Niederösterreich

Chaos an Schulen – Hunderte PCR-Tests blieben liegen

Alleine in Ebreichsdorf wurden rund 700 an der Volks- und Mittelschule durchgeführte PCR-Tests nicht abgeholt.

Erich Wessely
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PCR-Tests in Schulen blieben liegen.
PCR-Tests in Schulen blieben liegen.
privat

Die SPNÖ spricht von einem "völlig unausgegorenen Test-Konzept": Alleine in Ebreichsdorf sind gestern etwa 700 ausgeführte PCR-Tests von Kindern und Jugendlichen aus der Volksschule und der Neuen Mittelschule einfach liegen geblieben. Auch aus Bruck an der Leitha wurden ähnliche Versäumnisse gemeldet. 

"Wir sind gerade bei der Ursachenforschung, ein wichtiger Extraktionsroboter ist ausgefallen", heißt es seitens der Firma Covid Fighters, die die PCR-Tests für nö. und oö. Schulen auswertet, in einer ersten Stellungnahme auf "Heute"-Anfrage.

"Es ist richtig, dass in einigen Schulen, die vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung beauftragten Logistikunternehmen, die Tests nicht oder nicht rechtzeitig abgeholt haben. Wir werden dem nachgehen und ersuchen die Schulen, deren Testungen nicht abgeholt wurden, ihre Schülerinnen und Schüler mit Antigentests zu testen", heißt es seitens der nö. Bildungsdirektion gegenüber "Heute".

Auswertung im St. Pöltner VAZ

Die Covid Fighters bauten im VAZ St. Pölten ein Hochleistungslabor auf, in dem laut eigenen Angaben bis zu 300.000 PCR-Schultests täglich ausgewertet werden können. In der Einrichtung analysiert werden die PCR-Mundspültests aller Schulen in Nieder- und Oberösterreich sowie die Tests der Volks- und Sonderschulen in Wien. Die Auswertung der Proben aus den Schulen erfolge mit 21 Labor-Robotern.

Die notwendige Transportlogistik der PCR-Tests aus den Schulen vom Bildungsministerium sei nicht zu Ende gedacht, für die SPNÖ zeichnet sich "nun ein Skandal erster Güte ab", kritisieren der Landesparteivorsitzende der SPNÖ, Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl, Landtagsabgeordnete Elvira Schmidt und Ebreichsdorfs Bürgermeister Wolfgang Kocevar. Alleine aus der Volksschule und der Neuen Mittelschule Ebreichsdorf (Bezirk Baden) wurden etwa 700 ausgeführte PCR-Tests nicht abgeholt und liegen somit heute auch nicht ausgewertet vor.

"Gefährliches Spiel mit der Gesundheit"

Franz Schnabl zeigt sich verärgert: „Hier wird seit 18 Monaten ein gefährliches Spiel mit der Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in der Schule gespielt. Es zeigt, dass die Vorbereitung für die Schulmaßnahmen wieder zu spät geplant wurden und lässt befürchten, dass durch das verursachte Chaos die Bildungsmöglichkeiten unseres Nachwuchses weiter gefährdet werden und wichtige Bildungszeit verloren geht. 18 Monate haben wir Bildungsminister Faßmann jetzt Chance um Chance gegeben. Jede einzelne wurde verwirkt. Einen besonderen Dank möchte ich bei dieser Gelegenheit an die PädagogInnen und die Landesbildungsdirektion richten, die wieder einmal für die Versäumnisse des Bundes einspringen müssen – ein Antigen-Test soll fehlende PCR-Testungen am heutigen Schultag ersetzen“, wird Schnabl in einer Aussendung zitiert.

Kritik von Schmidt, Schnabl und Kocevar (v.l.)
Kritik von Schmidt, Schnabl und Kocevar (v.l.)
SPNÖ

Heute Antigen-Tests statt PCR-Tests

Bundesminister Heinz Faßmann (VP) sei verantwortlich für das Chaos an den Schulen und habe es 18 Monate lang nicht geschafft, für Sicherheit für Schüler, Eltern und Pädagogen zu sorgen, meint Elvira Schmidt, Bildungssprecherin der SPNÖ: „Die Bundesregierung handelt seit 18 Monaten zu langsam, zu spät und zu zögerlich. Das darf sich auf Kosten unserer Kleinsten nicht fortsetzen. In den Reihen der türkis-grünen Bundesregierung sollten langsam einige Regierungsmitglieder ihre Position hinterfragen.“

Da in zahlreichen Schulen die Testergebnisse nicht rechtzeitig eingelangt seien, hätte auch in diesem Bereich die Landesbildungsdirektion und das Land NÖ einspringen müssen, um am Mittwoch Antigen-Tests durchzuführen und damit die Teststruktur aufrecht zu erhalten.

