Wien

City-Streit um Mega-Schanigarten im Stadtpark

City-Chef Markus Figl (ÖVP) lehnt den Plan eines temporären Schanigartens im Stadtpark ab, SPÖ und City-Gastronomen stehen aber dahinter.

Christine Ziechert
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Christian Wukonigg vom "Café Engländer" versteht die Ablehnung des Stadtpark-Schanigarten nicht.
Christian Wukonigg vom "Café Engländer" versteht die Ablehnung des Stadtpark-Schanigarten nicht.
Sabine Hertel

Der Plan der Stadt, für drei Monate einen Schanigarten im Stadtpark mit zehn Gastroinseln und Picknick-Zonen zu errichten, sorgt für dicke Luft in der City: Denn Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) lehnt das Vorhaben ab: "Ich finde es sehr schade, dass der Stadtpark als Erholungsraum den Menschen genommen werden soll", so Figl gegenüber Radio Wien. Denn gerade Erholungsraum sei derzeit sehr wichtig für die Menschen und Parkanlagen seien eben dafür da. 

Seine Stellvertreterin im Bezirk, Lucia Grabetz (SPÖ), sieht die Sache anders: "Aktuell haben wir eine Ausnahmesituation und diese bedarf auch Ausnahme-Maßnahmen. Eine kategorische Ablehnung der Schanigärten im Stadtpark verwundert mich. Ich will als Vertreterin der Bewohner gemeinsam mit der Stadt eine gute und befristete Lösung erarbeiten, um die Gastronomie heuer zu unterstützen. Damit werden auch wichtige Arbeitsplätze gesichert und den Menschen wird endlich die Möglichkeit gegeben "raus" zu gehen - und zwar in einem geregelten Format. Auch wir Bewohner freuen uns darauf, endlich wieder eine Melange oder ein knuspriges Schnitzl im Schanigarten genießen zu können." 

"Meine Kollegen und ich kämpfen ums Überleben" - Gastronom Christian Wukonigg

Auch City-Gastronomen wie Christan Wukonigg, der mit dem "Café Engländer", der "Bar 1010" und dem "Paul & Vitos" gleich drei Lokale in der Innenstadt führt, können Figls Haltung nicht nachvollziehen: "Hier geht es nicht um eine dauerhafte Belagerung des Stadtparks. In dieser Ausnahmesituation könnte man ein Auge zudrücken. Meine Kollegen und ich kämpfen ums Überleben", meint Wukonigg.

In ganz Wien sollen insgesamt rund 50 Gastroinseln aufgebaut werden, neben den 36 im Stadtpark sollen pro Bezirk noch ein bis zwei mit jeweils 36 Sitzplätzen dazukommen. Insgesamt können in den drei Monaten 300 Betriebe – also 100 pro Monat – mitmachen, die über keinen eigenen Gastgarten verfügen. Der Finanz-Ausschuss bewilligte bereits 2,8 Millionen Euro für das Vorhaben. Wo und wann die Schanigärten errichtet werden bzw. welche Wirte zum Zug kommen, ist allerdings noch offen. Auch der ursprüngliche Start-Termin, der 27. März, wird wohl aufgrund der hohen Corona-Infektionszahlen nicht halten.

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    Gähnende Leere am Wiener Naschmarkt. Die Gastronomen hoffen auf eine baldige Öffnung zumindest der Schanigärten.
    Gähnende Leere am Wiener Naschmarkt. Die Gastronomen hoffen auf eine baldige Öffnung zumindest der Schanigärten.
    Sabine Hertel

    Lob von den Neos, Kritik von den Grünen und FPÖ

    Lob für das Konzept gab es bisher vom Koalitonspartner, den Neos: "Wir alle sehnen uns schon sehr nach gemütlichen Zusammentreffen in den Schanigärten. Die geplanten Gastroinseln sind ein Pilotprojekt, um diesen Weg in Richtung Normalität zu unterstützen", erklärte Wirtschaftssprecher Markus Ornig. Die Grünen und die FPÖ sehen die Aktion wiederum kritisch: "Es geht nicht, dass die aktuell stark genutzten Freiräume und Erholungsräume wie Parks oder öffentliche Plätze zu Megae-Eventzonen verbaut werden und die Menschen dort verdrängt werden", meint der nicht amtsführende Stadtrat Peter Kraus (Grüne). 100 Gastronomen pro Monat, das sei nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Es sei auch "völlig inakzeptabel, dass die Lokalbesitzer nach einem Monat ihren Platz wieder räumen müssen", so der Chef der Wiener FPÖ, Dominik Nepp.