Szene

Carlos Fuentes: "Auf dass er in Frieden ruhe"

Heute Redaktion
14.09.2021, 03:34

Der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Präsident Felipe Calderon gab den Tod des Autors am Dienstag im Internet-Kurzbotschaftendienst Twitter bekannt.

"Auf dass er in Frieden ruhe", schrieb er. Örtlichen Medienberichten zufolge starb Fuentes nach Herzproblemen in einem Krankenhaus im Süden der mexikanischen Hauptstadt. "Er hinterlässt uns ein großes literarisches und intellektuelles Erbe", schrieb Mexikos Außenministerin Patricia Espinosa am Dienstag in einer ersten Reaktion.

Fuentes gehörte zu den ganz Großen der spanischsprachigen Gegenwartsliteratur und wurde oft in einem Atemzug mit den Nobelpreisträgern Gabriel Garcia Marquez (85) oder Octavio Paz (1914-1998) genannt. 1987 erhielt er den Cervantes-Preis, der als wichtigste Auszeichnung für spanischsprachige Literatur gilt. Wie viele mexikanische Dichter setzte sich Fuentes in seinem Schaffen in erster Linie mit der Geschichte seines Landes auseinander, um dessen Vergangenheit zu analysieren und diese scharf mit der Gegenwart zu konfrontieren.

"Nichts als das Leben"

Eines seiner wichtigsten Bücher, der 1962 erschienene Roman "La muerte de Artemio Cruz" (auf Deutsch "Der Tod des Artemio Cruz" bzw. "Nichts als das Leben"), schildert stilistisch brillant die blutige Geschichte der mexikanischen Revolution und geht bitter mit dem Verrat an deren Idealen ins Gericht. Zugleich schildert er den moralischen Verfall derjenigen, die dank der Revolution zu Reichtum und Macht kamen.

Lange Zeit wurde der schnauzbärtige Fuentes, der am 11. November 1928 in Panama geboren wurde, zu jenen gezählt, die mit dem Literaturnobelpreis geehrt werden sollten. Doch der Autor selbst gab den Glauben daran irgendwann auf: "...ich glaube, meine Generation wurde mit ausgezeichnet, als Garcia Marquez 1982 den Preis erhielt."

Nicht immer düster und schwer

Fuentes, der nach eigenen Worten am liebsten in den Morgenstunden in die Tasten oder zum Füllfederhalter griff, um nachmittags "zu lesen, ins Kino zu gehen, Freunde zu treffen, Kaffee zu trinken...", schrieb nicht immer so düster und schwer wie in seinem Hauptwerk "Terra Nostra". In dem Roman "Cristobal Nonato" zum Beispiel beschrieb er durchaus humoristisch das Alltagsleben Mexikos, seine Politik und seine sozialen Strukturen.

Als wichtig gilt auch "La frontera de cristal" (1995; deutsch: "Die gläserne Grenze"). Darin befasste sich Fuentes in neun Kurzgeschichten mit dem schwierigen Verhältnis zwischen Mexiko und den USA und dem Leben der Menschen auf beiden Seiten der konfliktträchtigen Grenze.

Räumliche Distanz zu Mexiko

Obwohl Mexiko in den meisten seiner Romane, Erzählungen oder Essays die Hauptrolle spielte, entschied sich der in Panama geborene Diplomatensohn, der erst als 16-Jähriger zum ersten Mal in das Land seiner Eltern kam, für räumliche Distanz. Er war Botschafter in Paris, lehrte lange an den Universitäten Harvard und Columbia in den USA und besaß Wohnungen in Buenos Aires, Madrid oder London.

Fuentes war immer auch ein politischer Mensch, mit ausgeprägten Sympathien für den Sozialismus. Oft wurde er als "Marxist im Smoking" tituliert. Doch inzwischen verlor auch Fuentes einige seiner früheren Illusionen: "Wir alle haben sehr an die kubanische Revolution geglaubt, ... und ich glaube, dass dieser Enthusiasmus nur noch von sehr wenigen Lateinamerikanern geteilt wird."

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