Wirtschaft

Bulgaren stürmten nach Falschmeldung Banken

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Reuters

Trotz einer staatlichen Garantie für Sparguthaben haben erneut zahlreiche Bulgaren aus Angst um ihr Geld die Banken gestürmt. In Filialen der First Investment Bank bildeten sich am Montag Schlangen.

Nach Angaben von Regierung und Notenbank haben Kriminelle über Internet und SMS-Botschaften Falschinformationen verbreitet, um Bürger zum Abheben ihres Geldes zu bewegen. Nach einem Krisentreffen sprach Präsident Rossen Plewneliew am Wochenende die Garantie für Sparguthaben aus. Die EU-Kommission gab grünes Licht für eine Kreditlinie von umgerechnet 1,7 Mrd. Euro des Staates für die Banken.

An der Börse sorgten die Garantie für Sparguthaben und die Finanzspritze für eine Beruhigung: Nach Kurseinbrüchen in der vergangenen Woche erholte sich die Aktie der First Investment Bank um rund 24 Prozent
In Bulgarien war es bereits vergangene Woche zu einem Kundenansturm auf zwei große Banken gekommen: Neben der First Investment Bank als drittgrößtes Geldinstitut des Landes war auch die Nummer vier der Branche, die Corporate Commercial Bank (Corpbank), betroffen. Die Zentralbank übernahm daraufhin die Kontrolle über die Corpbank.

Nach einem Treffen mit Vertretern der Parteien, der Zentralbank und dem Finanzminister sagte Plewneliew am Sonntag, die Institute würden ihren normalen Betrieb aufrechterhalten. Die Banken seien stabil, würden gut beaufsichtigt und verfügten über genügend Kapital. "Es gibt keine Bankenkrise", sagte das Staatsoberhaupt. Er räumte aber eine Vertrauenskrise ein. Bei der Verfolgung der Verantwortlichen müssten die Gesetze voll ausgeschöpft werden. Die Behörden nahmen fünf Verdächtige fest. Einer von ihnen sei wieder freigelassen worden.

Auch die EU-Kommission bezeichnete das bulgarische Bankensystem als gut finanziert. Gleichwohl kam die Brüsseler Behörde der Bitte aus Sofia nach, eine Kreditlinie von umgerechnet rund 1,7 Mrd. Euro zu bewilligen. Diese Maßnahme sei angemessen und notwendig, um in der derzeitigen Lage das Bankensystem mit genügend Liquidität zu versorgen, erklärte die EU-Kommission. Das Geld sei als vorsorgliche Maßnahme zu verstehen, um das Finanzsystem zu stabilisieren. An sich seien Bulgariens Banken aber gut mit Kapital ausgestattet verglichen mit anderen Ländern in der EU.
Obwohl Bulgarien eines der ärmsten EU-Länder ist und Probleme mit Korruption und Vetternwirtschaft hat, gilt das Finanzsystem des südosteuropäischen Landes als stabil. Die Vorgänge im Bankensystem treffen das Land allerdings in einer politisch schwierigen Lage. Die von den Sozialisten geführte Regierung hat einen baldigen Rücktritt angekündigt. Termin für eine vorgezogene Parlamentswahl ist der 5. Oktober. Plewneliew kündigte an, das Parlament aufzulösen und am 6. August eine Übergangsregierung einzusetzen.