", heißt es im Begleitheft. "Was hat das mit Tannhäuser zu tun?", fragt ein erboster Herr, bevor er das Parkett fluchtartig verlässt.

Beleidigung der Opfer

Am Ende schenkt das blutüberströmte Kind der von den Nazis erschossenen Eltern dem Verbrecher Tannhäuser einen blühenden Zweig - als Symbol der Vergebung, die es nicht gibt. Die "Holzhammer"-Methode Kosminskis und seines Bühnenbildners Florian Etti dürfte angesichts der Millionen Toten der Nazi-Gewaltherrschaft von vielen als Beleidigung der Opfer angesehen werden.

APA/red.