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CIA-Chef stolperte über Affäre mit Biografin

Heute Redaktion
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Bild: Reuters/dapd/Charlotte Observer

US-Militär-Legende David Petraeus trat am Samstag wegen einer Affäre nach nur etwas mehr als einem Jahr von seinem Posten als CIA-Chef zurück. Wie nun bekannt wurde, soll der 60-Jährige seine Frau Holly ausgerechnet mit der eigenen Biografin betrogen haben.

Wie nun bekannt wurde, soll der 60-Jährige seine Frau Holly ausgerechnet mit der eigenen Biografin betrogen haben.

Paula Broadwell schrieb am Petraeus-Buch "All in. The Education of General David Petraeus" mit. Doch der CIA-Chef dürfte in der Journalistin und Autorin mehr als nur eine Biografin gesehen haben. Laut "CNN" hat die US-Bundespolizei FBI einen Tipp erhalten, dass der eine Affäre mit Broadwell gehabt hat.

Es seien deshalb Ermittlungen wegen möglicher Sicherheitsrisiken eingeleitet worden, berichtete der "CNN" am Samstag unter Berufung auf US-Beamte. Petraeus, der sich als Oberbefehlshaber in Afghanistan und im Irak große Anerkennung verdient hatte, war im September vergangenen Jahres an die Spitze des Geheimdienstes CIA getreten. Die glänzende Karriere des 60-Jährigen wurde nun abrupt unterbrochen. Petraeus reichte seinen Rücktritt wegen der außerehelichen Beziehung ein.

In einer Erklärung an die Mitarbeiter der CIA teilte Petraeus am Freitag mit, er habe mit der Affäre "sehr schlechtes Urteilsvermögen" an den Tag gelegt. "Nach mehr als 37 Jahren Ehe habe ich ein äußerst schlechtes Urteilsvermögen an den Tag gelegt, indem ich eine außereheliche Beziehung einging", erklärte Petraeus. "Ein derartiges Verhalten ist inakzeptabel, sowohl als Ehemann als auch als Führer einer Organisation wie der unseren", schrieb er.

Affäre flog durch Droh-Mails auf

Die Affäre kam durch die Analyse eines Computers von Petraeus ans Licht, nachdem seine mutmaßliche Geliebte belästigende E-Mails an eine zweite Frau verschickt haben soll. Laut "New York Times" und "Washington Post" soll Broadwell eine bisher unbekannte zweite Frau in E-Mails "belästigt" haben, weil sie diese als Bedrohung für ihre Beziehung zu Petraeus empfunden habe. Die Empfängerin sei derart eingeschüchtert gewesen, dass sie bei der Bundespolizei FBI um Schutz sowie um Identifizierung der Absenderin gebeten habe. Laut "Washington Post" arbeitete die Frau nicht bei der CIA, zudem sei ihre Beziehung zu Petraeus unklar.

Unklar war zunächst auch, ob Petraeus' Rücktritt ausschließlich aus persönlichen Gründen erfolgte oder ob Sicherheitsbedenken eine Rolle spielten. US-Medien zufolge ermittelt das FBI gegen Broadwell wegen unerlaubten Zugangs zu sicherheitsrelevanten Informationen. Die Autorin soll demnach versucht haben, E-Mails von Petraeus während dessen Zeit als Oberkommandierender der NATO-Truppen in Afghanistan zu lesen. Sie hatte in der Biographie "All In" viele Details über Petraeus veröffentlicht.

Obama: "Meine Gedanken sind bei Dave und Holly"

Am Donnerstagnachmittag habe er daher Präsident Barack Obama um seine Entlassung gebeten. Präsident Barack Obama nahm den Rücktritt an und dankte dem früheren Oberbefehlshaber in Afghanistan und im Irak für seine "außerordentlichen Dienste". "Meine Gedanken und Gebete sind bei Dave und Holly Petraeus, die durch ihre eigene Arbeit so viel für die Familien unseres Militärs gemacht hat", erklärte Obama. "Ich wünsche ihnen nur das Beste in dieser schwierige Zeit."

Auch war unklar, ob der Rücktritt ausschließlich aus persönlichen Gründen erfolgte oder ob Sicherheitsbedenken eine Rolle spielten, die seine Arbeit als Chef des US-Geheimdienstes beeinträchtigt hätten.

Petraeus zuletzt hart kritisiert

Der Rücktritt erfolgte inmitten von Kritik an Petraeus' Reaktion auf einen tödlichen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Benghazi, bei dem unter anderem der US-Botschafter ums Leben kam. Nach dem Anschlag auf das US-Konsulat am 11. September in der libyschen Stadt Benghazi hatte die CIA Präsident Obama angeblich unzutreffend über die Hintergründe des Attentats informiert. Petraeus sollte in der kommenden Woche im Kongress dazu befragt werden.

Der Anschlag war später zum Wahlkampfthema geworden. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney warf Obama Fehleinschätzung und Irreführung vor. Die CIA hatte Obama tagelang versichert, die Attacke sei aus einer spontanen Protestaktion erwachsen. Wie sich später herausstellte, handelte es sich aber um einen geplanten Terroranschlag von islamischen Extremisten am Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001.