"Faßmann nicht mehr tragbar"

Der Landesgeschäftsführer der SPNÖ und Bürgermeister von Ebreichsdorf, Wolfgang Kocevar, sieht ein "völlig unausgegorenes Test-Konzept. Hier wird mit der Sicherheit der Kinder, der Eltern und der PädagogInnen in meiner Gemeinde, im Bundesland und in ganz Österreich gespielt. Gleichzeitig wird Geld ohne Ende vernichtet für Testressourcen, die letztendlich im nächsten Müllkübel landen, weil nicht für die notwendige Transportlogistik gesorgt wird. Das ist kein adäquater Umgang mit dem Geld der SteuerzahlerInnen und schon gar keiner mit der Gesundheit, der Sicherheit und dem Wohlbefinden der Bevölkerung. Bundesminister Faßmann ist nicht mehr tragbar und soll umgehend Platz machen für eine/n BildungsministerIn, die für Sicherheit sorgt und einen Plan vorweisen kann.“

"Wir bedauern die verspätete Auswertung"

Am frühen Nachmittag reagierte das Unternehmen "Covid Fighters" mit einer Presseaussendung. Das System der PCR-Massentestungen habe "die Feuertaufe bestanden. Ja, es gab technische Anlaufschwierigkeiten und wir bedauern die verspätete Auswertung der Schultestungen. Die PCR-Testergebnisse werden heute im Laufe des Tages nachgeliefert", so Boris Fahrnberger, Geschäftsführer von "Covid Fighters".

“Was die Abholungen der großen Mengen an PCR-Tests angeht”, so Fahrnberger, “hat es nach unseren Auswertungen bei 95 Prozent der Schulen gut funktioniert, bei 5 Prozent der Schulen gab es leider Probleme. Wir arbeiten daran und sind in intensiven Kontakt mit unseren Transportfahrern. Wir sehen uns als Partner der Schulen. Wir werden alles daran setzen, dass wir die PCR-Testabholungen und -auswertungen mit höchster Qualität und in der kurzen Zeit schaffen.”

Zentraler Roboter ausgefallen

Für das Großlabor im VAZ St. Pölten wurden neueste Laborgeräte angekauft, um die große Zahl von Schultestungen zu bewältigen. “Leider ist uns ein zentraler Roboter ausgefallen. Da wir Qualität vor Schnelligkeit stellen, mussten wir die Proben manuell pipettieren und haben daher viel Zeit verloren.” so Fahrnberger. "Daher kamen die Testergebnisse leider nicht rechtzeitig an den Schulen an. Ich möchte mich bei den Schulen entschuldigen, wir werden alles daran setzen, sämtliche Proben heute fertig zu analysieren und die Ergebnisse zu liefern. Es ist eine enorme logistische Herausforderung. Die Großtestungen der Schulen sind in der Anlaufphase, leider gab es hier Stolpersteine - in Form technischer Probleme."

“Insgesamt funktioniert unser Großlabor und das gesamte Testsystem gut. Man darf nicht vergessen, dass die Auswertung von mehr als 100.000 PCR-Tests in hoher Qualität und in so kurzer Zeit eine neue Herausforderung ist. Intern wurde jetzt der Großteil der PCR-Proben ausgewertet. Vorwürfe, dass unser Laborsystem nicht funktionieren würde, weise ich scharf zurück. Wir hatten - leider - mit einem technischen Problem zu tun, das uns viel Zeit gekostet hat. Das wurde behoben. Unsere Laborarbeit und die Auswertung der PCR-Tests in hoher Qualität funktionieren einwandfrei“, so Boris Fahrnberger abschließend.

Laut den Grünen Niederösterreich hätten zudem mehrere Schulen in Niederösterreich – etwa der HTL Mödling oder das BG/BRG Klosterneuburg – gar keine oder nicht genügend PCR-Tests erhalten. „Ein wesentliches Kriterium für den Erfolg der sicheren Eingangsphase sind die PCR-Tests. Wir wollen daher von der NÖ Landesregierung bzw. Bildungsdirektion wissen, ob alle Schulen rechtzeitig mit den Test-Kits ausgestattet wurden und wo die Probleme bei der Verteilung der Tests liegen“, sagt Grüne NÖ-Bildungssprecher und Landtagsabgeordneter Georg Ecker.

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