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Cannes 2015: Das waren die besten Filme

Heute Redaktion
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Das Festival Cannes geht in die Endrunde. Am Sonntag Abend wird die Jury um Joel & Ethan Coen den Gewinner der Goldenen Palme verkünden. Hier ein Überblick über die Produktionen, die im Wettbewerb der 68. Auflage des Festivals besonders hervorstachen.

Das Festival Cannes geht in die Endrunde. Am Sonntag Abend wird die Jury um Joel & Ethan Coen den Gewinner der Goldenen Palme verkünden. Hier ein Überblick über die Produktionen, die im Wettbewerb  der 68. Auflage des Festivals besonders hervorstachen.
 

Der eindrucksvollste Film: "Saul Fia" ("Sohn von Saul") von Laszlo Nemes (Ungarn). Schon nach der Premiere herrschte erschüttertes Staunen über das mit kleinem Aufwand gedrehte Drama, das inhaltlich wie formal alles richtig macht, um einem heutigen Publikum die ganze Verzweiflung des Lagerlebens (und des Sterbens) in Auschwitz nahezubringen.  Die Goldene Palme wäre keine Überraschung. Aus den USA hört man schon namhafte Stimmen, die "Saul Fia" als Oscar-Kandidat erwarten. 

Die schönsten Filme: "Carol" von Todd Haynes (USA) und "Youth" von Paolo Sorrentino. "Carol" erzählt wunderbar sinnlich und klug eine Liebesgeschichte unter Frauen () melancholisch und originell über das Leben nach. Beide Filme besitzen Dialoge voll gescheiter Gedanken und Esprit. Und obendrein sind sie derart opulent und elegant bebildert, dass sie auch als Stummfilme zum Vergnügen würden. Preisverdächtig.

Die sozialkritischsten Filme: "La Loi du Marché" von Stéphane Brizé (Frankreich) und "Dheepan" von Jacques Audiard (Frankreich). Welchen Sinn hat es, einem 53-jährigen Arbeitslosen einen Kranführer-Kurs zu verordnen,  wenn auf Baustellen keine 53-jährigen Kranführer genommen werden? Das ist nur eine der Fragen, auf die der Mann vom Arbeitsamt im Sozialdrama "La Loi du Marché" keine Antwort weiß. Vincent Lindon glänzt in der Rolle des Arbeitslosen, der vom Gesetz des Marktes (so der  deutsche Titel des Films) immer tiefer in die Frustration getrieben wird - oder zu Tätigkeiten, die er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann.

"Dheepan" wiederum ist die mitreißende Schilderung einer Odyssee von Sri Lanka nach Paris: Ein friedenssehnsüchtiger Ex-Soldat, eine junge Frau und ein kleines Mädchen, die einander erst im Flüchtlingslager kennenlernen, kommen als angebliche Kleinfamilie nach Frankreich, wo sie in einer Trabantenstadt voller Drogendealer versuchen, einen Neuanfang hinzulegen - ohne Gesetzesbrüche, sondern mit harter Arbeit.

treten an zum Kampf gegen den Boss eines mexikanischen Drogenkartells, wobei sie als Gesetzeshüter alle Gesetze brechen. Ein engagierter, aufregender Thriller mit starken Action-Elementen.

Die verträumtesten Filme: "Tale of Tales" von Matteo Garrone (Italien) und "Marguerite & Julien" von Valérie Donzelli (Frankreich): Bei diesen zwei Produktionen durfte man sich fühlen wie in einem Märchenwald, allerdings einem der düsteren und verwunschenen Sorte. In "Tale of Tales" durchforsten Stars wie Salma Hayek und Vincent Cassel die italienische  Sagenwelt, wobei sie nicht wirklich ein  Happy End ansteuern. "Marguerite & Julien" erzählt poetisch und mit voller Kino-Power einen verbürgten Fall von Geschwisterliebe aus dem 17. Jahrhundert, der mit der Hinrichtung der Liebenden endete.

Der durchgefallene Film: "The Sea of Trees" von Gus Van Sant (USA). Regisseur Gus Van Sant hat 2003 (mit "Elephant") schon die Goldene Palme gewonnen, sein Star ) den  Oscar des besten Hauptdarstellers.  Für das sprituelle Selbstmord- und Erlösungsdrama "The Sea of Trees" wurden die beiden  jetzt in Cannes aber von der internationalen Presse derart gnadenlos verrissen, dass amerikanische Film-Fachblätter schon Trost-Artikel veröffentlichten, um die geschundenen Seelen der beiden zu trösten.

 

Gunther Baumann, Cannes

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