Gesundheit

Chirurgin streamt OPs auf TikTok – verliert Zulassung

Eine Schönheitschirurgin verlor ihre Lizenz, weil sie OPs auf TikTok streamte und Patientinnen Komplikationen erlitten. War die Ärztin abgelenkt?

Sabine Primes
Dr. Katharine Roxanne Grawe (Bild) wurde zweimal schriftlich verwarnt bevor ihr jetzt ihre Lizenz entzogen wurde.
Dr. Katharine Roxanne Grawe (Bild) wurde zweimal schriftlich verwarnt bevor ihr jetzt ihre Lizenz entzogen wurde.
TikTok/ juan.martinezvs; TikTok/noticiasinfoenigma; Collage: heute.at

Einer plastischen Chirurgin aus Ohio (USA), die einige Operationen von Patienten auf TikTok per Livestream übertrug und bei der drei Patienten nach der Operation über Komplikationen berichteten, wurde ihre staatliche medizinische Zulassung dauerhaft entzogen, so die Ärztekammer des Bundesstaates. Dr. Katharine Roxanne Grawe – in den sozialen Medien auch als "Dr. Roxy" bekannt – wird "nicht mehr in der Lage sein, im Bundesstaat Ohio als Ärztin zu praktizieren", sagte die Sprecherin der staatlichen Ärztekammer von Ohio gegenüber CNN. Zusätzlich wurde Grawe eine Geldstrafe von 4.500 Dollar auferlegt.

Grawe, die eine Praxis für plastische Chirurgie im Columbus-Vorort Powell betreibt, sagte, sie habe Social-Media-Videos gemacht, weil sie gerne unterrichte und Menschen außerhalb des medizinischen Bereichs die Schönheitschirurgie erklären wollte. "Aber wenn ich heute hier stehe, sehe ich, wie viele dieser Videos albern und unprofessionell wirkten." Die Behörde setzte Grawes Zulassung am 18. November 2022 aus, nachdem sie zweimal verwarnt worden war. In der Mitteilung an die Ärztin hieß es, die Behörde habe festgestellt, dass ihre "fortgesetzte Praxis die Gefahr eines unmittelbaren und ernsthaften Schadens für die Öffentlichkeit darstellt". Jetzt wurde ihr die Zulassung entzogen. 

Verletzter Dünndarm und absterbendes Gewebe

Eine Patientin, die sich am 21. März 2022 einer Fettabsaugung am Bauch und an den Armen sowie einem "brasilianischen Po-Lifting" unterzog, ließ einen Teil des Eingriffs in den sozialen Medien übertragen. "Während Sie in die Kamera blickten und mit der Kamera sprachen, führten Sie eine Fettabsaugung am Bauch von Patientin 1 durch", heißt es in den Unterlagen der Behörde. "Obwohl es sich bei der Fettabsaugung um einen Eingriff handelt, bei dem man die Kanülenspitze im Auge behalten muss, um Verletzungen zu vermeiden, bedeutete Ihre Aufmerksamkeit für die Kamera, dass Sie in diesen Momenten den Patienten nicht ansahen oder die Position der Kanülenspitze nicht ertasteten." Die Patientin wurde am 28. März 2022 in ein anderes Krankenhaus verlegt, wo man feststellte, dass sie einen "perforierten Dünndarm und eine nekrotisierende Weichteilinfektion" hatte – also einen verletzten Darm und eine Infektion, bei der infiziertes Gewebe plötzlich und sehr rasch abstirbt. Die Patienten benötigte einen "längeren Aufenthalt" zur Genesung. 

Interaktion mit TikTok-Usern während OPs

Grawe interagierte mit TikTok-Usern, die während der Operationen Fragen posteten. Jemand anderer las die Fragen während des Livestreams vor und sie antwortete darauf. "Ich habe wirklich nur versucht, Gutes zu tun und den Leuten die Operationen zu zeigen." Grawe sagte aus, dass sie in den letzten fünf Jahren medizinische Eingriffe an etwa 5.500 Patienten durchgeführt hat, zwei bis fünf Operationen pro Tag – hauptsächlich Operationen an den Brüsten, dem Bauch, den Oberschenkeln, den Armen und dem Gesäß durchführte. "Ich kann mir vorstellen, dass es für die Leute so aussieht, als würde ich mich mehr um dies oder das Posten eines TikToks kümmern, als mich um einen Patienten zu kümmern, aber so war es nie." Grawe kann gegen die Entscheidung des Ausschusses Berufung einlegen. Ihre TikTok- und Instagram-Konten sind jetzt privat.

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