Gesundheit

Chef zu Wienerin: "Friss weniger, wirst immer blader

Eine alleinerziehende Wienerin hat eine erschütternde Erfahrung von Mobbing am Arbeitsplatz gemacht. Ihr Chef beleidigte sie wegen ihres Gewichts.

Christine Kaltenecker
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Mobbing am Arbeitsplatz, leider tägliche Realität.
Mobbing am Arbeitsplatz, leider tägliche Realität.
iStock 

Im Kindergarten beginnt bereits die erste Phase des sogenannten Mobbings. Anders sein, ist trotz der schillernden Personen aus Social-Media-Welt, Film und Fernsehen ein "Makel" beim Kleinbürgertum, das mit gezieltem Hick-Hack das ein- oder andere Selbstbewusstsein in ein tiefes Loch sinken lässt. Hier hat man noch die flankierenden Eltern, die für einen in die Bresche springen und den Nachwuchs in heroischer Komme-was-wolle-Manie verteidigen. Doch was dann? 

Wer beschützt Erwachsene beim ersten, zweiten, oder zehnten Job vor Behandlungen und Aussagen seitens eines Arbeitgebers, die mehr als verachtenswert sind? Was ist zumutbar und wo liegt die Grenze? "Heute" hatte ein Gespräch mit einer jungen Frau, die sehr unter den Aussagen ihres Chefs leidet.

"Friss weniger, du wirst immer blader!" 

Sandra (Name v. d. Redaktion geändert) ist Anfang zwanzig und Alleinerzieherin in Wien. Als Sekretärin beschäftigt, mag sie ihre Kollegen sehr gerne und schätzt auch die Arbeitszeiten in ihrem Betrieb. "Wenn nur unser Chef nicht wäre", klagt sie. Kein Lob für gute Leistung kommt ihm über die Lippen, dafür schwer begreiflicher Tadel wenn einmal ein Fehler passiert. "Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte", so Sandra, "ich bin immer gerne arbeiten gegangen, aber momentan stehe ich schon mit Magenschmerzen in der Früh auf". Sie würde arbeitsbezogene, wenn auch unfaire Aussagen in Kauf nehmen, da sie weiß, dass auch Arbeitgeber in Zeiten von Corona ihre Sorgen und Nöte irgendwo abladen müssen. Was sie allerdings zutiefst verletzt, sind die verbalen Attacken auf persönlicher Ebene. "Friss weniger, du wirst immer blader!" kommt dann manchmal sogar statt einem "Guten Morgen". 

Das Allerschlimmste für sie ist allerdings die Willkür. "Mein Chef sucht sich immer mal ein 'neues Opfer', es ist fast so, als würde er abwechselnd bei den Mitarbeitern, wie ein kleines Kind, seine Grenzen austesten wollen." Verstehen kann sie diesen Machtmissbrauch nicht, akzeptiert ihn aber dennoch, weil sie Angst vor der Arbeitslosigkeit hat. "Was ist wenn ich keinen anderen Job finde?" Ein Problem, vor dem derzeit wohl sehr viele stehen dürften. 

"Beweise sammeln ist sehr wichtig." 

"Heute"  hat bei der zuständigen Rechtsberatung der Arbeiterkammer nachgefragt: "Wir bieten natürlich jederzeit eine arbeitsrechtliche Beratung an und weisen Mobbing-Opfer auch darauf hin, dass es keinesfalls in Ordnung ist, wenn ein Arbeitgeber seine Fürsorgepflicht verletzt." Sollten also Gespräche im Vorfeld nicht fruchten, so zieht dieses Verhalten ein Gerichtsverfahren und Schadensersatz nach sich. Da es in kleineren Unternehmen ohne Betriebsrat meistens ein "Aussage gegen Aussage"-Szenario werden kann, ist es immens wichtig, Beweise zu sammeln und ein Mobbing-Tagebuch zu führen. 

"Wir lassen Sie nicht im Stich und bieten auch zwei kostenlose Termine mit psychologischer Beratung an, um die Strategie festzulegen", so die Arbeiterkammer Wien. 

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