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Cannes: Finale mit Kristen Stewart und Tarantino

Heute Redaktion
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Das Filmfest Cannes bot am Freitag, dem letzten Tag vor der Preisverleihung, noch einmal geballte Star-Power auf. Ex-Twilight-Girlie Kristen Stewart trat im Arthaus-Film Sils Maria als coole Assistentin von Juliette Binoche auf. Und Quentin Tarantino ließ sich zu einem Jubiläum gratulieren: 1994, vor 20 Jahren also, gewann er die Goldene Palme für Pulp Fiction.

Das Filmfest Cannes bot am Freitag, dem letzten Tag vor der Preisverleihung, noch einmal geballte Star-Power auf. Ex-„Twilight“-Girlie ließ sich zu einem Jubiläum gratulieren: 1994, vor 20 Jahren also, gewann er die Goldene Palme für „Pulp Fiction“.

„Die Goldene Palme von Cannes ist die wichtigste Auszeichnung, die ich in meinem Leben gewonnen habe“, schwärmte Quentin Tarantino. „Durch diesen Preis bekommt ein Regisseur einen Platz in der Riege der großen Filmemacher der Welt. Wer weiß – vielleicht will ich ja noch einmal eine Goldene Palme gewinnen, bevor die Lichter für mich ausgehen.“
Der 51-jährige Regie-Magier, dessen Lichter hoffentlich noch lange leuchten werden, kam als Ehrengast nach Cannes – und als doppelter Präsentator.  Am Freitag wurde er bei der Jubiläums-Vorstellung seines Cannes-Gewinnerfilms „Pulp Fiction“ umjubelt. Am Samstag moderiert er dann den Abschlussfilm des 67. Festivals von Cannes. Nach der Preisverleihung wird im Festival-Palais Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollars“ in einer technisch restaurierten Fassung auf 35-Millimeter-Film gezeigt. Es ist die einzige echte Film-Vorführung des Festivals, das inzwischen längst komplett auf  Digital-Kopien umgestellt hat.

Mr. Tarantino gefällt der technische Fortschritt in diesem Fall gar nicht: „Die digitale Projektion ist der Tod des Kinos, wie ich es kannte. Digitale Filmvorführung bedeutet  Fernsehen in der Öffentlichkeit.“

Für den Sergio-Leone-Western kennt er hingegen nur höchstes Lob. „,Für eine Handvoll Dollar‘ war nicht nur die Geburtsstunde des Spaghetti-Western, sondern auch jene des Action-Kinos, wie wir es heute kennen. Der Film wurde zum Rhythmus der Filmmusik geschnitten.“

Tarantino hat ja bekanntlich selbst einen Western in Arbeit, Titel: „Hateful Eight“. Den schob er allerdings erst mal auf die lange Bank, nachdem das Drehbuch an die Öffentlichkeit durchgesickert war. Wie geht es dem Projekt? „Ich habe mich langsam wieder erholt, aber ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Vielleicht werde ich ,Hateful Eight‘ als Film drehen. Vielleicht werde ich die Geschichte aber auch als Buch herausbringen – oder als Theaterstück.“

Um Film und um Theater geht’s in „Sils Maria“ von Olivier Assayas – dem Wettbewerbsbeitrag,  in dem Teenie-Idol Kristen Stewart eine Hauptrolle spielt. Allerdings werden „Twilight“-Fans die Schauspielerin kaum wiedererkennen. Mit intellektueller Hornbrille, ein paar Tattoos und vielen Handys spielt sie die Assistentin und Vertraute der Hollywood-Diva Maria Enders (Juliette Binoche), der  sie Tag für Tag alle Hindernisse aus dem Weg räumt.
„Sils Maria“ ist ein essayistisches Filmkunst-Werk über die Liebe zum Schauspiel und die Last des Alterns. Wie David Cronenbergs Cannes-Hit „Maps to the Stars“  gewährt auch die Produktion von Olivier Assayas, der zuletzt mit dem Terror-Drama „Carlos“ reüssierte, einen tiefen Blick hinter die Kulissen der Filmszene.

Dem Arthaus-Publikum könnte dieses kluge Drama viel Freude bereiten.  Den Kristen-Stewart-Fans aus der „Twilight“-Zone wohl eher nicht: Kein Schmachten, keine Küsse, keine Vampire. Nur lange Gespräche über das Wesen der Kunst.

Gunther Baumann, Cannes

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