Silicon Valley

Chaos bei OpenAI bringt Microsoft ein Super-Schnäppchen

Die Turbulenzen rund um den Abgang von AI-Chef Sam Altman wirbeln die Branche durcheinander. Profitieren dürfte Microsoft – technisch und finanziell.

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Chaos bei OpenAI bringt Microsoft ein Super-Schnäppchen
Der Mann im Zentrum des Orkans um Open AI: Sam Altmans Entlassung sorgte für gewaltige Turbulenzen.
REUTERS

Was ist passiert?

Am vergangenen Freitag entließ der Verwaltungsrat von Open AI, dem führenden Entwickler Künstlicher Intelligenz (KI, auf Englisch AI) den Chef und Mitgründer Sam Altman (38). Vorangegangen war laut Kennern ein interner Streit über die künftige Ausrichtung der künstlichen Intelligenz – spekuliert wird laut Medienberichten, dass die entsprechende Software zu rasch und zu kommerziell auf den Markt kommen sollte: Hintergrund seiner Entlassung soll ein Streit darüber sein, ob es bei der Entwicklung von KI mehr um die Sicherheit der Technologie oder um das Erwirtschaften von Gewinnen gehen soll.

Die Entlassung entpuppte sich dann als Bumerang: Nach dem Abgang von Altman kündigte auch Open AI-Mitgründer Greg Brockman. In der Folge gaben mehrere Hundert empörte Mitarbeitende von Open AI bekannt, Altman folgen zu wollen. An die 700 Personen, gut 90 Prozent der Belegschaft, forderten den Verwaltungsrat zudem in einem Brief auf, zurückzutreten. "Ihre Handlungen haben es offenkundig gemacht, dass Sie unfähig sind, die Aufsicht über Open AI auszuüben", schrieben sie.

Der Verwaltungsrat erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte, und signalisierte Altman, man wolle ihn zurückholen. Auch Microsoft schaltete sich ein und wollte die Wogen glätten. Doch obwohl auch der kanadische Software-Entwickler Ilya Sutskever, selbst Verwaltungsratsmitglied und laut Insidern Auslöser des Streits mit Altman, den Brief an den VR unterschrieb, liess sich Altman offenbar nicht mehr umstimmen.

In der Folge wurde er von Microsoft angestellt, wo er weiter an KI forschen soll. Denn Microsoft bangte angesichts des Erdbebens bei Open AI um seine Investitionen in Open AI und wollte sich das vorhandene Know-how für die Zukunft sichern.

Was geschieht nun?

Mit der Verpflichtung von Altman hat sich Microsoft den führenden Kopf der AI-Forschung ins Boot geholt, der bei seinem neuen Arbeitgeber die Entwicklung der künstlichen Intelligenz weitertreiben soll. Am Montag kündigte Microsoft – selbst ein wichtiger Investor bei Open AI – an, dass Altman und Brockman künftig ein KI-Forschungsteam bei dem Softwarekonzern leiten sollen. Microsoft-CEO Satya Nadella signalisierte, dass Altman und sein Team alle notwendigen Ressourcen – insbesondere riesige Rechnerkapazitäten – erhalten würden und Microsoft gerne auch viele weitere abwanderungswillige Open-AI-Mitarbeitende einstellen würde.

Wie die "Welt" schreibt, könnte Microsoft mit der Verpflichtung großer Teile des Open-AI-Forschungsteams die Firma de facto übernehmen. "Das wäre angesichts der bisherigen Bewertung von 80 Milliarden Dollar für Open AI die günstigste Übernahme der Microsoft-Firmengeschichte", so die Zeitung.

Wie kann Microsoft profitieren?

Neben dem finanziellen Vorteil, den sich Microsoft so sichern konnte, kommt der Konzern auch in den Genuss eines technologischen Sprungs: Microsoft, die eine zeitlich unbegrenzte Lizenz zur Nutzung der bisherigen KI-Technologien und den Quellcode besitzt, kommt künftig direkt an neue Erkenntnisse und Technologien heran, die man vorher nur über Umwege erhalten konnte. Fest steht, dass Microsoft auf eine weiterhin funktionierende KI-Forschung angewiesen ist, weil der Konzern "KI-Modelle von Open AI in nahezu alle Produkte des Unternehmens integriert hat", wie die "Neue Zürcher Zeitung" schreibt.

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    Mach ein Foto und ChatGPT sagt dir alles darüber, was du siehst. Das neue Update von OpenAI bietet mehrere neue Funktionen für den KI-Chatbot.
    Mach ein Foto und ChatGPT sagt dir alles darüber, was du siehst. Das neue Update von OpenAI bietet mehrere neue Funktionen für den KI-Chatbot.
    OpenAI

    Zudem kennt Microsoft die Trainingsalgorithmen für die KI und kann diese dank der innerhalb der breiten Produktpalette riesigen zur Verfügung stehenden eigenen Daten weiter ausbilden.

    Ob die Verhältnisse so bleiben, wie sie jetzt sind, ist allerdings noch nicht in Stein gemeißelt: Denkbar ist laut Experten, dass Altman im Falle eines tatsächlichen Rücktritts des Open AI-Verwaltungsrats als Chef zurückkehre. Microsoft dürfte sich jedenfalls hüten, das wertvolle Know-how an die Konkurrenz zu verlieren.

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