Szene

Burgtheater: Hartmann klagt nach Rauswurf

Heute Redaktion
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Kulturminister Josef Ostermayer hat am Dienstag überraschend die Konsequenzen aus der Finanzaffäre gezogen und entlässt Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann, der seit 2009 im Amt war.

 Der will sich das nicht gefallen lassen und wird klagen. 

Paukenschlag in der Affäre rund um die Burg, nach wochenlangen Streitereien. Ostermayer zog die Handbremse und warf Hartmann, der auch einer der Aufsichtsräte war, aus seinem Amt.

Hintergrund: Zwei Rechtsgutachten zur Mitverantwortung an der derzeitigen Lage des Burgtheaters haben bei Hartmann "erhebliche Verletzungen der Sorgfaltspflicht eines Geschäftsführers" festgestellt. Erhebliche Mängel im Rechnungswesen sind nicht behoben worden.

Unverzüglich gefeuert

Dadurch musste Ostermayer eine fristlose Entlassung aussprechen. Dabei wurde Hartmann genau jenes Unverzüglichkeitsprinzip zum Verhängnis, das nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe im November 2013 zur Entlassung von Vizedirektorin Silvia Stantejsky geführt hatte. Der Deutsche muss seinen Arbeitsplatz unverzüglich räumen und darf sein Büro danach nicht mehr betreten. Hartmanns Tätigkeit als Regisseur ist von der Entlassung grundsätzlich nicht betroffen.

Ostermayer hatte Hartmann am Vormittag noch angeboten, von sich aus seinen Posten zurückzulegen. Das hatte dieser aber abgelehnt. Eine für 13 Uhr anberaumte Pressekonferenz hat der Minister dann abgesagt und die harte Konsequenz gezogen.

Hartmann klagt gegen Entlassung

Der Theatermacher sieht seine Mitverantwortung nicht ein: "Man möchte meinen, dass sich der künstlerische Geschäftsführer auf die kaufmännische Direktion, die Kontrollfunktion der Holding und die Wirtschaftsprüfer verlassen könnte. Da wurde ich offensichtlich völlig im Stich gelassen und muss dafür jetzt büßen." Er will die Entlassung nicht akzeptieren und hat daher eine Rechtsanwaltskanzlei mit einer Klage gegen die Entlassung beauftragt. Konkret geht es um viel Geld: Sein Jahresgehalt betrug 220.000 Euro, zusätzlich kassierte er für jede Regie 52.000 Euro. Das ergibt eine Gage von zumindest 1,1 Millionen Euro.

Ein Nachfolger für Hartmann ist noch nicht in Sicht. Bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung (19. März) wird ein interimistischer künstlerischer Geschäftsführer gesucht, für eine dauerhafte Lösung ist eine Ausschreibung notwendig.

Springer geht nicht ganz

Bundestheaterholding-Chef Georg Springer zieht selbst die Konsequenzen aus der Affäre um das Millionendefizit und legt alle Aufsichtsratsfunktionen in der Holding zurück. Holding-Prokurist Othmar Stoss wird Springer in den Aufsichtsräten nachfolgen. Den Vorsitz in den Kontrollgremien soll Christian Strasser, Chef des Wiener Museumsquartiers, übernehmen. Springer bleibt allerdings an der Spitze der Holding.

Opposition mag die Holding nicht mehr

Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl lobt zwar Ostermayers "rasches und umsichtiges" Handeln, die Holding habe aber "die ihr zugedachten Aufgaben nicht erfüllt". NEOS-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger findet: "Eine Holding, die nichts sieht, nichts hört und nichts weiß, ist nur ein Kostenfaktor." Und FPÖ-Kultursprecher Walter Rosenkranz fordert: "Die Bundestheater-Holding gehört aufgelöst und dem Kultur-Ministerium unterstellt."

 

Das Haus am Ring steht seit Wochen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein Schuldenberg, und eine geschaßte Geschäftsführerin haben die größte Bühne der Republik in die Schlagzeilen gebracht.

Der jüngst publizierte Prüfbericht der Wirtschaftsprüfer KPMG umfasst mehrere Vorwürfe gegen .

Erst am Montag hatte der Burgchef mitgeteilt, dass er sein , bis sich die Wogen geglättet haben. Er wollte damit Schaden vom Haus abwenden und seine Familie schützen, wie er sagte. Seine Position als künstlerischer Leiter wollte Hartmann aber behalten.

 

Entlassung "gab es noch nie"

Die "Entlassung eines Burgtheater-Direktors aufgrund von Misswirtschaft" hat in der beinahe 240-jährigen Geschichte des Hauses erstmalig stattgefunden, sagt Theaterwissenschafterin Hilde Haider. "Einen Knall-und-Fall-Rausschmiss eines Direktors in der laufenden Periode von einem Tag zum anderen gab es wirklich noch nie."

Im Laufe der turbulenten Geschichte eines der ältesten Sprechtheater Europas hat es zwar durchaus frühzeitige Abgänge von Direktoren gegeben, wie etwa nach dem Einmarsch der Nazis 1938 und schließlich nach der Theatersperre 1945. Das ist für Haider aber "nicht vergleichbar". Mit der Entlassung der künstlerischen Direktion ergibt sich eine neue Situation und "die Frage, wer jetzt im Haus eigentlich das Sagen hat".

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