Wirtschaft

Chefs, die Mitarbeiter stressen, kosten bares Geld

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Fotolia

Psychische Probleme von Arbeitnehmern, die sich in verminderter Produktivität sowie Kosten für Unternehmen niederschlagen, verringern Österreichs Wirtschaftsleistung im Jahr um etwa 3,6 Prozent des BIP. Das sagt der am Freitag in Wien präsentierte OECD-Bericht zur Beschäftigung von Menschen mit psychischen Problemen. Das bedeutet umgerechnet Verluste von 66,78 Millionen Euro an jedem einzelnen Tag.

"Psychische Erkrankungen sind in unserer Gesellschaft unheimlich weit verbreitet", sagte Christopher Prinz, einer der beiden Autoren des Berichts und österreichischer Ökonom bei der OECD in Paris, am Freitag. Unter dem Titel "Mental Health and Work: Austria" beschäftigt sich der Bericht auf 179 Seiten ausschließlich mit der Situation in Österreich.

Jeder dritte Arbeitslose und jeder zweite Langzeitarbeitslose hat psychische Probleme. Die Häufigkeit psychischer Erkrankungen ist dabei seit Jahrzehnten gleich. "Es gibt kein Indiz, dass sich an der Prävalenz in den vergangenen 50 Jahren etwas geändert hat", hielt Experte Prinz fest.

Kranke Menschen sind weniger produktiv

Die Kosten, die durch psychische Probleme von Arbeitnehmern entstehen, betreffen laut dem Schweizer Psychologen Niklas Baer, Koautor des Berichts, nur zu einem geringen Teil das Gesundheitssystem. Den weitaus größeren Anteil machen die sogenannten arbeitsassoziierten Kosten aus: Menschen mit psychischen Erkrankungen sind weniger produktiv, häufiger und länger im Krankenstand, gehen früher in Pension und sind öfter von Arbeitslosigkeit betroffen.

Im Vergleich von neun OECD-Ländern komme Österreich damit allerdings "gar nicht so schlecht weg", und zwar wegen der strukturellen Voraussetzungen. Dazu gehören ein robuster Arbeitsmarkt, das Sozialversicherungs- und Gesundheitssystem sowie Unterstützungsangebote.

Job alleine ist es nicht

Wie die Autoren festhalten, geht es nur in den seltensten Fällen um den Job als einziger Ursache für psychische Probleme. Meist sind es mehrere Faktoren, die zur Überbelastung von Mitarbeitern führen. Am Arbeitsplatz wären die Alarmsignale jedoch oft zuerst erkennbar. Auch werden Arbeitgeber daran erinnert, dass sie die Folgen von Ignoranz in diesem Fall zu einem guten Teil selbst bezahlen müssten.

Auch auf staatlicher Seite gibt es nach Meinung der OECD genug Institutionen, die aufgewertet werden könnten. Sie sehen etwa das AMS als mögliche Anlaufstelle. Dort fehlten derzeit allerdings jegliche Tools, um psychische Probleme bei Menschen frühzeitig zu erkennen.

Trotz hoher Ausgaben gelinge es auch in Schulen bisher nicht, noch jungen Menschen mit psychischen Problemen ausreichend zu helfen. Für die Jugend sei eine stärkere Unterstützung durch geschulte Kräfte notwendig. Wer aufgrund einer psychischen Erkrankung keine Ausbildung abschließen kann, hat ein größeres Risiko, keinen Arbeitsplatz zu finden.

;