Niederösterreich

Comeback-Pläne für Filmfest am Domplatz in St. Pölten

2024 soll ein Kunst- und Kulturschwerpunkt gesetzt werden: Das Format "Film am Dom" soll ein Comeback feiern.

Erich Wessely
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Der Domplatz in St. Pölten.
Der Domplatz in St. Pölten.
Erich Wessely

Nach dem überraschenden Scheitern für die Bewerbung als europäische Kulturhauptstadt rief man kurz darauf selbst St. Pölten als "Landeskulturhauptstadt 2024" aus. Nun gibt es erste Details, wie das aussehen könnte.

Die Gegenwart sieht so aus: Am Domplatz geht die bauliche Planung nun in die finale Phase, während bald auch am Europaplatz gegraben wird. Im Stadtmuseum oder bei Stadtführungen sind indes nach der Corona-Pause wieder historische Einblicke möglich.

Bürgermeister Matthias Stadler (SP) zum Projekt Domplatz: „Die Bauarbeiten starten demnach 2021 und sollen bis 2023 abgeschlossen sein – soweit liegen wir also genau im Zeitplan, um jedenfalls vor dem Kunst- und Kulturschwerpunkt 2024 fertig zu sein“, so Stadler.

Markt bleibt am Domplatz

Während der Bauarbeiten werde darauf geachtet, dass der Markt durchgehend weiterhin am Domplatz stattfinden kann. Die Planung für die Domplatzgestaltung vom Architekturbüro Jabornegg & Pàlffy sind in der Qualität „Einreichplanung“ ja seit mehreren Jahren unverändert vorliegend "und erfahren nun ein letztes Update gemäß den tagesaktuellen Erkenntnissen und Bedürfnissen. Dabei spielt die Nutzung als Wochenmarkt ebenso eine Rolle wie die Bespielung des Domplatzes in verschiedenen Settings von klein bis ganz groß", heißt es in einer Aussendung der Stadt.

Stadler zur künftigen Platzbespielung: „Es geht um die Aufwertung des Platzes, sowohl hinsichtlich des Erscheinens – hochwertig gepflastert, mit Beleuchtung und Baumzeile – als auch um die Nutzung. Konkret heißt das etwa Aufenthaltsqualität auch ohne Konsum durch innovative Möblierung, kulturelle Veranstaltungen, Markt und Schanigärten.“

Wiederaufnahme von "Film am Dom"

Die kulturellen Planungen für den neuen Domplatz laufen jedenfalls bereits. Die sehr positiven Gespräche gehen hier von einer Wiederaufnahme des erfolgreichen Formats „Film am Dom“ mit den Verantwortlichen vom Cinema Paradiso bis zu einem großen Spezial-Konzert des Tonkünstler Orchesters im Rahmen des Saisonauftakts des Festspielhauses im September 2023 auf dem Domplatz. „Das alles bei freiem Eintritt“, wie das Stadtoberhaupt ergänzt.

Die gesetzlich vorgeschriebenen Grabungen am Domplatz seien bereits seit letztem Jahr abgeschlossen, aber auch sonst gebe es für die Archäologen in der Stadt noch einiges zu tun.

In der Schneckgasse 17 sowie beim Betriebsgebiet in Ratzersdorf wurden vor kurzem die Arbeiten abgeschlossen. Beim Landesklinikum, in der Kremser Gasse, in der Kremser Landstraße, in der Fuhrmannsgasse sowie beim Kalvarienberg laufen aktuell die Grabungen, beim Europaplatz soll noch im Juni begonnen werden.

70 Silbermünzen entdeckt

„Insgesamt wurden nur in der Schneckgasse auf 1.200 Quadratmetern 1.954 Schichten dokumentiert, aus denen rund 150 Kartons an Fundmaterial geborgen wurden. Dazu gehören auch 14 Fibeln sowie 175 Münzen. Freigelegt wurden zwei annähernd im rechten Winkel zueinander liegende Straßenzüge und Reste von drei Gebäuden aus der Römerzeit aus dem 2. Jahrhundert nach Christus“, weiß Stadtarchäologe Ronald Risy. Knapp über dem Boden wurde außerdem ein kleiner Münzschatzfund mit 70 Silbermünzen aus dem 12. bzw. 13. Jahrhundert geborgen.

