Politik

Bundesheer-Offizier wegen Neonazi-Shirt suspendiert

Nachdem er sich in einem Shirt mit Neonazi-Gedicht präsentierte, hat Verteidigungsministerin Tanner den Brigade-Kommandant vorläufig suspendiert.

Leo Stempfl
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Fähnriche des Bundesheeres (Symbolbild)
Fähnriche des Bundesheeres (Symbolbild)
EXPA / picturedesk.com

"Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten", ist die erste Zeile eines in Fraktur-ähnlicher Schrift geschriebenen Gedichts auf dem Shirt eines ranghohen Bundesheer-Offiziers. "Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott!" Dieses Gedicht auf dem Shirt des Offiziers, aber auch seine regierungskritischen Aussagen, haben nun Folgen.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) zeigte sich schockiert und teilte in einer Aussendung mit, dass sie die vorläufige Dienstenthebung veranlasst habe. Nun ist die Disziplinarabteilung am Zug. "Ich bin schockiert über die Äußerungen des Brigadekommandanten Gaiswinkler. Seine private Meinung sei ihm unbenommen und steht ihm auch zu. Ein Anstreifen mit nationalsozialistischem Gedankengut werde ich jedoch keinesfalls dulden", so Tanner.

Der Hintergrund

Das Zitat auf dem Shirt wird Theodor Körner zugerechnet, der wegen seiner Kriegsverherrlichung bei Militaristen und Rechtsextremisten äußerst beliebt ist. Das abgedruckte Gedicht entstammt allerdings der Feder einer Neonazi-Dichterin, wie auch ein Faktencheck der "dpa" bestätigt und von "orf.at" berichtet wird.

1990 wurde das Loblied auf den Nationalsozialismus in München uraufgeführt. Phrasen wie "Vom Feinde bezahlt" und "Dann gnade Euch Gott" sind dabei einschlägig bekannte, völkische Phrasen, letztere eine klare Referenz auf eine Rede Hitlers.

Provokation

Dem Offizier war durchaus bekannt, dass er mit dem Spruch provoziert. Im Video stellt er sich allerdings primär als Familienvater, Großvater und "Staatsbürger meiner geliebten Heimat Österreich" dar. Mit dem Gedicht sieht er hingegen die Stimmung der österreichischen Bevölkerung treffend auf den Punkt gebracht.

Auch bei sich selbst sieht er innere Konflikte, weil er als Bundesheer-Offizier entgegen seiner Gesinnung als Staatsbürger dazu gezwungen würde, einer die Verfassung brechenden Regierung Folge zu leisten. Die Regierung würde Kritiker "regelrecht verfolgen", wodurch er sich an "dunkle Zeiten" erinnert fühlt.

Im Gespräch mit der APA gibt auch der Offizier zu, "einen Fehler gemacht zu haben". "Ich habe mich geirrt und fälschlicherweise geglaubt, dass der Spruch von Körner stammt. Leider habe ich es nicht überprüft." Rechtsextrem sei er nicht, sondern "ganz im Gegenteil". Sein Vater sei neben dem KZ Ebensee aufgewachsen und habe den Kindern erzählt, was für schreckliche Dinge dort passiert sind.