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Cannes: Disney-Komödie und lesbische Love Story

Heute Redaktion
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Komödie und Romantik in Cannes: Das Disney-Pixar-Studio präsentierte am 18. Mai seinen neuen Animations-Blockbuster "Alles steht Kopf", der am 1. Oktober bei uns im Kino anlaufen wird. Cate Blanchett und Rooney Mara wurden für "Carol" gefeiert. Die lesbische Love Story (Regie: Todd Haynes) ist ein heißer Anwärter auf einen der Festival-Preise.

Komödie und Romantik in Cannes: Das Disney-Pixar-Studio präsentierte am 18. Mai seinen neuen Animations-Blockbuster wurden für "Carol" gefeiert. Die lesbische Love Story (Regie: Todd Haynes) ist ein heißer Anwärter auf einen der Festival-Preise.

Fünf Hauptfiguren gibt’s im neuen Pixar-Spektakel "Alles steht Kopf", und deren Namen sind ungewöhnlich, aber leicht zu merken: Freude, Trauer, Angst, Wut und Ekel. Die putzigen Wesen sind Fleisch gewordene Emotionen und sorgen dafür, das ein Menschenkind, die kleine Riley, einen aufregenden Gefühlshaushalt bekommt.

Die Festival-Besucher in Cannes reagierten zum Teil mit rauschendem Beifall, zum Teil aber auch mit skeptischem Schweigen auf diese Hollywood-Großproduktion, die außerhalb des Wettbewerbs Premiere hatte. Und die natürlich auch außerhalb des Rahmens steht, der für die cineastischen Filmkunstwerke des Festivals maßgeschneidert wurde.

Wobei: Feine Filmkunst ist definitiv auch in "Alles steht Kopf" zu beobachten. Die (Computer-)Trickfilmpioniere von Pixar, die das Genre mit Hits wie "Toy Story" oder   neu definierten, setzen auch diesmal wieder bestaunenswerte Maßstäbe, was die Qualität und den Detailreichtum der Animationen betrifft.

Die Idee, menschlichen Emotionen eine Gestalt zu geben, ist ebenso originell wie kühn. Wenn auch nicht unbedingt hochsympathisch. Denn mal angenommen, Gefühle wären wirklich eigenständige Wesen, die unser Dasein bestimmen: Was bliebe dann noch übrig von der These, der Mensch sei mit einem freien Willen ausgestattet?

Im Film sitzen die Gefühle in einer raumschiffartigen Kommandozentrale, von der aus sie ihren Schützling Riley durch den Tag geleiten. Mal drückt die Freude auf den Knopf, dann ist Riley fröhlich. Mal steht die Wut am Ruder, und dann wundern sich Rileys Eltern, was für ein Zornbinkerl sie großgezogen haben.

Natürlich kümmert sich der Film nicht um philosophische Fragen, sondern um kindergerechte Unterhaltung. Und die wird von der ersten Minute an mit vielen Pointen, Aufregungen und melancholischen Momenten geboten.

Alles über das Cannes-Screening von "Carol" lesen Sie auf der nächsten Seite.

Carol

Jedes Filmfestival bietet ein Programm voller Kontraste - also auf zum Liebesmelodram "Carol" von Todd Haynes, das im Vergleich zu "Alles im Kopf" von einem anderen Kino-Planeten stammt.

Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett spielt die Titelfigur Carol: Eine bildschöne, elegante und reiche Ehefrau (in Scheidung) und Mutter, die eines Tages wie vom Donner gerührt wird. Bei den Weihnachtseinkäufen in New York erblickt sie in einem Geschäft die gleichfalls bildschöne, aber scheue und stille Therese (Rooney Mara). Es ist Liebe auf den ersten Blick - für beide.

Carol und Therese entscheiden sich, ganz behutsam, zum Paar zu werden. Im Wissen, dass ihnen das große Schwierigkeiten eintragen wird. Denn der Film spielt im Jahr 1953. Zu einer Zeit also,  in der lesbische Liebschaften in der Öffentlichkeit noch ein großes Tabu sind.

Regisseur Todd Haynes schildert in sagenhaft schönen Bildern, wie die Frauen zueinander finden. Wie sie durch die Eifersucht und die Machtspiele von Männern fast getrennt werden, um schließlich doch  wieder aufeinander zuzugehen.

Bemerkenswert ist die Herkunft der Story von "Carol".  Die Romanvorlage wurde um 1950 von Patricia Highsmith geschrieben, doch von der Autorin sofort unter Verschluss genommen. Denn Highsmith, die mit ihren Thrillern längst auf dem Weg zum Weltruhm war, wollte ihre sexuelle Orientierung vor der Öffentlichkeit verbergen. Der Roman kam erst 1953, unter Pseudonym, als Buch heraus. Und es vergingen noch Jahrzehnte, bis Patricia Highsmith ihr Outing wagte: Die Figur der Therese, so erzählte sie später, war autobiografisch geprägt.   

Gunther Baumann, Cannes

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