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Coach Kulovits: "Ich will mit Rapid Meister werden"

Die Spieler-Karriere von Stefan Kulovits geht "dank" Corona-Pandemie still und ohne Spektakel zu Ende. Doch die Zukunft ist geplant: Der 37-jährige Wiener wechselt an die Seitenlinie.

Erich Elsigan
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Stefan Kulovits auf der Sandhausen-Bank.
Stefan Kulovits auf der Sandhausen-Bank.
Imago Images

Stefan Kulovits ist eine Klub-Ikone – und das bei gleich zwei Vereinen! Bis 2013 rackerte er 252 Spiele lang im Rapid-Mittelfeld. Ausbeute: zwei Meistertitel. Bei seinem Abschied hinterließ er Tränen. Seit sieben Jahren hält "Kulo" dem deutschen Zweitligisten Sandhausen die Treue, stieg zum Kapitän und Fan-Liebling auf. "Ich hatte Mankos im technischen Bereich, ging aber immer voran", sagt der Wiener im "Heute"-Gespräch.

Die aktive Laufbahn neigt sich dem Ende zu. Seit einem im Vorjahr erlittenen Wadenbeinbruch kam die "Kampfgelse" (Copyright Andi Herzog) nicht mehr zum Einsatz. Dafür werkt der Rechtsfuß bereits als Co-Trainer beim Tabellen-13. Ein Beweis für sein hohes Standing. "Im Sommer kam das Angebot vom Verein, dass ich als Stand-by-Spieler weitermachen soll, aber in den Trainerstab hochrücken kann. Das war ein sehr schöner Übergang. Es hat so ein bisschen das Karriereende bedeutet. Aber eben noch nicht ganz, weil ich mich nach wie vor für den Fall der Fälle fit halte."

Kulovits hat Geisterspiel-Erfahrung

Gibt es ein letztes Hurra? "Schauen wir, was in den nächsten Wochen passiert. Wenn wir vor der letzten Runde gerettet sind, gibt es vielleicht noch ein paar Einsatz-Minuten", sagt Kulovits. Dass es corona-bedingt in einem leeren Stadion wäre, sieht der Familienvater nüchtern. "Wir haben einfach besondere Umstände. Sicher träumt man davon, vor vollem Haus zu spielen. Aber momentan sind wir einfach froh, dass es am Wochenende wieder los geht." Am Samstag steht die Auswärtspartie in Aue auf dem Programm.

Stefan Kulovits (l.) als Co-Trainer
Stefan Kulovits (l.) als Co-Trainer
Imago Images

Kulovits weiß bereits, wie Geisterspiele funktionieren. "Mit Rapid habe ich zwei bestritten. Nach dem Skandal-Derby 2011 gegen die Admira und im Europacup gegen Rosenborg. Keine schönen Erfahrungen. Von der Stimmung her hatte es Testspiel-Charakter, gleichzeitig wusste ich, wie wichtig die Partien sind. Genauso ist es jetzt. Für Sandhausen geht es um die Existenz des Vereins. Wir können nicht sagen, dass wir die ersten beiden Partien mal zum Reinkommen hernehmen."

"Kampfgelse" steht auf Ballbesitz

Ab der kommenden Saison ist Kulovits Vollzeit als Coach eingebunden. "Ich bin noch in der Ausbildung, will so viel wie möglich aufsaugen. Es ist ein langer Prozess, bis ich mal einen Klub übernehmen kann." Vielleicht sogar Rapid? "Ich hoffe, Didi Kühbauer hat noch eine erfolgreiche Zeit vor sich, ich wünsche ihm alles Gute. Aber ja, träumen darf man. Ich wurde als Spieler zwei Mal Meister. Es ist mein Ziel, das auch als Trainer zu schaffen. Darauf arbeite ich hin."

Kulovits 2008 mit dem Meisterteller
Kulovits 2008 mit dem Meisterteller
GEPA

Für welchen Fußball steht der Trainer Kulovits? "Das ist schwierig zu beantworten, ich bin noch in der Ausbildung. Ich bin noch zu kurz dabei um sagen zu können, welche Richtung es wird. Grundsätzlich schaue ich mir gerne Mannschaften an, die viel im Ballbesitz sind – und ihn mit Gegenpressing schnell zurückerobern. Vielleicht überzeugt mich der eine oder andere Trainer ja noch von etwas anderem."

Müsste sich Kulovits für ein Vorbild entscheiden, wäre es Jürgen Klopp. "An ihm kann man sich orientieren, was die Emotionen und die Außenwirkung betrifft."

"Ich hatte die Hosen nie voll"

Wie denkt der Trainer Stefan Kulovits über den Spieler Stefan Kulovits? "Ich glaube, ich war als Spieler ein Typ, wie ihn jeder Coach gerne in den eigenen Reihen hat. Ich hatte die Hosen nie voll", erzählt der fünffache ÖFB-Teamspieler. "Ich bin auch stolz darauf, dass ich in meiner Karriere eine gewisse Kontinuität hatte. Ich habe Großteils das abgerufen, was in mir steckt. Den einen oder anderen Mangel hätte man vielleicht früher bearbeiten können. Da wäre ich froh gewesen, Trainer zu haben, die mehr darauf eingegangen wären. Mit Spielanalysen zum Beispiel."

Kontakt zum Rapid-Scouting

Kulovits ist nach wie vor eng mit Rapid verbunden. Steffen Hofmann zählt er zu seinen Freunden. "Den Status, den er in Österreich hat, habe ich hier leider nicht erreicht. Das muss man ganz ehrlich sagen. Er ist der Fußballgott, das würde ich von mir nicht behaupten", grinst der Routinier. "Helge Payer ist auch ein guter Freund geworden." Der Ex-Keeper ist mittlerweile als Spieler-Berater und Mentor tätig. "Wir reden immer wieder mal über Talente, die vielleicht für Sandhausen interessant wären. Bei Rapid sitzt mittlerweile Martin Hiden im Scouting-Bereich, auch mit ihm bin ich in engem Austausch. Die Kontakte werden nie abreißen."

"Wir leben in einer Reizüberflutung"

Persönliche Treffen gab es in jüngster Zeit freilich nicht. Doch bis auf die sozialen Kontakte ging Kulovits während der Corona-Zwangspause wenig ab. "Ich habe gemerkt, mit wie wenig man im Leben eigentlich auskommen kann. Wir leben in einer kompletten Reizüberflutung", erzählt er. "Ich bin keine 20 mehr und muss jeden Tag in die Stadt Kaffee trinken oder sonst was. Das bin ich nicht. Ich genieße die Ruhe mit der Familie, spiele mit den Kindern im Garten."

Seit sieben Jahren wohnt Kulovits mittlerweile in Baden-Württemberg. Seinen österreichischen Akzent hat er sich behalten – im Gegensatz zu manch anderem ÖFB-Legionär. "Ich kann das absolut nicht nachvollziehen. Ich finde es einfach schön, wenn man hört, wo jemand herkommt. Ich glaube ja, die Deutschen hören den Wiener Dialekt auch ganz gerne."

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