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Chinas Polizei verhört Mann wegen Online-Witz

Heute Redaktion
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Ein Video geht derzeit viral, dass einen Chinesen beim Polizeiverhör zeigt. Sein Vergehen: In einer Chatgruppe einen Witz gemacht zu haben. Dafür wurde er gefesselt.

Verstörend ist bereits der Anblick des Mannes namens Luhua, der in einem Metallsessel eingesperrt ist und sich kaum bewegen kann. Noch verstörender ist allerdings der Hintergrund des Polizeiverhörs, denn es handelt sich hier nicht um einen Schwerverbrecher.

Ob er wisse, warum er hier sei, will ein Polizist wissen. "Ich weiß es, es tut mir leid", sagt Luhua reumütig und sichtlich verängstigt. Was tue ihm leid? "Ich habe ein bisschen zu viel getrunken und Blödsinn geredet."

Dann will der Polizist wissen, wieso er sich am Vortag gegen neun Uhr abends auf QQ und WeChat, zwei in China weit verbreiteten sozialen Netzwerken, über die Polizei beschwert habe. Luhua erklärt, jemand hatte in einer WeChat-Gruppe mit rund 75 Teilnehmern ein Foto von jemandem gepostet, der ein Motorrad fährt: "Also habe ich es kommentiert..."

Entschuldigung gefordert

Dann will der Polizist wissen, wieso Luhua online über die Verkehrspolizei und darüber spreche, dass sie Motorräder konfisziere. "Daran gibt es nicht auszusetzen", antwortet der Mann artig. Doch der Polizist lässt nicht locker: "Wieso reden Sie dann schlecht über die Polizei?"

Luhua erklärt, er sei betrunken gewesen, dies sei alles. Er habe keine bösen Absichten gehabt und er hasse auch nicht die Polizei, antwortet er auf Nachfrage. "Also haben Sie bloß einen Witz im Gruppen-Chat gemacht?" will der Polizist wissen. Luhua bestätigt das, und dass es ihm leid tue. Er wisse, dass er einen Fehler gemacht hätte.

Habe er noch ein paar Worte für die Polizei? Der sichtlich gestresste Mann entschuldigt sich daraufhin mehrmals förmlich und verspricht, so etwas nie wieder zu tun. Dann endet das Video. Ob er bestraft wurde oder was dann mit ihm passierte, ist nicht bekannt.

Soziales Punktesystem

Möglich wurde dieses Verhör nur, weil China seine Bürger offline wie online rigoros überwacht. Das Resultat ist ein "Soziales Punktesystem", bei dem Bürger Punkte für braves Verhalten bekommen, und Punkte verlieren, wenn sie aus Sicht des Staates negativ auffallen. Punkte werden abgezogen, wenn man verbotene Webseiten besucht, unliebsame Nachrichten postet oder einfach zuviel Fast Food oder Videospiele kauft. Selbst online mit jemandem befreundet zu sein, der eine niedrige Bewertung hat, führt zu Punkteverlusten.

Und wer zu wenig Punkte hat, wird bestraft: Die regierungsnahe Zeitung Global Times berichtete etwa im Sommer, dass im Juli 2,56 Millionen Menschen verboten wurde, Flugtickets zu kaufen. 90,000 Menschen durften sich keine Fahrkarte für Hochgeschwindigkeitszüge kaufen.