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Politiker will Fund von Piratenschatz verhindern

Heute Redaktion
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20 Jahre lang sucht ein Unternehmer nach einem Goldschatz, der 9 Milliarden Euro wert sein soll. Kurz bevor er zu graben beginnen will, soll er gestoppt werden.

Seit 1998 hat Bernhard Keiser mehrere Millionen US-Dollar für die Suche nach einem Piratenschatz ausgegeben haben. Der Unternehmer aus der Textilbranche, der etwa die Weltraumbehörde NASA mit Astronautenanzügen belieferte, kann es sich aber leisten. Und: Sollte er Erfolg haben, so wäre die Belohnung um ein Vielfaches höher. Doch kurz bevor er endlich graben kann, will ihm ein Politiker einen Strich durch die Rechnung machen.

Keiser glaubt, den genauen Standort eines Schatzes zu kennen, den der spanische Pirat Juan Esteban Ubilla y Echeverria 1714 auf einer der Juan-Fernandez-Inseln etwa 700 Kilometer vor der chilenischen Küste vergraben haben soll. Genau genommen, sollen 800 Fässer mit Gold- und Silbermünzen, goldene Statuen und Schmuck aus der Inka-Zeit auf der Robinson-Crusoe-Insel liegen. Der geschätzte Wert: Neun Milliarden Euro.

Mehr als eine Legende

Der Name stammt vom gleichnamigen Roman von Daniel Defoe, denn die Insel diente ihm als Inspiration für das Buch "Robinson Crusoe", da dort ab 1704 der schottische Matrose Alexander Selkirk mehr als vier Jahre lang alleine ausharrte. Sein Schiff war vor der Insel beschädigt worden; er weigerte sich nach einem Landgang weiterzufahren, da er befürchtete es würde sinken, und blieb zurück. Das Schiff ging tatsächlich kurze Zeit später unter, der Großteil der Mannschaft ertrank.

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Keiser stützte sich auf zahlreiche britische und spanische Zeitdokumente, die von dem Piratenschatz sprechen: Ubilla y Echeverria, der die chilenische Pazifikküste unsicher machte, wurde 1714 vom britischen Admiral Lord Anson gejagt. Er vergrub den Schatz auf der Insel, um fliehen zu können. Als er ihn später wieder heben wollte, starb er bei einem Gefecht am Weg zur Insel.

1761 schickte Großbritannien ein Schiff unter Kommando des Navigators Cornelius Webb um den Schatz zu bergen. Webb gelang dies auch: Er verlud die Reichtümer, doch während eines Sturmes brach der Mast seines Schiffes. Er musste umkehren und vergrub den Schatz erneut. Dann fertigte er zwei Karten mit verschlüsselten Informationen an, wie der Schatz zu finden sei. Eine der Karten soll sich in England befinden, die andere kaufte Keiser 1998 von der Familie des chilenischen Politikers Luis Cousino.

Naturschutz als Stolperstein

Keiser glaubt nun, die Lage des Schatzes auf ein etwa 400 Quadratmeter großes Gebiet eingeschränkt zu haben: Dort soll er in einem Tunnel liegen, der mit einer Steinplatte verschlossen ist. Das Problem für ihn ist, dass die Insel nicht nur chilenisches Naturschutzgebiet sondern auch ein UNESCO-Biosphärenpark ist.



Die chilenischen Bundesforste CONAF erteilten Keiser nun die Erlaubnis, dort zu graben. Vor kurzem war der Regionaldirektor Pablo Mira, der sich gegen Ausgrabungen wehrte, überraschend entlassen worden. Laut seiner Vorgesetzten habe dies aber nichts mit der Schatzsuche zu tun.

Der zuständige Minister für staatliche Kulturgüter Felipe Ward ist mit den Grabungen einverstanden: "Es ergibt Sinn, die Existenz dieser historischen Kulturgüter zu bestätigen oder zu widerlegen." Laut ihm gäbe es schon seit 20 Jahren eine Erlaubnis zu graben, daher überrasche in die aktuelle Kritik.

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Kritik von zwei Seiten

Die kommt nicht nur von Archäologen wie Alejandra Vidal vom chilenischen Denkmalamt: "Das Motiv ist Profit, nicht archäologisches Interesse. Aufgrund der eingesetzten Geräte besteht die sehr große Gefahr, dass Artefakte zerstört oder beschädigt werden." Denn Keiser will mit schweren Baumaschinen graben.

Der Parlamentsabgeordnete Daniel Ibanez hat nun beim Generalinspekteur, ein hochrangigen Ermittlungsbeamte auf Staatsebene, mit einem Protestschreiben interveniert: "Es ist ein Affront gegenüber dem Gesetz, das Nationalparks in Chile reguliert. Ich hoffe, der Generalinspekteur erklärt [die Ausgrabungen] für illegal." Ibanez befürchtet dass die Arbeiten irreparable Schäden an der Natur anrichten würden.

Keiser äußerte sich bis jetzt noch nicht dazu. Doch nach 20 Jahren Suche wird er mit Sicherheit dermaßen kurz vor dem Ziel nicht so leicht aufgeben.

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