In Ratzersdorf konnten auf knapp 61.500 Quadratmetern 2.464 Einzelobjekte dokumentiert werden, darunter eine Halskette aus gelochten Muscheln, Schneckenhäusern und Knochen – etwa 4.300 Jahre alt. Wo jetzt Betriebe angesiedelt werden, dürfte bereits 1.200 vor Christus eine ausgedehnte Siedlung der späten Jungsteinzeit gelegen sein.

Grabungen rund um die Innenstadt

Derzeit wird auch in bzw. rund um die Innenstadt gegraben. Im Vorfeld der Errichtung eines neuen Baukomplexes für die Raiffeisenbank konnten bei der Kremser Landstraße etwa bisher eine Reihe von Befunden aus der Römerzeit, vor allem Abfallgruben, Drainagesysteme und eine urzeitliche Grube dokumentiert werden. Auch 19 Münzen konnten hier gefunden werden.

Im Zuge der ersten Sanierungsarbeiten beim Kalvarienberg konnte überraschenderweise eine bronzezeitliche Bestattung freigelegt. Im heurigen Jahr soll die Figurengruppe wieder aufgestellt werden. „Zu aller Überraschung waren noch große Teile der ursprünglichen Sockelzone und die davorliegende Pflasterung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts erhalten“, zeigt sich Risy begeistert.

Bürgermeister Matthias Stadler (M.), Stadtmuseumsleiter Thomas Pulle (r.) und Stadtarchäologe Ronald Risy (l.) präsentieren Funde aus den archäologischen Befundungen aus St. Pölten im wieder geöffneten Museum.
Bürgermeister Matthias Stadler (M.), Stadtmuseumsleiter Thomas Pulle (r.) und Stadtarchäologe Ronald Risy (l.) präsentieren Funde aus den archäologischen Befundungen aus St. Pölten im wieder geöffneten Museum.
A. Behpournia

Nun wird im Zuge der nächsten Etappe der Modernisierung der Kremsergasse bis zum Riemerplatz gegraben, ebenso starten die archäologischen Untersuchungen an der nördlichen Ecke des Europaplatzes im Bereich der ehemaligen Barbarakapelle.

Das Stadtmuseum hat nach coronabedingter Pause wieder geöffnet und ermöglicht unter anderem einen Blick in die Vergangenheit. Zu sehen gibt es bis 16. August im DOK die Sonderschau „SIX APPEAL“, aber auch die Sonderausstellung „Verstorben, begraben und vergessen? St. Pöltner Friedhöfe erzählen.“ wird bis 30. August verlängert.

Führungen mit Hygienevorschriften

„Es sind auch wieder Führungen, natürlich unter Einhaltung sämtlicher Hygienevorschriften, möglich. In kleinen Gruppen bis zu zehn Personen kann man nach Voranmeldung Führungen durch die archäologisch-historische Dauerausstellung, durch die Jugendstilausstellung und die große Sonderausstellung genießen“, verrät Stadtmuseumsleiter Thomas Pulle. 

Aber auch von Zuhause aus kann man einmalige Einblicke genießen: Auf Initiative des Architekturnetzwerkes ORTE Niederösterreich wurde die Ausstellung „Der Blick von außen“ im vergangenen Jahr vom Stadtplaner, Filmemacher und Publizist Reinhard Seiß erarbeitet. Die Schau erfreute sich regen Zuspruchs und steht im Internet in ihrer Gesamtheit zur Nachschau und Nachlese zur Verfügung.

Ein anderer Zugang wurde für die elektronische Erschließung der Ausstellung „Verstorben, begraben und vergessen?“ gewählt. Besucher können sich selbst auf den Weg durch die Ausstellungsräume machen, sich durch die Schau bewegen und auf diese Weise virtuell erkunden. "Auch wer die Sonderausstellung schon gesehen hatte, wird so viele neue Einblicke gewinnen", wird seitens der Stadt in der Aussendung betont.

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