Szene

Burgtheater setzt Vizedirektorin vor die Tür

Heute Redaktion
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Silvia Stantejsky, Vizedirektorin des Burgtheaters, wurde im Dezember entlassen. Dem Nachrichtenmagazin NEWS zufolge sollen zuletzt Unregelmäßigkeiten bei den Finanzen festgestellt worden sein.

Die hoch angesehene Betriebswirtin und Theaterwissenschafterin hatte erst im Frühjahr die kaufmännische Direktion zurückgelegt, da sie die  budgetäre Situation des Hauses  nicht mehr verantworten wollte. Die Subvention wird trotz massiv gestiegener Kosten seit 14 Jahren nicht substanziell erhöht. Damals avancierte Stantejsky zur Vizedirektorin.

Unregelmäßigkeiten entdeckt

Laut Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann "haben die Wirtschaftsprüfer bei der gesetzlichen Gebarungsprüfung der letzten Spielzeit, für die Frau Stantejsky noch als Geschäftsführerin zuständig war, Irregularitäten festgestellt." Deshalb erfolgte über Weisung von Bundestheater-Chef Georg Springer die Suspendierung, später die Entlassung.

"Das Gesetz der Unverzüglichkeit, von dem ich erst jetzt Kenntnis erlangt habe, besagt, dass ich mich als Geschäftsführer strafbar mache, wenn ich nicht sofort handle, sowie mir diese Umstände zur Kenntnis gebracht werden."

Opfer, kein Täter

Hartmann zufolge erwuchs dem Haus kein finanzieller Schaden. "Aber die Buchungsvorgänge waren nicht so, wie sie den Regeln eines Betriebes entsprechen, der kaufmännisch geführt wird." Hausintern wird Silvia Stantejsky als Opfer bezeichnet: Sie wollte offenbar mit buchhalterischen Mitteln den Spielbetrieb aufrecht erhalten.

Unorthodox, aber legal?

Eine weitere, externe Prüfung soll bis zum Frühjahr abgeschlossen sein. Bis dahin verbittet sich Hartmann jede Vorverurteilung: "Der größte Glücksfall wäre, da alles jetzt lückenlos aufgeklärt wird, wenn sich die Schuldlosigkeit herausstellte. Wenn alles in Ordnung wäre, obwohl unorthodoxe Geschäftswege gesucht wurden."

Hoffnung auf Josef Ostermayer

"Ich sehe in dem Ganzen auch eine Chance: Es wird jetzt klar, wohin die Unterdotierung führt. Ich hoffe sehr auf den neuen Minister: Wenn er ein Haus von der Bedeutung des Burgtheaters will, muss es der Staat auch bezahlen. Wir haben Erträge gesteigert und Kosten gespart, aber irgendwann geht es nicht mehr weiter."

Silvia Stantejsky wollte sich zur Causa nicht äußern.

Hartmann bestätigt auch, selbst ein Theaterstück geschrieben zu haben: "Der falsche Film", eine Groteske über den Opportunismus von Künstlern im Nazi-Reich, wurde schon ohne Nennung des Autors im Akademietheater ausprobiert, als eine Vorstellung ausfiel. Nach dem Erfolg soll im März die Premiere stattfinden.