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Cannes: Erst die Party - dann der Kater

Heute Redaktion
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Auf die große Party folgte ein kleiner Kater. Der Auftakt des Filmfests Cannes mit Nicole Kidman geriet am Mittwoch zwar zum Society Event, doch der Eröffnungsfilm "Grace of Monaco" war einfach zu schwach, um nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Auch die ersten Filme im regulären Festivalprogramm boten am Donnerstag nicht mehr als Durchschnittsware - mit Ausnahme eines Dramas aus Mauretanien.

Auf die große Party folgte ein kleiner Kater. Der Auftakt des Filmfests Cannes mit Nicole Kidman geriet am Mittwoch zwar zum Society Event, doch der Eröffnungsfilm "Grace of Monaco" war einfach zu schwach, um nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Auch die ersten Filme im regulären Festivalprogramm boten am Donnerstag nicht mehr als Durchschnittsware - mit Ausnahme eines Dramas aus Mauretanien.

"Timbuktu". So lautet der Titel des ersten Films im Wettbewerb um die Goldene Palme von Cannes, der das Publikum (auf eine sehr nachdenkliche Art) begeisterte. Es geht um die (Un-)Taten des fundamentalistischen Regimes, das 2012 in der Stadt in Mali ein Schreckensregiment einrichtete. Autor/Regisseur Abderrahmane Sissako schuf eine beinharte und zugleich poetische Anklage gegen den Terror der Islamisten.

Das Timbuktu, das der Film zeigt, ist eine verwunschene und menschenleere Lehmhütten-Stadt, in der nächtens die Lautsprecherwagen des Regimes patrouillieren: Musik ist verboten. Geselligkeit ist verboten. Alles ist verboten.

Natürlich geschehen trotzdem Dinge, die von den Machthabern untersagt sind. Im Namen Gottes sprechen sie dafür furchtbare Strafen aus: Steinigung. Hinrichtung. Menschenjagd. "Timbuktu" - angesiedelt in einer Wüstenlandschaft von märchenhaftem Zauber - ist ein Dokudrama über menschliche Verirrungen in ihrer grausamsten Form. Es ist bemerkenswert, dass diese beinharte Islam-Kritik in Arabien realisiert werden konnte: Regisseur Sissako, der aus der Islamischen Republik Mauretanien stammt, hat seinen Film dort auch gedreht.

Neues aus England und Österreich

Außer "Timbuktu" ging am Donnerstag auch "Mr. Turner" im Cannes-Wettbewerb an den Start. Der Engländer Mike Leigh, der mit "Secrets & Lies" schon einmal die Goldene Palme gewann, lieferte ein Filmproträt des großen britischen Landschaftsmalers William Turner (1775 - 1851). Timothy Spall, der Mr. Pettigrew aus den "Harry Potter"-Blockbustern, agiert eindrucksvoll in einem zähen und uncharismatischen Film.

In der Festival-Reihe "Un Certain Regard" hat am Freitag Österreichs Cannes-Beitrag 2014 Premiere. Regisseurin Jessica Hausner, die zuletzt beim Filmfest Venedig mit dem Glaubens-Drama "Lourdes" Furore machte, zeigt ihren neuen Film "Amour fou". Hausner nennt ihren historischen Stoff eine "romantische Komödie", doch es geht um eine Tragödie: "Amour fou" rankt sich um den Selbstmord des Dichters Heinrich von Kleist im Jahre 1811.

Gunther Baumann, Cannes

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