Wien

Caro kann sich Tierarzt für Hund Tyson nicht leisten 

Die Wienerin war obdachlos, lebt von der Mindestsicherung, hat kein Geld für die Behandlung des Vierbeiners. Tyson hat Krebs und bekommt gratis Hilfe.

Yvonne Mresch
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Seit 15 Jahren sind Caro und ihr Hundeopa Tyson ein eingespieltes Team. Um ihn im Alter versorgen zu können, braucht die Wienerin Unterstützung vom neunerhaus-Team.
Seit 15 Jahren sind Caro und ihr Hundeopa Tyson ein eingespieltes Team. Um ihn im Alter versorgen zu können, braucht die Wienerin Unterstützung vom neunerhaus-Team.
Denise Auer

"Viele Leute verstehen das nicht, aber Tyson ist wie mein Kind", erzählt Caro (47) über ihren geliebten Hund, der mit ihr seit 15 Jahren durch dick und dünn geht. Die Wienerin hatte es in ihrem Leben nicht einfach, war zeitweise obdachlos. Heute lebt sie im betreuten Wohnen. Caro macht eine Substitutionstherapie, erhält Drogenersatz. Eine Fixanstellung ist bereits in Aussicht und auch auf die Gemeindewohnung wird sie nicht mehr lange warten müssen. Doch die Sorge um ihren Tyson ist groß, er hat nicht mehr lange zu leben. 

"Ich könnte mir die Behandlungen nicht leisten"

"Ich dachte zuerst, Tyson hat eine Blasenentzündung", so die Halterin. "Er hatte Schmerzen und ganz plötzlich immer wieder uriniert." Eine Behandlung bei einem Tierarzt wäre für Caro finanziell nicht machbar gewesen. "Allein die Erstuntersuchung kostet 50 Euro. Wenn dann mehr zu tun ist, wie Röntgenbilder oder eine Operation, ist das mit der Mindestsicherung nicht leistbar", sagt sie. Hilfe bekommt Tyson nun bei neunerhaus. In der Tierarzt-Praxis in der Margaretenstraße 166 (Wien-Margareten) kümmern sich 50 ehrenamtliche Tierärzte und Assistenten um das Wohlergehen der tierischen Begleiter von obdach- und wohnungslosen Menschen. An drei Tagen die Woche werden hier Hunde und Katzen sowie Kleintiere untersucht, gechippt, registriert und geimpft. 

Hund hat Blasenkrebs, braucht Windel

Tyson ist Stammpatient. Einmal pro Woche kommt Caro mit ihrem Hund hierher. Die Diagnose: Blasenkrebs. Er muss regelmäßig untersucht werden und betritt Innenräume nur noch mit Windel. Für die 47-jährige brach mit der Diagnose eine Welt zusammen. "Er war 15 Jahre lang bei mir und hat wahrscheinlich nicht einmal mehr ein Jahr. Es geht mir immer noch schlecht", sagt sie. Bis dahin will Caro ihrem treuen Begleiter noch eine schöne Zeit bieten. Und die bestmögliche Versorgung, trotz ihrer finanziell prekären Situation. "Ich bin so froh und dankbar, dass es diese Einrichtung gibt", sagt sie. "Nicht nur die Untersuchungen, auch die Medikamente kosten Geld. Hier arbeiten Ärzte und Assistenten ehrenamtlich und das ist einfach toll. Dafür bin ich dankbar". 

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    Caro (47) mit ihrem Hundeopi Tyson. Sie kommt regelmäßig in die Tierarztpraxis neunerhaus, denn Tyson ist todkrank.
    Caro (47) mit ihrem Hundeopi Tyson. Sie kommt regelmäßig in die Tierarztpraxis neunerhaus, denn Tyson ist todkrank.
    Denise Auer

    "Auf der Straße kann man nicht gesund werden"

    Christine Gallauner ist eine von diesen Ärztinnen. Die Veterinärmedizinerin arbeitet seit einem halben Jahr unentgeltlich in der neunerhaus-Praxis. "Ich gehe bald in Pension und habe eine Beschäftigung gesucht. Von der Institution habe ich immer wieder gelesen und finde es eine super Einrichtung", erzählt sie. "Für mich ist es schön, jemandem zu helfen. Denn für obdachlose Menschen sind ihre Tiere oft noch wichtiger als für jemand anderen." Eva Wistrela-Lacek, Tierärztliche Leitung der neunerhaus Tierärztlichen Versorgung, sieht das genauso: "Tiere sind oft die treuesten Begleiter obdachloser und wohnungsloser Menschen. Wer sich gut um sein Tier kümmert, lernt auch wieder, gut auf sich selbst zu schauen. Außerdem gilt sowohl für Mensch als auch Tier: Auf der Straße kann man nicht gesund werden". 

    Vom kleinen Kätzchen bis zum Wellensittich

    Seit 2010 kümmert sich neunerhaus um die tierischen Begleiter von Menschen in schwierigen Lebenssituationen. In mehr als 16.000 Behandlungen wurden seitdem über 5.000 Tiere versorgt. Von Hündin Luna bis Kater Gizmo: Über 20.000 Pfoten tapsten durch die Tür in der Margaretenstraße, zumeist waren es Hunde oder Katzen. Der älteste Patient war eine 19-jährige Katze, der jüngste ein Kätzchen von vier Wochen. Aber auch andere Tiere, wie ein 11-jähriger Wellensittich wurden in der Praxis bereits behandelt.

    Die Versorgung basiert auf einer Kooperation mit der Österreichischen Tierärztekammer. Die Operationen werden von der Veterinärmedizinischen Universität übernommen. Für die Klienten sind die Behandlungen kostenlos, sie benötigen allerdings eine Zuweisung von einer Einrichtung der Wiener Wohnungslosenhilfe. Im Fall von Caro reicht eine Bestätigung über die Wohnsituation im betreuten Wohnen aus. Gefördert wird das Projekt von der Stadt Wien, die Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich. Und das Projekt macht Schule, wie Geschäftsführerin Elisabeth Hammer weiß: "Der neunerhaus-Slogan ‚du bist wichtig‘ gilt für Mensch und Tier. Durch das unterstützende Angebot der Tierärztlichen Versorgung ist auch in vielen anderen Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe der Alltag mit Haustieren zur Normalität geworden."

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