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"Callboy ist viel harmloser als Nu**e"

Sandro ist Sexarbeiter. Im Interview plaudert er aus dem Nähkästchen: Wie kommt er zu seinen Kunden und hat er sich schon mal verliebt?

20 Minuten
    Sandro* ist Sexarbeiter. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen …
    Sandro* ist Sexarbeiter. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen …
    privat

    Sandro* ist Mitte zwanzig und verdient sein Geld mit Sexarbeit. Anfangs habe er nur einen kleinen Nebenverdienst wollen, danach sei daraus immer mehr geworden – darüber spricht er im Podcast "Let's talk about Sex Work" des nationalen Netzwerks zur Verteidigung der Interessen von Sexarbeitenden ProCoRe. Wie er zu diesem Beruf kam, was ihn daran fasziniert und ob er sich mal verliebt hat, erzählt Sandro im Interview mit 20 Minuten:

    Sandro, du arbeitest im Sex-Milieu. Wie bist du dazu gekommen?

    Vor ein paar Jahren bei einer Auslandsreise wurde ich mehrmals gefragt, ob ich Interesse hätte, Sex für Geld anzubieten. Weil ich Freude am Sex habe und so meine Reisekasse aufbessern konnte, habe ich dann damit angefangen. So wurde es zu einem guten Nebenverdienst im Studium und teilweise auch zu meinem einzigen Verdienst.

    Wie kommst du zu deinen Kunden?

    Die Kunden schreiben mich meistens über Online-Dating-Apps für Schwule an. Manchmal wurde ich aber auch von Kunden weitervermittelt.

    Was sind Unterschiede zwischen Sexarbeit bei Männern und bei Frauen?

    Grundsätzlich ist es das genau Gleiche, trotzdem gibt es auf vielen Ebenen Unterschiede. Sexarbeit bei Männern und Frauen ist gleich in Bezug auf Arbeit, Stigmatisierung, Kriminalisierung, Vorurteile und Arbeitsbedingungen. Jedoch ist die Tätigkeit auch anders, da in der Gesellschaft oftmals von der Frau als Sexarbeiterin und als Opfer ausgegangen wird. Das heißt, dass männliche Sexarbeiter schon mal nicht in das Klischee und somit auch in das Anti-Sexarbeitsargument hineinpassen. Weiter wurde die männliche Sexarbeit in der Geschichte auch immer losgelöst von weiblicher Sexarbeit betrachtet.

    Inwiefern?

    Oftmals war männliche Sexarbeit doppelt kriminell und stigmatisiert, weil sie meistens homosexuell und eben auch Sexarbeit war. Heute liegen die Unterschiede darin, dass es weniger männliche Sexarbeiter gibt und somit auch weniger Konkurrenz- und Preiskampf. Außerdem werden männliche Sexarbeiter in der Gesellschaft eher als selbstbestimmt wahrgenommen und ich denke, sie werden auch ein bisschen weniger stigmatisiert. Wir sehen das nur schon beim Vokabular. "Callboy" ist viel harmloser als "Nu**e". Männliche Sexarbeit, gerade in schwulen Kreisen, wird auch noch eher akzeptiert, da dort oftmals eine größere sexuelle Offenheit besteht.

    Im Podcast sprichst du von einem Machtgefälle. Was meinst du damit?

    Wenn beide dasselbe Geschlecht haben oder der Mann als Sexarbeiter auftritt, kommt das klassische Prinzip vom dominanten Mann im Gegensatz zu der unterwürfigen Frau/Sexarbeiterin an die Grenzen. Dies hat dann eben auch zur Folge, dass männliche Sexarbeiter eher als selbstbestimmt wahrgenommen werden.

      Austro-Pornostar Mick Blue hat in seiner Karriere bereits mit unzähligen Frauen vor der Kamera Sex gehabt. <em>"Heute" </em>gibt eine (kleine) Auswahl &gt;&gt;&gt;
      Austro-Pornostar Mick Blue hat in seiner Karriere bereits mit unzähligen Frauen vor der Kamera Sex gehabt. "Heute" gibt eine (kleine) Auswahl >>>
      Instagram / Screenshot

      Zurück zu deinen Kunden. Kannst du da ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?

      Die Anzahl der Kunden variiert stark. Teilweise waren es nur einige wenige im Monat, wenn gerade sonst viel los war oder ich einfach keine Lust hatte. Teilweise waren es mehrere in der Woche. Glücklicherweise sind sehr viele davon Stammkunden geworden, sodass es sich vereinfacht hat mit der Kontaktaufnahme. Was das Alter anbelangt, sind meine Kunden sehr gemischt.

      Hast du dich schon mal in einen Kunden verliebt?

      Verliebtheit oder Gefühle waren nie im Spiel und solche Gedanken sind noch nie aufgekommen.

        Mick Blue und seine Ehefrau und Pornostar Anikka Albrite
        Mick Blue und seine Ehefrau und Pornostar Anikka Albrite
        Instagram/ mickblueracing

        Du weißt im Voraus nicht, wen du treffen wirst. Wie schützt du dich vor gefährlichen Situationen?

        Bei der Kontaktaufnahme wird schon einiges klar. Wenn ich ein ungutes Gefühl habe, treffe ich mich nicht. Es kann auch helfen, beim ersten Mal an einem öffentlichen Ort abzumachen. Außerdem informiere ich Menschen in meinem Umfeld, wo ich bin.

        Wie gehst du mit dem Thema sexuell übertragbarer Krankheiten um?

        Es ist ein großer und wichtiger Teil der Sexarbeit. Ich habe nur geschützten Sex und mache regelmäßige Tests. Angst habe ich keine, ich versuche, mich immer vor einer Ansteckung zu schützen und alles Mögliche zu machen, um keine Risiken einzugehen. Dabei wünscht man sich manchmal mehr Unterstützung, sei es in Sachen Kostenabnahme, Offenheit oder Verständnis.

        * Name geändert

          Das Wiener Erotik-Model "Miss Jackson" hat es geschafft! Die 26-Jährige ist die erste österreichische "curvy Frau", die in der südafrikanische-Ausgabe des "Playboy" zu sehen ist.
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          Playboy Südafrika
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