Österreich

Chefarzt-Pflicht für MRT- und CT-Untersuchungen

Heute Redaktion
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MRT- und CT-Untersuchungen werden ab 1. Juni in Wien chefarztpflichtig.
MRT- und CT-Untersuchungen werden ab 1. Juni in Wien chefarztpflichtig.
Bild: Symbolbild/Fotolia

Ende März wurden kürzere Wartezeiten für MRT- und CT-Untersuchungen vereinbart. Jetzt will die WGKK dafür ab 1. Juni eine chefärztliche Bewilligung.

Wer in Wien Kassen-Patient ist und eine MRT- (Magnetresonanz-Tomographie) oder eine CT-Untersuchung (Computer-Tomographie) benötigt, muss teilweise Wartezeiten von sechs bis zehn Wochen in Kauf nehmen. Erst Ende März einigten sich Wirtschaftskammer und Sozialversicherung daher darauf, dass ab 2018 allen Patienten ein MRT-Termin innerhalb von 20 und ein CT-Termin innerhalb von zehn Arbeitstagen angeboten wird.

Chefarzt-Pflicht dient interner Dokumentation

Nun ließ allerdings Ingrid Reischl, Chefin der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), aufhorchen. Reischl will – die im September 2014 abgeschaffte – Chefarzt-Pflicht für CT- und MRT-Untersuchungen ab 1. Juni wieder einführen. Der Antrag kann online, per Fax, schriftlich oder persönlich gestellt werden und wird rasch erledigt, verspricht Reischl.

Wie sie im Ö1-"Mittagsjournal" am Donnerstag erklärte, diene die Maßnahme der internen Dokumentation. So sollen Anzahl der Untersuchungen, Art der Diagnose, Zuweiser und durchführende Institutionen erhoben werden. Zusätzlich soll verhindert werden, dass Spitäler Patienten in externe Institute schicken, anstatt die Untersuchungen selbst und auf eigene Kosten durchzuführen.

Kritik von Parteien und Ärztekammer

Die Maßnahme sorgt bei Ärztekammer und Oppositons-Parteien für massive Kritik: "Eine derartige Maßnahme entbehrt jeglicher Notwendigkeit und ist außerdem kontraproduktiv. Der stark erhöhte bürokratische Aufwand wird negative Auswirkungen auf Patienten haben", meint etwa Ingrid Korosec, Gesundheitssprecherin der ÖVP Wien.

Verärgert zeigt sich auch NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker: „Eine Vereinbarung des Hauptverbandes mit der Wirtschaftskammer ist nichts wert, wenn einzelne Kassen ausscheren und ihrerseits die Leistungen limitieren. Die Verlierer sind erneut die Patienten."

Gesundheitspolitisches Foul

FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein ortet ein "gesundheitspolitisches Foul": "Durch diese Maßnahme fällt Reischl der eigenen Ministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) massiv in den Rücken. Rendi-Wagner hat noch vor wenigen Wochen eine angekündigte gesetzliche Regelung für eine patientengerechte CT- und MRT-Versorgung ausgesetzt, da es eine Sozialpartnereinigung zwischen Ärztekammer, Wirtschaftskammer und Hauptverband gegeben hatte."

Leistungsdeckel durch die Hintertür

Auch in der Ärztekammer sorgt der Plan der WGKK-Obfrau für Verwunderung: Sollte die Maßnahme, wie von der Wiener Gebietskrankenkasse behauptet, tatsächlich nur der internen Dokumentation dienen, bedürfe es lediglich einer Informationspflicht, „und sicherlich keiner Bewilligung durch den Chefarzt". "Stattdessen soll hier über die Hintertür erneut ein Leistungsdeckel eingeführt werden", warnt Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.

(cz)