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Conchita Wurst: "Wir sind nicht zu stoppen!"

Heute Redaktion
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Für ihre Verhältnisse wenn nicht sprachlos, aber doch immerhin spracharm zeigte sich Österreichs Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst im Anschluss an das Finale vor der Presse. Sie habe es selbst beim Goldregen, der über dem Gewinner ausgeschüttet wird, noch nicht geglaubt, gewonnen zu haben. Sie habe erst die Worte von ihrem Manager Rene Berto persönlich hören müssen: "Ja, Du hast gewonnen."

im Anschluss an das Finale vor der Presse. Sie habe es selbst beim Goldregen, der über dem Gewinner ausgeschüttet wird, noch nicht geglaubt, gewonnen zu haben. Sie habe erst die Worte von ihrem Manager Rene Berto persönlich hören müssen: "Ja, Du hast gewonnen."

"Sonst quassel ich die ganze Zeit, und jetzt sitze ich hier...", zeigte sich Wurst verwundert. Für sie sei der Sieg beim 59. ESC aber auch ein Zeichen: "Es hat mir gezeigt, dass es in unserer Gesellschaft und nicht in der Vergangenheit stecken bleiben wollen."

Auf Journalistennachfrage hatte sie deshalb sogar eine Botschaft an Russlands Präsident Wladimir Putin, auch wenn sie nicht davon ausgehe, dass er Song Contest schaue: "Wir sind nicht zu stoppen."

sei jedenfalls keineswegs eine kleine Sache für sie: "Ich nehme das nicht für selbstverständlich, weil es von einer Sekunde auf die andere zu Ende sein kann." Etwas Übersinnliches scheint sich dann doch eingeschlichen zu haben in die Auswahl. "Ich glaube eigentlich nicht an Zeichen", betonte Wurst. Aber sie habe am 6.11. Geburtstag. Und nun habe sie im Halbfinale Startplatz 6 und im Finale Startplatz 11 gehabt - was offensichtlich Glück gebracht habe.

Für kommendes Jahr legte sich Wurst schon einmal coram publico die Schiene. "Ich wäre gerne Teil von - vielleicht als Gastgeberin?", kokettierte sie in Richtung der anwesenden Fernsehchefin Kathrin Zechner. Aber verteidigen werde sie ihren Titel nicht. Sofortige Unterstützung bei der Gastgeberidee kam vom EBU-Verantworlichen Jan Ole Sand.

Auf lange Sicht sei für sie, Wurst, jedenfalls klar: "Ich möchte weiter Musik machen - sie ist die Liebe meines Lebens. Mein Leben ist ein Musical, auch wenn das vielen Leuten auf die Nerven geht", so Wurst: "Und ich werde meine Überzeugungen aussprechen, mein Leben leben und mir treu bleiben - das ist der einzige Weg, um glücklich zu bleiben."

Was die europäische Presse über den Sieg von Conchita sagt, lest ihr auf Seite 2...

"Berlingske Tidende" (Kopenhagen):

"Österreich lieferte einen Höhepunkt 'second to none'. Wer kann Tränen, Diva-Kleidern und einem Bart widerstehen - und Wursts Botschaft, dass der Sieg allen gehört, die sich 'Frieden und Freiheit' wünschen?"

"Ilta-Sanomat" (Helsinki):

"Sie ist nicht mehr eine bärtige Frau, sie wurde zur Königin Europas erhoben. Schön, dass auch die Finnen Österreich die meisten Punkte gaben."

"Aftenposten" (Oslo):

"Eine Ohrfeige für alle Homophoben in Europa".

"Sydsvenskan" (Malmö):

"Die Wurst war nicht zu stoppen. (...) 'Rise like a Phoenix' stieg auf und brachte Österreich wieder auf die Songcontest-Landkarte zurück."

"Göteborgs-Posten" (Göteborg):

"Was für ein Liebes-Schock! Conchita Wurst aus Österreich gewann über ganz Europa mit ihrer mächtigen Ballade."

"Svenska Dagbladet" (Stockholm):

"Schon im Semifinale war die Publikumsunterstützung für Conchita Wurst beispiellos. Am Samstag fegte sie dann alle mit sich. (...) Ich glaube, ich habe noch nie einen vergleichbaren Applaus in der Geschichte des Songcontests gehört."

"Il Fatto quotidiano" (Rom) :

"Eine Drag Queen mit Bart erobert den Eurovision Song Contest in Kopenhagen und erweist sich als echter Star des Songwettbewerbs. Conchita Wurst ist zur wahren Königin der Bühne geworden!"

"TMNews":

"Der Eurovision-Wettbewerb 2014 hat eine einzige unbestrittene Königin, Conchita Wurst, eine Drag Queen, die mit ihrem exzentrischen Aussehen und dem Vollbart den Protest homophober Gruppen in Russland ausgelöst hat. Conchita Wurst, die sich nicht als Transsexueller, sondern als Gender-neutral bezeichnet, ist eine tolle Sängerin. Die Mischung aus langen Haaren und männlichem Bart weckt eine bestimmte Verwirrung im Publikum. Österreich schüttelt das Sisi-Image ab."

"La Repubblica" (Rom):

"Hohe Absätze, Schmetterling-Wimpern und dichter Bart: Mit Conchita Wurst erobert Österreich zum ersten Mal seit 1966 den Eurovision Song Contest. Thomas Neuwirth, der erst vor drei Jahren zu Conchita Wurst geworden ist, siegt im Finale in einem bunten, feierlichen Klima, in dem viele österreichischen Fahnen wehen. Conchita Wursts Triumph ist ein Sieg im Europa der Toleranz und des Respekts, wie auch der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer kommentiert hat."

"El Pais"

"Sieg der Übertretung. Die Österreicherin Conchita Wurst gewinnt mit einer intensiven, klassischen Ballade Eurovision 2014. Die Drag Queen überzeugte mit ihrer sicheren Interpretation und einem guten Chor, die beide mindestens genau so kraftvoll waren wie ihr Äußeres. Ein begrüßenswerter, andersartiger Erfolg."

"La Razon"

"Österreich applaudiert der Botschaft von Toleranz, die vom Sieg der Frau mit Bart ausgeht. Österreichs Medien feiern die Diva, die sich sogar traute, Präsident Vladimir Putin herauszufordern, als Verteidigerin von Respekt und Toleranz."

Spaniens "ABC"

"Mit einer makellosen Aufführung öffnete die Künstlerin ihre Flügel wie eine Phoenix, um 170 Millionen Zuschauer zu erobern. Konstante Verteidigerin des Respekts und der Anerkennung. Eine Schlacht, die sie sogar während der Eurovision kämpfen mussten, da verschiedene Vereinigungen in osteuropäischen Ländern ihre jeweiligen staatlichen Fernsehsender aufforderten, Conchitas Auftritt zu boykottieren (...) hinter diesem Bart steckt eine Botschaft der Toleranz."

"Blick" titelt "Europa ist Wurst!"

"Die Dragqueen aus Österreich gewinnt den Eurovision Song Contest. (...) Die lange Durststrecke der Ösis hat ein Ende (...) Auf diesen Moment musste unser Nachbarland lange warten." Der "Sonntagsblick" schreibt: "Europa ist verrückt nach ihm (oder ihr)! Hinter der Figur der bärtigen Frau, die am Eurovision Song Contest Millionen Fans fand, steckt eine Dragqueen aus der Steiermark".

"Tagesanzeiger"-Online berichtet von einem "verdienten Sieg" für Wurst. Auch wenn ihr Song "vielleicht nicht der beste war in der Konkurrenz, so war ihr Auftritt doch der souveränste."