Niederösterreich

Corona könnte Feuerwerksverkauf befeuern, Tiere leiden

Der Tierschutzverein Vösendorf befürchtet, dass es heuer zu vermehrten Feuerwerken an Silvester kommen könnte. Eine erhöhte Gefahr für Tiere.

Tanja Horaczek
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Die Tiere leiden unter der Silvesterknallerei.
Die Tiere leiden unter der Silvesterknallerei.
istock

Mittlerweile scheint klar, dass das Corona-Virus auch bevorstehende Winterfeste wie Weihnachten oder Silvester in diesem Jahr ganz anders aussehen lassen wird, als man es sonst gewöhnt ist. Gerade die Aussicht auf ein Silvester der anderen Art lässt auch bei Tierschutz Austria (TSA) - der Verein betreibt mit dem Tierschutzhaus Vösendorf Österreichs größtes Tierheim - bereits zwei Monate davor die Alarmglocken läuten. Denn da der Jahreswechsel zum Großteil zu Hause stattfinden dürfte, steht zu befürchten, dass sich viele Menschen aus falsch verstandener Feierlaune heuer ganz besonders mit Feuerwerk eindecken könnten, um dann in ihrer unmittelbaren Umgebung der Knallerei zu frönen.

Haus- und Wildtiere in Angst

Für die Einsatzkräfte sowie Tierschützer keine rosige Aussicht: „Silvester ist für das Tierschutzhaus schon immer Grund zur Sorge. In den letzten beiden Jahren hat zwar die Präsenz der Polizei und die Anordnung einer Sperrzone wichtige Verbesserungen gebracht, doch das Grundproblem bleibt bestehen“, sagt Vereinspräsidentin Madeleine Petrovic. Was sie damit genau meint: Tausende Raketen, Knallkörper und Feuerwerksgeschoße, die bereits Tage vor und noch Tage nach Silvester abgefeuert werden, versetzen nicht nur die meisten Haustiere und Wildtiere in Angst, Schrecken und Panik, sondern verpesten auch in einer atemberaubenden Art und Weise die Luft.

Vereinspräsidentin Madeleine Petrovic bittet um Ruhe.
Vereinspräsidentin Madeleine Petrovic bittet um Ruhe.
TSV Vösendorf

Grenzwerte extrem überschritten

So wurden etwa in Österreich in der Nacht auf den ersten Jänner 2018 Feinstaubwerte zwischen 150 und 440 Mikrogramm gemessen. Zum Vergleich: Der Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm. Deutsche Forscher haben gar herausgefunden, dass Feuerwerke zu Silvester binnen weniger Stunden bis zu einem Sechstel der Feinstaubmenge generieren, die der Straßenverkehr innerhalb eines Jahres verursacht.

Das deutsche Umweltbundesamt selbst berichtete Ende 2019, dass jährlich rund 4.200 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt werden, der größte Teil davon natürlich in der Silvesternacht belastet. Das belastet nicht nur die Umwelt immens, sondern auch die Gesundheit: Die Wirkungen reichen laut Umweltbundesamt von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen.

Jede Belastung vermeiden

„Gerade in Zeiten von COVID-19 kommt es eigentlich sehr darauf an, jede vermeidbare Belastung für die Lungen, insbesondere für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, für die Kinder und für alle, die ohnehin an Problemen mit den Atemwegen leiden, absolut einzustellen“, sagt Petrovic. Tierschutz Austria wird daher einen Appell mit ebendieser Botschaft an den Bundeskanzler, den Innenminister und den Gesundheitsminister senden.

„Denn niemand könnte verstehen, dass zwar wir alle zur Solidarität aufgefordert sind, dass aber eine geradezu irre Zusatzbelastung für unsere Lungen mutwillig in der Umwelt freigesetzt wird“, so Petrovic. Im Übrigen ist was das Thema Feuerwerk betrifft, im Koalitionsabkommen eine Novellierung des Pyrotechnikgesetztes im Kapitel „Saubere Luft und besserer Lärmschutz“ vereinbart. Daher die Frage von TSA: Wann, wenn nicht jetzt?

"Schauen wir auf uns, die Umwelt und die Tierwelt"

Petrovic ersucht auch Spitäler, Ärztinnen und Ärzte, die 1450-Helpline sowie das Rote Kreuz und das Gesundheitspersonal um solidarische Unterstützung des Appells. „Schauen wir auf uns, schauen wir auf die Umwelt und auf alle Haus- und Wildtiere. Auch – und gerade – an Silvester“, so Petrovic abschließend.