Österreich

City-Brand: Polizei muss weiter auf Verhör warten

Heute Redaktion
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Bild: LPD Wien/Heute.at Montage

Der im Zusammenhang mit dem tödlichen Brand in der Wiener Innenstadt am Mittwoch in U-Haft genommene Werner C. (44) befindet sich auch nach Ostern noch in der psychiatrischen Abteilung eines Wiener Spitals. In dieser Woche soll der Verdächtige, der den Brand nicht verursacht haben will, erneut einvernommen werden. Vor Donnerstag dürfte es jedoch laut Polizei zu keinem weiteren Verhör kommen.

"Ich habe heute wieder kurz mit meinem Mandanten gesprochen. Er ist immer noch in Spitalbehandlung", bestätigte Strafverteidiger Ernst Schillhammer am Dienstag. Die Ermittler sind zuversichtlich, in dieser Woche mit dem Verdächtigen sprechen zu können. "Heute findet aber keine Einvernahme mehr statt, und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch morgen nicht", sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger.

Nach seiner Festnahme am Donnerstagvormittag musste der stark betrunken aufgefundene 44-Jährige zuerst wieder nüchtern werden. Freitagnachmittag konnte die Polizei endlich von einer Einvernahme berichten. Der Verdächtige will das Feuer, bei dem eine 23-Jährige starb, nicht gelegt haben. Er behauptet, in seiner Wohnung wäre es ohne sein Zutun zu einer Explosion gekommen.

Seiner Aussage nach hätte er am Mittwoch zuerst seine Mutter besucht und wäre dann mit seinem Labrador "Murphy" spazieren gegangen. Als er zu seiner Wohnung zurückkehrte, sei er in dem Moment, als er den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, von der Detonation überrascht worden. Daraufhin wäre er "im Schock davon gelaufen".

Unter Bewachung im Spital

Die Kriminalisten haben sich bei der ersten Einvernahme sehr schwergetan. Werner C. soll sich in einem psychisch labilen Zustand befinden, er gilt als suizidgefährdet und wurde daher in ein Spital und nicht in die Justizanstalt Wien-Josefstadt überstellt. Dort wird er von Justizwachebeamten überwacht. Über den 44-Jährigen wurde die U-Haft verhängt wegen Tatbegehungsgefahr. Der Beschluss ist rechtskräftig und bis zum 2. Mai rechtswirksam.

Benzin als Brandbeschleuniger

In seinem im vierten Stock gelegenen Appartement war es am Mittwoch um 4.30 Uhr zu einer Explosion gekommen. Als Brandbeschleuniger war Benzin verwendet worden. Nähere Aufschlüsse soll das Gutachten eines Brandsachverständigen bringen. Der 44-Jährige hätte infolge erheblicher Mietrückstände am Mittwoch delogiert werden sollen.

Am Donnerstag war er schwer betrunken gefunden worden - Bitte umblättern.

Betrunkenen aufgelesen

Am Donnerstag gegen 9.00 Uhr ahnten die Beamten noch nicht, zu wem sie da gerufen wurden, als sie in die Löwengasse zu einer reglosen Person geholt wurden. Der Mann - offensichtlich stark alkoholisiert - lag am Asphalt und war nicht ansprechbar. Neben ihm saß "Murphy". Der Rettungsdienst transportierte den Mann ins Spital.

Zur selben Zeit suchten Einsatzkräfte in der völlig zerstörten Wohnung nach dem Mietnomaden - man nahm an, dass er sich möglicherweise unter den Trümmern befand. Dabei entdeckten die Feuerwehrleute im Keller des Hauses einen zweiten Brandsatz.

Im Zuge weiterer Erhebungen stellten die Polizisten fest, dass es sich bei dem Betrunkenen um justament jenen Mann handelte, den sie wegen Brandstiftung am Hohen Markt suchten. Der 44-jährige Werner C., eine bankrotter Unternehmensberater, wurde im Spitalsbett in U-Haft genommen - für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Mietnomade hatte Feuer gelegt

Motiv für die Brandstiftung in der Marc-Aurel-Straße dürfte eine Delogierung, die am Mittwoch hätte vollzogen werden sollen, gewesen sein. Es dürfte sich bei dem Mann um einen "Mietnomaden" handeln, also jemand, der von Wohnung zu Wohnung zieht, ohne Miete zu zahlen und jedes Mal flüchtet, wenn es brenzlig wird. In diesem Fall hatte der Mann nur die erste Monatsmiete - 1.500 Euro - bezahlt.

Die Trauer um das Brandopfer, Alexandra R. (23), eine Soziologiestudentin, die bei einem Wiener Consultungbüro arbeitete, ist groß: Freunde posten auf Facebook als Zeichen der Verbundenheit Herzen.

 
Tags zuvor um 4. 30 Uhr hatten die Bewohner eines Hauses Ecke Marc-Aurel-Straße Hoher Markt Alarm geschlagen.
Beim Eintreffen der Feuerwehr, die mit 70 Mann vor Ort war, haben die Flammen bereits aus den Fenstern geschlagen. Zuvor waren mehrere Anrufe von Anrainern eingegangen, dabei wurde auch von einem "lauten Knall" berichtet.

Das Feuer hatte in einer der Wohnungen ihren Ausgang genommen, in diesem Appartment ist auch die Tote gefunden worden. Die 23-jährige Frau dürfte ums Leben gekommen sein, als durch Verpuffung von Benzindämpfen eine Wand umstürzte und sie unter sich begrub.

Gebäude stark mitgenommen

51 Menschen mussten aus dem Gebäude gerettet werden. Fünf Kinder im Alter von zwei bis 15 Jahren, ein Mann (52) und eine Frau (33) sind mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Spital gebracht worden. Die 34 unverletzten Hausbewohner wurden wegen der niedrigen Temperaturen in der Nacht in einem Bus der Wiener Linien betreut. Die meisten Evakuierten konnten im Laufe des Tages in ihre Appartements zurückkehren.

Sieben Menschen haben leichte Rauchgasvergiftungen davongetragen. Sie wurden von der Wiener Berufsrettung an Ort und Stelle behandelt. Die Aufräumarbeiten haben einige Zeit gedauert, die Straße war übersät mit Glasscherben, weil Fenster geborsten waren.

Über die Höhe des Schadens liegen noch keine Angaben vor. Laut Gerald Schimpf von der Wiener Berufsfeuerwehr konnte man um 6 Uhr 15 Brand Aus geben.

"30 Minuten im Haus eingesperrt"

Horror-Minuten für eine Familie aus dem Brandhaus: "Wir mussten 30 Minuten auf unsere Rettung warten, obwohl es zwei Stockwerke unter uns lichterloh gebrannt hat", ist Vater Aiman Z. (55) geschockt. "Dann wurden wir mit Schutzmasken rausgeholt." Mutter (33) und Kinder (2, 3, 5, 6) werden im Spital behandelt, sie erlitten leichte Rauchgasvergiftungen.